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Kinderbetreuung Arche holt 14 Container aus Bayern

Ausgediente Container sind in dieser Woche aus dem bayerischen Postbauer-Heng nach Stendal transportiert worden.

Von Bernd-Volker Brahms 15.04.2017, 01:01

Stendal l Mario Tiesies ist ein zuversichtlicher Mensch. Seit acht Jahren schon bietet er vernachlässigten Kindern in Stadtsee eine Nachmittagsbetreuung und auch eine warme Mittagsmahlzeit. Nur mit Spenden hat sich der Verein über Wasser gehalten. In der Ladenzeile am Altmark-Forum haben er und seine Frau Petra Tiesies mit einem Dutzend Helfern eine Anlaufstelle für Kinder bis zu zwölf Jahren geschaffen.

Nun möchte der Verein Arche sich vergrößern und auch älteren Kindern ab 12 Jahren eine Anlaufstelle bieten. Dazu wurden in dieser Woche insgesamt 14 Container aus dem bayerischen Postbauer-Heng (südlich von Nürnberg) geholt. „Sie dienten dort für einen Kindergarten als Übergangslösung“, erzählt Tiesies. Er hatte nun die Möglichkeiten diese Container für insgesamt 45 000 Euro zu übernehmen.

Aufgestellt werden sollen die Container auf einem Freigelände hinter der Ladenzeile, das ohnehin schon als Spielplatz von der Arche genutzt wird. Aber zunächst muss noch ein Fundament gebaut werden. „Insgesamt sind noch mal ungefähr 20 000 Euro für das Projekt notwendig“, sagt Tiesies.

Etwas enttäuscht zeigt sich der Vereinschef, dass er bislang von der Stadt kein positives Signal für ein finanzielle Unterstützung bekommen hat. Im Stadtrat hatte Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) darauf verwiesen, dass die beantragten 45 000 Euro nicht im aktuellen Haushalt enthalten sind. Es bedürfe noch eingehender Prüfungen, insbesondere hinsichtlich möglicher Folgekosten.

„Wir sind durch schwierige Zeiten gegangen“, sagt Tiesies. Mittlerweile generiere der Verein so viele Spenden, dass der laufende Betrieb am laufen gehalten werden könne. Allein über die Aktion 1000x5 kämen monatlich 1400 Euro rein. Ursprungsidee war es, dass 1000 Leute monatlich fünf Euro Spenden.

„Ich weiß nicht, warum man uns so kritisch beäugt“, sagt Tiesies. Wenn er und sein Verein gerade erst begonnen hätte, könne er das noch verstehen. „Aber wir machen das jetzt schon acht Jahre.“

In der Einrichtung sind zahlreiche Praktikanten, Ein-Euro-Jobber, Freiwillige und Jugendliche im Sozialen Jahr beschäftigt. Sie bereiten den durchschnittlich 25 Kindern, die montags bis freitags ab 12 Uhr kommen, eine warme Mahlzeit. Außerdem können sie ihre Nachmittagsstunden dort spielend verbringen.

„Für die meisten sind wir hier Familienersatz“, sagt Tiesies. Die Kinder würden von den Eltern oft wenig Aufmerksamkeit bekommen. „Die Eltern daddeln am Handy oder am Computer herum und kümmern sich nicht“, erzählt er. Von geregeltem Tagesablauf und vernünftige Ernährung könne da keine Rede sein.

Tiesies, der selbst Hartz-IV-Empfänger ist, weiß, dass sein Ansatz zu helfen, eigenwillig ist. Ihn gehe es einfach nur um die Kinder, sagt er. Warum ihm bislang jede öffentliche finanzielle Unterstützung verwehrt wurde, weiß er nicht. So ganz hat er die Hoffnung darauf jedoch noch nicht aufgegeben.