1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Marode Banker-Villa am Südwall verkauft

ImmobilienMarode Banker-Villa am Südwall verkauft

Ein Privatinvestor erwarb markantes Stendaler Gebäude an Supermarkt-Zufahrt bei einer Zwangsversteigerung für 31.000 Euro.

Von Wolfgang Biermann 04.04.2017, 08:49

Stendal l Donnerstag um 10 Uhr: Zwangsversteigerung „zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft“, wie es im Aushang des Amtsgerichts am Saal 112 heißt. Zum Aufruf kommt unter dem Aktenzeichen 7 K 3/16 das 515 Quadratmeter große, denkmalgeschützte Grundstück Südwall 47. Mit dem Ende der um 10.07 Uhr von der Rechtspflegerin eröffneten halbstündigen Bieterstunde hat es um 10.38 Uhr einen neuen Eigentümer unter den acht im Saal 112 anwesenden Interessenten gefunden.

Für 31.000 Euro erhielt ein Stendaler den Zuschlag. Mit einem anderen Stendaler hatte er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in 500 Euro-Schritten geliefert. Mit 30.500 Euro hatte der Konkurrent sein letztes Gebot abgegeben. Er wolle aus dem 1910 von einem hiesigen Bankdirektor im Jugendstil errichteten Haus wieder ein Schmuckstück für sich und seine Familie machen, sagte der glücklich wirkende neue Eigentümer der Volksstimme im Anschluss. Er habe von seinem Arbeitgeber für die Zeit der Versteigerung freibekommen und müsse gleich wieder zu einer Baustelle.

Noch am Donnerstag wollte er eine Bausicherungstür in sein Haus einbauen. Zum Hintergrund: Das derzeit verfallen wirkende und schon lange leer stehende Einfamilienhaus bildet einen markanten Eckpfeiler der Einfahrt vom Südwall in den Edeka-Einkaufsmarkt am Schadewachten. Bis 2010 befand es sich in direkter Nachbarschaft einer inzwischen abgerissenen Molkerei und weiteren Gebäuden, die ihre beste Zeit lange hinter sich hatten. Sie mussten dem Bagger weichen, damit die Einfahrt in den 2012 fertiggestellten Einkaufsmarkt geschaffen werden konnte. Das marode Haus blieb stehen.

Das Haus gehörte bis Donnerstag einer aus 17 Personen und Institutionen (unter anderem dem Land Niedersachsen) bestehenden Eigentümergemeinschaft. Den Verkehrswert des denkmalgeschützten Objektes hatte ein Bausachverständiger mit 36.700 Euro beziffert. Das laut Gutachten unterkellerte, eingeschossige Gebäude mit 185 Quadratmeter Wohnfläche und ausgebautem Mansardendach wurde seinerzeit in Massivbauweise erstellt und ist bisher „nicht wesentlich modernisiert“.

Der Gutachter bewertet den baulichen Zustand als „insgesamt schlecht“, mit „erheblichem Modernisierungsbedarf“. Die dafür notwendigen Kosten beziffert das Gutachten mit 300.000 Euro. Das Objekt befindet sich demnach als Kulturdenkmal in der Denkmalsliste, wobei das Wohnhaus selbst aber kein Baudenkmal sei, sondern lediglich Bestandteil eines Kultur- und Bodendenkmalbereiches. Es befindet sich im archäologischen Flächendenkmal „Altstadt“, in einem „förmlich festgesetzten“ Sanierungsgebiet.