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Messe im Dom Verdis Requiem berauscht Zuhörer

Das monumentale Werk „Messa da Requiem“ von Guiseppe Verdi erklang am Sonntag im Stendaler Dom.

Von Claudia Klupsch 26.09.2016, 23:01

Stendal l Verzweiflung über den Tod – Verdi verarbeitete das Thema in einer Komposition, die ins Herz trifft. Dramatische Passagen und flehentliche Töne vereinen sich in dieser pathetischen Totenmesse und entfalten ihre packende Wirkung. Die Stendaler Aufführung lieferte eine tief bewegende Interpretation des Meisterwerks, ließ seine Kraft und Intensität fühlen.

Jeder Platz im Dom, auch in den Seitenbänken und auf der Empore ist besetzt. Dicht gedrängt sitzt das Publikum. Bis zu sieben „Stockwerke“ hoch ist der 100-köpfige Chor aus Sängern des Stendaler Domchors und der Domkantorei Brandenburg. Davor sind die Instrumentalisten, 50 Musiker des Mitteldeutschen Kammerorchesters Brandenburg platziert. Die vier Solisten postieren sich seitlich. Schymalla führt alle mit klarem, leidenschaftlichem Dirigieren zusammen, macht eine geschlossene Einheit aus Sängern und Musikern.

Chor und Orchester agieren hervorragend zusammen, wenn etwa das überwältigende Grundmotiv „Dies irae“ (Tag der Rache) erschallt. Ein gewaltiger Klang bricht über die Zuhörer herein, stark, laut und doch so wohlklingend, mit jeder Faser macht die Musik die Angst vor dem Tode, vor dem Jüngsten Gericht spürbar. Lateinische Singsprache dringt fein ins Ohr, Stimmliches und Orchestrales erfasst mit ihren Schwingungen die Sinne.

Exzellent fügen sich die Solisten ein, ihre Stimmen sind präzise mit Chor und Orchester sowie zueinander abgestimmt. Sopranistin Katherina Müller und Mezzosopranistin Frauke Willimczik stechen hervor, insbesondere ihr gemeinsames „Agnes Die“ („Lamm Gottes“) schmiegt sich als musikalischer Genuss ins Ohr.

Wie fein klingt der bittende Gesang um Erlösung von allen Sünden im Kontrast zum antwortenden gewaltigen Chor, der zuvor das „Sanctus dominus“ (Heilig ist Gott) triumphierend-hoffnungsvoll intonierte. Tenor Enrique Ambrosio und Bass Jonathan de la Paz Zaens überzeugen, etwa wenn sie gemeinsam mit Frauke Willimczik gefühlvoll „Requiem aeternam dona eis, Domine“ (Ewige Ruhe gib ihnen, Herr.) singen.

Das Kirchenschiff ist erfüllt von grandiosen, eindringlichen Klängen. Mit Libera me, Domine (Befreie mich, Herr) sorgen Chor und Solosopran für einen fulminant-ergreifenden Schlussgesang. Katherina Müller erfüllt mit ihrer vollen Stimme, mit ihrer leidenschaftlichen Bitte um Errettung jeden Winkel des Kirchenbaus. Libera me, libera me antwortet verhalten der Chor.

Dann hält es das Publikum nicht mehr und der Beifallssturm bricht sich Bahn. Stehende Ovationen für ein erstrangiges Konzerterlebnis im Dom folgen.