Krankenhaus Mit lächelnden Augen

Zu den Gesichtern des Stendaler Krankenhauses zählt Jutta Gutsch. Sie gehört dem Endoskopie-Team.

Von Volker Langner 14.03.2017, 00:01

Stendal l Im Sommer sagt Jutta Gutsch Tschüss. Dann geht die Fachkrankenschwester für Innere Medizin in Rente. „Das wird bestimmt kein Ruhestand“, blickt die Mitarbeiter der Endoskopie im Stendaler Johanniter-Krankenhaus voraus. Und sie hat noch eine zweite Ahnung: „Zumindest am Anfang wird mir wohl was fehlen. Schließlich war ich 47 Jahre im Beruf.“

14 Lenze zählte Jutta Gutsch, als in ihr der Wunsch reifte, als Krankenschwester zu arbeiten. Vor allem eine Tante war da Vorbild: Sie leitete ein Pflegeheim, nahm ihre Nichte hin und wieder mit. „Ich fand die Arbeit gut und interessant. So was wollte ich auch machen“, erzählt sie. Und sie verwirklichte ihren Wunsch. Nach der 10. Klasse absolvierte die junge Frau aus Steinitz bei Jerichow im Städtischen Krankenhaus Tangermünde ihre Ausbil-dung, die sie 1973 als examinierte Krankenschwester abschloss.

Sie blieb in Tangermünde, arbeitete in der Inneren Frauenstation, später in der Internen Ambulanz, wo sie unter anderem in der Chefarzt-Sprechstunde eingesetzt war. „Da habe ich enorm viel gelernt. Von Dr. Puls. Ihn durfte man alles fragen“, blickt Jutta Gutsch zurück. Mit der Endoskopie, der sogenannten Spiegelung, kam Jutta Gutsch 1990 so richtig in Berührung, als am Tangermünder Krankenhaus eine entsprechende Abteilung aufgebaut wurde und sie quasi zu deren Geburtshelfern zählte. „Das war Learning bei doing, und natürlich habe ich eine Reihe von Weiterbildungen besucht“, so die Krankenschwester.

2005 dann wurde das Krankenhaus in Tangermünde geschlossen, Jutta Gutsch wurde wie das gesamte Personal vom Johanniter-Krankenhaus übernommen. Dort arbeitete sie auf der Inneren Station in Stendal. Neun Jahre später dann der Wechsel in vermeintlich gewohnte Gefilde, als dort Mitarbeiter gesucht und sie gefragt worden war. „Ein leichte Entscheidung war das damals nicht “, sagt Jutta Gutsch, „ich habe unheimlich gern in der Endoskopie gearbeitet, aber ich war fast zehn Jahre raus. Da hatte sich viel verändert, schon allein die Technik …“

Doch die erfahrene Schwester sagte zu, kaufte sich das Buch „Die Endoskopieschwester“ und kramte das Wissen aus „meinem Hinterstübchen“ hervor, wie sie erzählt. Heute sagt sie: „Schon nach dem ersten Tag wusste ich: Ich bleibe hier. Und diese Entscheidung habe ich nie bereut. Es ist eine vielseitige Arbeit, hat viel mit Technik zu tun. Das ist schon reizvoll.“

Die Spiegelung gestattet einen Blick in Körperhöhlen und Organe. In Stendal erfolgt so beispielsweise die Untersuchung von Magen, Darm, Lunge. Zu den Aufgaben von Jutta Gutsch gehören unter anderem die Vorbereitung der Untersuchung, die Assistenz des Arztes und die Patientennachsorge. „Ich spreche natürlich mit den Patienten, erkläre ihnen, was gemacht wird, und versuche dabei auch, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, um beruhigend wirken zu können“, sagt Jutta Gutsch und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen: „Ich bin bei den Untersuchungen ja vermummt, trage Hygienekleidung und einen Mundschutz. Vom Gesicht sind eigentlich nur die Augen zu sehen. Die sollten immer lächeln.“

Das sollte der Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die auf dem elterlichen Bauernhof in Steinitz lebt, nicht schwer fallen, hat sie doch ein sonniges Gemüt. Und gewiss wird sich die 63-Jährige auch mit dem Rentner-Dasein anfreunden. Auch wenn es kein Ruhestand wird. Den dürften Haus und Familie, zu der drei Enkel zählen, sowie die Lust auf Fahrradfahren und Lesen verhindern.