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Landkreis Stendal Schülerzahl mehr als halbiert

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Schüler im Landkreis Stendal mehr als halbiert.

Von Donald Lyko 05.02.2018, 02:00

Stendal l Der massive Einbruch bei den Geburten und die starke Abwanderung nach 1990 haben in der Schullandschaft des Landkreises Stendal deutliche Spuren hinterlassen. Die Schülerzahlen gingen zurück, Schulen mussten geschlossen werden. Im Jahr 1995/96 gab es insgesamt 23.433 Schüler. Allein in den zehn folgenden Jahren sank die Zahl um etwa 10.000. „Seit 2010 ist eine geringere Abnahme zu beobachten“, berichtete Denis Gruber (SPD), 1. Beigeordneter des Landrates, dem Kreis-Schulausschuss. Vom Schuljahr 2013/14 zum Schuljahr 2014/15 ist es sogar zu einer leichten Erhöhung gekommen. Im laufenden Schuljahr werden im Landkreis Stendal 10.240 Schüler unterrichtet.

Nicht nur bei den Schülerzahlen haben die vergangenen zwei Jahrzehnte einen Rückgang gebracht, sondern auch bei den staatlichen Schulen in Trägerschaft des Landkreises. Waren es 1995/96 noch 43, sind es derzeit 22. Dabei handelt es sich um alle Schulformen außer Grundschulen, deren Träger die Kommunen sind. Doch auch dort sieht es nicht anders aus. Von den 51 staatlichen Grundschulen, die es 1995/96 im Landkreis gab, bestehen heute noch 23.

Einen besonders großen Einschnitt gab es zum Ende des Schuljahres 2013/14, als im Landkreis acht Grundschulen geschlossen wurden. Hintergrund war die Festlegung der Mindestschülerzahl von 60. Von den Schließungen waren zirka 270 Grundschüler betroffen, die nun weitere Schulwege auf sich nehmen mussten – was zu Mehrkosten für die Schülerbeförderung geführt hat.

Die Weichen für die Schullandschaft der kommenden Jahre werden in den nächsten Monaten gestellt – mit der Erarbeitung des Schulentwicklungsplanes 2019/20 bis 2024/25 für den Landkreis Stendal. Mit einem Entwurf sei nicht vor September, Oktober dieses Jahres zu rechnen, sagte Denis Gruber.

Derzeit wird auf die Novellierung des Landes-Schulgesetzes und die darauf folgende Umsetzungsverordnung gewartet. „Das Gesetz befindet sich jetzt in der Ausschuss-Runde“, teilte Stefan Thurmann, Sprecher des Bildungsministeriums Sachsen-Anhalt, auf Volksstimme-Nachfrage mit. Wenn die Novellierung vom Landtag beschlossen ist, wird die Verordnung erarbeitet. Erwartet wird dies noch vor der parlamentarischen Sommerpause, sagte Thurmann.

Erst wenn das Schulgesetz novelliert ist, gibt es verwertbare Zahlen unter anderem zu den Mindestschülerzahlen. Seine Position dazu hatte der Landkreis schon im Oktober vergangenen Jahres abgegeben. Aus Sicht der dünn besiedelten Altmark ist dabei das Thema Schulverbund ein ganz wichtiges. Mit dem novellierten Gesetz soll es möglich sein, dass Schulen, die die vorgegebenen Zahlen nicht mehr erfüllen, unselbstständige Teilstandorte einer größeren, bestandsfährigen Grundschule als Haupt­standort werden können.

Der Entwurf sieht für den Teilstandort mindestens 40 Schüler vor, aus denen mindestens zwei Lerngruppen gebildet werden können, zudem wird jahrgangsübergreifender Unterrricht in den Klassen 1 und 2 sowie 3 und 4 möglich. Nach Ansicht der Kreisverwaltung sollte die Mindestschülerzahl „moderater gestaltet“ und weiter gesenkt werden. Kritisch wird zudem der fächerübergreifende Unterricht gesehen, besonders für die Fächer Deutsch und Geschichte. In musischen Fächern sei dies weniger ein Problem.

Und noch ein Punkt sollte aus Altmark-Sicht dringend geklärt werden: Laut Gesetzentwurf darf die Bildung eines Schulverbundes nicht zu zusätzlichem Lehrerbedarf führen. Hier wünschen sich die Altmärker Nachbesserungen, denn wegen der Fahrerei der Lehrer zwischen den Standorten geht viel Zeit verloren, die in der schulischen Arbeit fehlt. Dies sollte bei der Berechnung der Lehrerstunden für einen Schulverbund berücksichtigt werden.

Anfang Januar hatte es eine erste Beratung mit Vertretern aus allen Verbands- und Einheitsgemeinden zur Schulentwicklungsplanung gegeben, im Mai und August sollen weitere folgen. „Nach der jetzigen Prognose sind die Schülerzahlen für die kommenden Jahre stabil“, sagte Gruber. Das im Kreisentwicklungskonzept festgeschriebene Ziel, alle vorhandenen Schulstandorte in Trägerschaft des Landkreises zu erhalten, sollte sich in der Schulentwicklungsplanung widerspiegeln. Gruber: „Denn wir haben ja nicht mehr so viele Schulen.“