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Kardiologie Alternative bei der "Ventil"-Reparatur

Das Johanniter-Krankenhaus in Stendal wendet in der Kardiologie hochmoderne Therapie-Verfahren an.

Von Volker Langner 06.04.2017, 01:01

Stendal l Das „Ventil“ funktioniert nicht mehr so recht, ein Ventil des Herzens – die Mitralklappe zwischen linker Herzkammer und linkem Vorhof schließt nicht richtig, so dass Blut in die falsche Richtung fließt. Diese Herzklappenerkrankung müsste durch einen Eingriff behandelt werden. Doch der Patient ist gebrechlich, eine Eröffnung des Brustkorbes wäre eine zu hohe Belastung. Bleibt nur eine medikamentöse Behandlung? Das Stendaler Johanniter-Krankenhaus setzt seit Ende des vergangenen Jahres als Alternative auf das Mitra-Clip-Verfahren, bei der eine Klammer durch die Leistenvene des Patienten bis zur Mitralklappe geführt wird. Vier bis fünf Patienten werden seither monatlich mit dieser neuen, hochmodernen Therapie behandelt.

Für PD Dr. Michael Gross, Chefarzt der Klinik für Kardiologie in Stendal, und sein Team ist das ein Schritt zum Aufbau eines Herz- und Gefäßzentrums am Johanniter-Krankenhaus. „Ich bin mit dem Anspruch nach Stendal gekommen, hier ein solches Zentrum zu etablieren“, sagt der Mediziner, der 2016 von der Charité in Berlin nach Stendal wechselte, „weil das eine sinnvolle Aufgabe ist“.Ziel sei es, mit einem Herz-Gefäß-Zentrum ein Spektrum zu installieren, das nah an die Maximalversorgung wie in einer Großstadt gehe. „Die Möglichkeiten, die etwa die Charité, Campus Benjamin Franklin, hat, wollen auch wir hier in Stendal vorhalten“, sagt Dr. Gross. Dafür gelte es, peu à peu die Infrastruktur auszubauen und das Fachpersonal für neue Verfahren zu qualifizieren. Neben der Katheter-Behandlung mit dem Mitra-Clip werden auch zum Beispiel selbstauflösende Gefäßgerüste bei der Koronaren Herzerkrankung eingepflanzt – eine neuartige Gefäßstütze, die einem Herzinfarkt vorbeugen kann.

Mit einem großen Spektrum an therapeutischen Möglichkeiten können Patienten Wege zur Behandlung nach Berlin oder Magdeburg erspart werden. Nur Patienten, die eine herzchirurgische Behandlung brauchen, müssen in Spezialkliniken verlegt werden.

Insgesamt pflegt das Johanniter-Krankenhaus eine enge Zusammenarbeit mit anderen Kliniken in Therapie, Lehre und Wissenschaft. So mit der Uni-Klinik Magdeburg, dem Herzzentrum Coswig und der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Dr. Michael Gross: „Gemeinsam besprechen wir die bestmögliche Therapie für die Patienten, beraten komplexe Fälle im Herz-Team mit unseren kardiochirurgischen Partnern.“

Der Chefarzt setzt aber nicht allein auf ein Zusammenwirken von Kliniken. Beim Thema Herzschwäche schwebt ihm der Aufbau eines Netzwerkes vor, des „Cardio-Net-Altmark-Programms“ – mit niedergelassenen Ärzten und mit speziell geschulten Herzinsuffizienz-Schwestern (Insuffizienz steht für Schwäche). Er spricht von einer „engen Patientenführung“ und begründet: „Es soll nicht gewartet werden, bis der Notfall eintritt und die 110 gewählt wird. Stattdessen sollen die Patienten intensiv medizinisch betreut werden, etwa in regelmäßigen Telefonaten auf Gewichtskontrolle und Medikamenteneinnahme hingewiesen werden.