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Klinik eröffnet Besucheransturm in Klinikneubau

Immer mehr unter 18-Jährige sind psychisch krank. In Uchtspringe gibt es jetzt eine der größten und modernsten Einrichtungen bundesweit.

Von Bernd-Volker Brahms 17.11.2016, 00:01

Uchtspringe l Um 14 Uhr drängelte sich gestern eine Menschentraube vor dem Eingang der neuen Kinder- und Jugendpsychiatrie in Uchtspringe. Die neugierigen Besucher konnten noch nicht rein, da im Eingangsfoyer die offiziellen Reden zur Eröffnung in die Verlängerung gingen und noch nicht beendet waren. Doch dann platzten die Besucher des Tags der offenen Tür nach den letzten Worten herein und nahmen das Gebäude mit seinen mehr als 6000 Quadratmetern Nutzfläche in Beschlag.

Dieses eine Mal hatten die Menschen aus Uchtspringe und der Region die Gelegenheit, sich alle Räume des gerade fertiggestellten Komplexes anzusehen, der in den vergangenen zwei Jahren für mehr als 17 Millionen Euro entstanden ist. Zum Gesamtbauvorhaben, das von der landeseigenen Salus gGmbH umgesetzt wird, gehört in einem zweiten Bauabschnitt auch der Umbau des Nachbarhauses zu einer klinik-internen Schule.

22,8 Millionen Euro werden für das Gesamtprojekt aufgebracht, finanziert aus Benutzerbeiträgen der Krankenkassen. Dies sei die größte Summe, die die Firma Salus in ihrer fast 20-jährigen Geschichte gestemmt habe, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) bei der offiziellen Eröffnung.

Viele Besucher lobten das farbenfrohe Mobiliar in den Zimmern. Insgesamt stehen 90 Plätze für therapiebedürftige Kinder und Jugendliche in Uchtspringe zur Verfügung, 68 davon in dem Neubaukomplex. Sechs Stationen werden in dem Haus ab heute einziehen. Neben Einzel- und Doppelzimmern für die Patienten gibt es zahlreiche Therapieräume, in denen gebastelt, gespielt, Sport getrieben oder auch nur ausgeruht werden kann. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Eltern bei den Therapien der Kinder mit einbezogen werden“, sagte Chefärztin Ute Ebersbach. Auch dafür bedürfe es zusätzlichen Platz. Bislang waren die Stationen auf fünf rund 120 Jahre alte Häuser verteilt. „Den familiären Charakter in den Häusern werden wir sicherlich etwas vermissen“, sagte Ebersbach.

Dass ein steigender Bedarf bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie besteht, sagte Ministerin Grimm-Benne. „Wir brauchen viel mehr Therapieplätze. Es gibt Wartelisten.“ Mit bis zu 14 Monaten Wartezeit selbst bei akuten Fällen müsse gerechnet werden, heißt es von den Klinikärzten. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes seien bundesweit 21 Prozent der unter 18-Jährigen psychisch auffällig und zehn Prozent von behandlungsbedürftigen Störungen betroffen.

Dass der Bau der Klinik eine Reihe an Besonderheiten aufweise, darauf wies Marianne Ludes hin, die die Generalplanung innehatte. „Die Architektur eines solchen Hauses darf nicht bedrängen und hat eine dienende Funktion“, sagte sie. Es gebe hohe Anforderungen an die Sicherheit, um die jungen Patienten voreinander und auch vor sich selbst zu schützen. Außerdem habe man im Auge gehabt, dass die Klinik ein Ort ist, in dem sich die Patienten oft sehr lange aufhalten und das Haus auch Arbeitsplatz für Hunderte Mitarbeiter sei – „Die Abläufe sollten gut funktionieren.“

Auf das Thema personelle Ausstattung ging die SPD-Bundestagsabgeordnete Marina Kermer ein, die darauf hinwies, dass der Bundestag gerade erst in der vergangenen Woche ein Gesetz zur Personalausstattung auf den Weg gebracht habe, nach dem es ab 2020 verbindliche Richtlinien in psychiatrischen Einrichtungen geben wird. Eine Liste, die im September 152 Mitarbeiter der Uchtspringer Kliniken unterschrieben hatten, hätte mit zum Durchbruch beigetragen, sagte Kermer.