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LEB-Projekt Selbstbewusst durchs Alphabet

Zahlreiche Erwachsene sind funktionale Analphabeten. Die Ländliche Erwachsenenbildung bietet ein Alphabetisierungsprojekt an.

Von Doreen Schulze 08.07.2016, 01:01

Stendal l Das Beherrschen der Schriftsprache gehört zur Grundbildung und ist Voraussetzung für die Teilhabe an allen Lebensbereichen. Zudem ermöglicht die Fähigkeit des Lesens und Schreibens die Integration in den Arbeitsmarkt. Dennoch gibt es zahlreiche Erwachsene mit funktionalem Analphabetismus. Das bedeutet, dass diese Menschen große Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben. Für Betroffene bietet die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) wieder ein Projekt zur „Alphabetisierung und Verbesserung der Grundbildung Erwachsener im Rahmen des lebenslangen Lernens“ an. Dieses Projekt wird durch den Europäischen Sozialfonds und das Land Sachsen-Anhalt gefördert.

Das Programm ist im Oktober 2015 angelaufen und reicht bis Ende September 2018. Neben Kursen für Erwachsene mit funktionalem Analphabetismus bietet die LEB Maßnahmen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter in Ämtern (zum Beispiel Jobcenter, Behörden, Landkreis), die mit Betroffenen zu tun haben, an. Derzeit läuft ein Kurs zur Alphabetisierung, der im April startete und bis Dezember andauert. Die Maßnahme wird in Kooperation mit dem Jobcenter durchgeführt.

Zwei Tage pro Woche sitzen die freiwilligen Teilnehmer auf der Schulbank, gleichen ihre Defizite aus. An den übrigen drei Werktagen werden sie in einem Ein-Euro-Job eingesetzt. „Für die Teilnehmer ist das eine gute Sache, sie lernen und verdienen sich Geld dazu. Und vor allem gewinnen sie Selbstvertrauen“, erklärt Marion Zempel,Geschäftsführerin der LEB-Kreisarbeitsgemeinschaft Stendal.

Der jüngste Teilnehmer des derzeitigen Kurses ist 27 Jahre alt, der älteste über 50. „Ziel des Dozenten ist es, den Teilnehmern zu zeigen, was sie schon können, nicht, was sie nicht können“, schildert Projektkoordinatorin Carola Schmidt. Die Teilnehmer sollen neugierig auf Neues gemacht werden, mit Spaß dabei bleiben.

Dozent Martin Schneider vermittelt dazu nicht nur Kenntnisse im Lesen und Schreiben. Er hilft auch, die Grundkompetenzen in den Situationen des Alltags zu verbessern. So üben die Teilnehmer die Handhabung eines Fahrkartenautomaten, verwenden Rezepte oder lesen einen Stadtplan. Daneben unterstützt die LEB dabei, wenn es Schwierigkeiten gibt, Bescheide zu lesen, Anträge auszufüllen und dergleichen mehr.

Derzeit besuchen neun Teilnehmer den Kurs. „Das ist eine gute Zahl. Die Teilnehmer kommen mit unterschiedlichem Niveau ihrer Fähigkeiten. Die Lehrkraft muss differenzieren, ohne den Einzelnen zu überfordern“, erläutert die Projektkoordinatorin. Die Vorteil des Alphabetisierungskurses sieht Schmidt darin, dass die Betroffenen unter sich sind. So falle es ihnen leichter, Defizite einzugestehen.

Renate Wohltath beteiligte sich bereits im vorigen Jahr am Alphabetisierungskurs der Ländlichen Erwachsenenbildung. Dieses Jahr ist sie freiwillig dabei, macht weiter. „Ich habe schon viel gelernt und mache deshalb weiter. Der Kurs gab mir Selbstvertrauen.“