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Kritik Abstecher des Intendanten

Stendals Theaterintendant Alexander Netschajew ist gerade auswärts unterwegs. Das wirft in der Politik Fragen auf.

Von Thomas Pusch 24.09.2016, 01:01

Stendal l In der vergangenen Woche war nicht das Theater der Altmark Arbeitsort für Intendant Alexander Netschajew, sondern das Stadttheater Amberg in der Oberpfalz. In den zwei Wochen zuvor hatte er in der Komödie am Kurfürstendamm geprobt. Gast-Regisseure müsse er einkaufen, weil er selbst keine Zeit habe, hatte Netschajew in einer Wochenendkolumne in der Volksstimme geschrieben. Dass das im Widerspruch zu dem Auswärtsengagement steht, ließ er im Gespräch mit der Volksstimme gestern nicht gelten. „Wir haben das Stück ,Alles über Liebe‘ 2013 uraufgeführt und die Konzertdirektion Landgraf wurde darauf aufmerksam“, erklärte er. Regisseur Jörg Schlachter habe keine Zeit gehabt, Regieassistenten seien dem Theater vom Stadtrat gestrichen worden, so sei er der Einzige, der sich mit dem Stück auskenne. Für den Probenort Berlin habe er sich entschieden, weil dies nahe an Stendal sei. So habe er stundenweise mit dem prominenten Schauspielertrio Tanja Schumann (bekannt aus „RTL Samstag Nacht“), Renan Demirkan („Mordkommission Istanbul“) und Giovanni Arvaneh („Marienhof“), Letzterer war schon 2013 dabei, geprobt. „Es handelt sich um eine Kooperation des Theaters mit der Konzertdirektion, das Geld fließt in den Haushalt des Theaters“, sagte Netschajew. Die genaue Summe könne er nicht benennen, das sei ein Betriebsgeheimnis.

Er sah aber auch eine Chance, „den guten Namen unseres Theaters in Deutschland zu verbreiten“. Immerhin wird das Stück nach seiner Premiere bis Ende Oktober noch rund 30-mal an verschiedenen Spielstätten aufgeführt. Und im Programmheft werde das Theater der Altmark auch erwähnt. „Darin steht auch, dass dort 2013 die Uraufführung stattgefunden hat“, ergänzte Dirk Lattemann von der Konzertdirektion Landgraf.

Netschajew ist aber am Montag wieder zurück auf seinem Intendantenplatz, ist am Sonntag bei der Aufführung des „Weißen Rössl“ in Havelberg dabei. „Das ist alles mit dem Oberbürgermeister abgesprochen, Cordula Jung vertritt mich in den künstlerischen Belangen, Florian Stiehler im kaufmännischen Bereich“, sah er in dem Abstecher kein Problem.

Laut Intendantenvertrag ist Netschajew auch berechtigt, in jeder Spielzeit eine Gastinszenierung anzunehmen, angesichts der roten Zahlen aus der Zwischenbilanz erscheint es als schlechter Zeitpunkt. „Die Frage ist doch, ob er die volle Arbeitskraft der Stadt zur Verfügung stellen kann, wie es auch im Intendantenvertrag steht“, meinte Finanzausschussvorsitzender Lars Schirmer (SPD) im Gespräch mit der Volksstimme. Er sieht Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) gefordert, für Aufklärung zu sorgen.

Fraktionsvorsitzender Reiner Instenberg werde in der Sitzung des Haupt- und Personalausschuss auch Bezug auf die Zwischenbilanz des Theaters nehmen, die in die falsche Richtung gehe. „Es ist doch breiter Konsens gewesen, dass das Budget nicht wieder ohne vorherige Genehmigung überzogen werden darf“, sagte Schirmer. Auch dabei sieht er Schmotz in der Pflicht. „Ich habe bei der Kämmerei angefragt und wurde an den Oberbürgermeister verwiesen“, erläuterte er, „der ist jetzt am Zug.“