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Mopedtour Mit Irmgard und Betty nach Italien

Zwei Tangermünder sind seit Sonnabend auf Tour, nicht mit dem Rad oder Auto. Sie fahren auf Mopeds bella Italia entgegen.

Von Anke Hoffmeister 05.06.2017, 15:58

Tangermünde l Tobias Quaas (36) und Tommy Polster (28) machen drei Wochen Urlaub mit Irmgard und Betty. Mit ihnen sind sie auf dem Weg nach Italien. Wer nun denkt, es wären deren Freundinnen oder Frauen, der irrt. Diese Namen haben sie ihrer zweirädrigen Leidenschaft verpasst – einer Schwalbe und einer Simson S 51.

Was ursprünglich aus einer Bierlaune heraus geboren wurde, entwickelte sich im Laufe der vergangenen Monate zu einer großen logistischen Herausforderung. „Zum Anfang wurden wir für unsere Idee belächelt“, erzählt Tommy Polster zwei Tage vor dem Start in das große Abenteuer. Doch je mehr die beiden Tangermünder an ihrem Vorhaben feilten, desto mehr Bewunderung und Anerkennung erfuhren sie.

Die beste Voraussetzung für diese Tour: Tobias Quaas schraubt für sein Leben gern an alter Technik. „Im Winter habe ich beide Maschinen komplett zerlegt“, erzählt er. „Die Motoren wurden generalüberholt, alle Teile neu lackiert.“ Seine Schwalbe, Baujahr 1986, und die Simson, Baujahr 1980, erhielten eine elektronische Zündung und wurden auf 12 Volt umgerüstet. Beide besitzen zudem die Möglichkeit, während der Fahrt die Handys aufzuladen. Außerdem haben die Zweiräder ein leistungsstärkeres Licht als das Original und Warnblinkeinrichtung.

Damit sie auf ihrer etwa 2500-Kilometer-Urlaubsreise nicht aufgrund technischer Probleme auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen müssen, „haben wir acht Kilo Ersatzteile dabei“, berichtet der 36-Jährige. Damit hofft und denkt er, auf eigentlich jedes Problem vorbereitet zu sein.

Jeder von ihnen wird auf der Reise von etwa 20 Kilogramm Gepäck begleitet. Regensachen, Zelt, die eigene Wäsche und Schlafsäcke haben sie dabei. Einen Atlas gibt es nicht. „Jeder hat ein Handy mit. Wir verlassen uns auf die Technik“, gibt der 28-Jährige zu verstehen.

Tommy Polster ist es auch, der die Route gen Süden und zurück zusammengestellt hat. „Wir fahren jeden Tag zwischen 200 und 250 Kilometer, ganz gemütlich, gucken uns Land und Leute an“, gibt er zu verstehen. „Und wir haben uns täglich ein Highlight gesetzt.“ So geht es am ersten Tag von Tangermünde bis kurz hinter Wittenberg, weiter nach Karlsbad. Auch Regensburg, Salzburg und auf de Rücktour München sowie Goslar liegen auf der Route. „Sechs Tage wollen wir bis nach Italien brauchen und sechs wieder zurück. Sechs bleiben wir am Gardasee“, nennt der Computerfachmann die gesteckten Ziele. Dabei hat er für die Hin- und Rücktour jeweils noch einen Tag für mögliche Zwischenfälle eingeplant. In Italien selbst wollen die beiden einen Abstecher nach Venedig machen. „Das sind ja nur 60 Kilometer“, sagt Tommy Polster.

In der Simson-Szene Deutschlands vorgestellt, seien diese Pläne auf Interesse gestoßen, berichtet der 28-Jährige. So habe der eine oder andere angeboten, bei ihm übernachten zu können – „in einer Gartenlaube oder auf dem Grundstück und die Maschinen dürfen dort in einer Garage untergestellt werden“. Letzteres ist für beide besonders wichtig, da sie um den Wert ihrer Maschinen wissen.

Nicht nur technisch und planerisch haben die Tangermünder Zweiradfreunde so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. „Wir haben auch einen Grundkurs Italienisch absolviert“, erzählen sie. Denn mit dem Englisch sei es wohl in Italien nicht so weit her. Deshalb hätten sie sich mit den wichtigsten Redewendungen vertraut gemacht.

Seit gut drei Jahren kennen sich Tobias Quaas und Tommy Polster. Die Liebe zur DDR-Zweiradtechnik hat sie zusammengebracht. Und noch etwas haben die beiden gemeinsam. Noch nie haben sie einen Urlaub gemacht, bei dem sie nicht wussten, wo sie am Abend schlafen werden. Dennoch überwiegt die Vorfreude und das Vertrauen in die eigenen organisatorischen des 28-Jährige und die handwerklichen Fähigkeiten des 36-jährigen Schichtleiters.