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Kaffeegespräch Mit Faible für Lenkrad und Federn

In Hohenberg-Krusemark lebt mit Peter Brehmer ein Mann, der ziemlich zufrieden wirkt - und guten Kaffee mag.

Von Karina Hoppe 07.05.2017, 16:04

Hohenberg-Krusemark l Das Kaffegepräch beginnt mit Kaffee, der durchsichtig ist. Peter Brehmer hat den Filter gestern morgen aus Versehen ein zweites Mal durchlaufen lassen. Als er merkt, dass seine Frau Ute für das Gespräch mit der Volksstimme längst eine Kanne auf den Wohnzimmertisch gestellt hat, muss er laut auflachen und lässt gleich mal eine Liebeserklärung los: „Meine Frau ist einfach perfekt.“ Dies bleibt nicht die letzte wohlwollende Äußerung Brehmers am gestrigen Morgen. Seine Augen leuchteten bereits vor der Sofasitzung. Draußen in „unserem Paradies“, einem Einfamilienhaus in Hohenberg-Krusemark mit hübsch dekoriertem Garten – und vor allem Brehmers Vogelvoliere. Etliche wunderschöne Sittiche zwitschern darin, die Anlage ist groß und genau durchdacht. „Die haben es echt gut hier“, sagt Bremer. Und dass „es“ ja an diesem Sonnabend wieder los geht mit der Vogelböse und dem Kleintiermarkt in der ehemaligen KfL-Halle. Organisiert von der Ortsgruppe für Ziergeflügel und Exoten, der Brehmer vorsteht, für die er sich ins Zeug legt. „Ich bin schon mit Federn am Hut geboren“, so der 59-Jährige, der in Groß Schwechten aufwuchs. Dort hatte er schon früh Verantwortung für Kaninchen, Tauben und Co. Sein ganzes Leben hatte er Tiere. Als er für eine Zeit im Neubau in Stendal Stadtsee wohnt, züchtet der seine Wellensittiche dort gar im Keller. „Ich konnte nie ohne Tiere“, so Brehmer, der auch mal Riesenschnauzer gezüchtet hat, aber das wäre eine extra Geschichte.

Die Tiere sind eine Konstante in Brehmers Leben, genauso wie die Straße: Brehmer ist Fahrer mit Leib und Seele. Er erlernte in der LPG Groß Schwechten zwar den Beruf des Schmieds – „als dat noch richtiges Buffen war“ – konnte diesen aber aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben. So schlimm sei das aber gar nicht gewesen, denn auf dem Traktor zu sitzen, machte Brehmer genauso viel Spaß. „Ich hab das Fahrerblut schon immer in mir.“ So arbeitete Brehmer später über das Baukombinat Magdeburg als Lkw-Fahrer auf dem KKW-Gelände Stendal, bis er in den dortigen Betriebsbus umstieg. Nach der Wende Abenteuer im „Westen“ als Lkw-Fahrer. Gleich mit neuer Technik nach Wien, „man, und wir haben Wunder was gedacht, wie groß Magdeburg ist“. Nur an den Wochenenden zu Hause zu sein, das war Brehmer allerdings nichts für die Dauer. So arbeitete er später erst jahrelang als Reisebus-, dann als Linienbusfahrer – und jetzt als Fahrer des Bücherbusses des Landkreises Stendal. „Das ist genau mein Ding, ein Sechser im Lotto“, so Brehmer, der landkreisweit 13 Touren fährt – das macht fast 100 Haltestellen. Abgesehen davon, dass das Bücherbus-Fahren so eine schöne saubere Angelegenheit sei, liebt Brehmer daran auch den Umgang mit den Leuten. Der Hohenberg-Krusemarker trägt das Herz auf der Zunge.

Seit 1987 wohnt er nun in Hohenberg-Krusemark. Seine Frau Ute erhielt dort damals eine Stelle im Kindergarten. Geheiratet, Haus gebaut und zwei Söhne in die Welt gesetzt, die ihm und seiner Frau bisher zwei Enkelinnen schenkten. „Das ist einfach zu schön.“ Die Mädchen sind selbstverständlich mit Opas Tieren per Du, „die wachsen auch schon mit Federn auf“.

Peter Brehmer, übrigens ein politisch sehr interessierter Mensch, macht gestern morgen den Eindruck, als ob er mit seinem Leben rundum zufrieden ist. Auch mit Hohenberg-Krusemark selbst. „Wir sind ein sehr lebenswertes und aktives Dorf.“ Nein, er möchte nicht woanders leben – und er komme mit dem Bücherbus durch viele Orte.

Beim Gespräch gestern hat Brehmer wegen der nächsten Tour die Zeit immer im Blick. Um 10 Uhr musste er los. Da war der gute Kaffee von seiner Frau auch getrunken.