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Netzwerk Mikrokredite beeindrucken Minister

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) war am 22. Februar zu Gast bei altmärkischen Unternehmern.

Von Egmar Gebert 24.02.2017, 00:01

Stendal/Salzwedel l 4,3 Millionen Euro, um im Bereich Arneburg den Breitbandausbau zu unterstützen: „Ein guter Tag“, stellte Salzwedels Landrat Michael Ziche fest, als er Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann am frühen Mittwochnachmittag begrüßte, der den Bescheid im Domizil des Zweckverbandes Breitband Altmark übergab.

Willingmann beglückwünschte die Altmärker zur selbstbewussten Einstellung, Fläche als Chance zu begreifen und dabei gleich noch die Breitbandstrategie des Landes in Frage zu stellen. Die will 50 MBit für private Anschlüsse sowie 100 MBit für Unternehmen.

„Das ist schon sportlich“, gab der Minister zu bedenken. Denn oftmals liege der Stand der Versorgung noch darunter. „Mehr ist aber auch nicht verboten“, so Willingmann angesichts des ZBA-Vorhabens, Versorgungsmöglichkeiten im Gigabit-Bereich zu schaffen.

Der Antrag auf den Fördermittelbescheid, den Willingmann mit nach Salzwedel gebracht hatte, war bereits im September 2015 gestellt worden. Der Ausbau im Arneburger Cluster soll im Mai abgeschlossen sein.

Eine Nachricht, die Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister gern mit nach Stendal nahm, wo er zwei Stunden später Gast des Unternehmensnetzwerkes Altmark (Una) war. Die Botschaft hörte man hier wohl, doch zumindest Una-Akteur Uwe Fenn aus Arneburg fehlte der Glaube. Sein Fazit: „Das schnelle Internet kommt mit gehöriger Verspätung.“

Doch bevor Willingmann und seine Stendaler Gastgeber in die ebenso lebhafte wie ministerzeitplan-bedingt kurze Diskussion einstiegen, lag es Una-Vorsitzendem Thomas Barniske am Herzen, den Altmark-Wirtschaftsfonds des Unternehmensnetzwerkes vorzustellen.

Seit 2012 gibt es den Fonds. Privatpersonen und Unternehmen aus der Altmark bildeten ihn und statteten den Fond mit 25 000 Euro aus. Der Grundstock, um Kleinunternehmen und Existenzgründer mit Krediten unterstützen zu können. „Nach einem ganz einfachen Prozedere“, so Thomas Barniske, der es wie folgt umreißt: „Zwei Seiten Vertrag, 18 Monate Laufzeit, ein Prozent Tilgung.“

Mikrokredite, von Unternehmern und Wirtschafts- engagierten aus der Region, für Existenzgründer und Kleinunternehmer aus der Region möglich gemacht.

Dass dieses Model funktioniert, hat sich in bislang 21 Fällen bewiesen. Beim Kauf eines Baggers ebenso wie bei der Finanzierung einer Praxisausstattung, bei der Erneuerung von Computertechnik, bei einer Gaststättenübernahme oder dem Erwerb von Messtechnik.

Per Februar 2017 sind 111 700 Euro an Kreditnehmer ausgereicht, womit rund 75 Arbeitsplätze gesichert werden konnten. Noch einmal Barniske mit weiteren beeindruckenden Fakten: „Wir haben 105 000 Euro im Fonds und bis heute noch nicht einen Euro Ausfall.“ Anders gesagt: Jeder Kreditnehmer hat seine Rückzahlungspflicht in vollem Umfang erfüllt.

An dieser Tradition wollen auch Gina Uhrmeister und Sandra Stefani festhalten. Die beiden jungen Frauen, 24 und 35 Jahre, werden am 1. März mit ihrem „Grafik-Anker“ in Jahrstedt an den Start gehen, einem Unternehmen, das seine Kunden werbetechnisch unterstützt, damit sie sich auf dem Markt kreativer präsentieren können. Ein Mikrokredit vom Una wird ihnen dabei helfen. Den Kreditvertrag unterzeichneten die beiden Existenzgründerinnen am Mittwochnachmittag. Herzklopfen inklusive. Immerhin sind Gina Uhrmeister und Sandra Stefani die ersten Gründer, die ihre Unterschrift im Beisein des sachsen-anhaltischen Wirtschaftsministers unter einen Una-Kreditvetrag setzen. Auch Willingmann war ob dieses Moments beeindruckt. „Ich finde das großartig. Vielen Dank, dass ich dabei sein kann. Das ist ein Vertrag, der sagt: Wie wollen bleiben. Das ist gut, denn gerade Frauen sind es, die aus unserem Land abwandern. Um so mehr wünsche ich mir, dass sie Erfolg haben.“ Ministerfreude, die in der anschließenden Diskussion mit den altmärkischen Unternehmern ein wenig gedämpft wurde, denn die gaben ihrem Fachminister ein paar Hausaufgaben mit.

Abbau von Bürokratie, die wie eine Riesenwand besonders vor kleineren Unternehmen steht (Andreas Bosse, Chef Landbäckerei Stendal);

Zusammenführen von Förderprogrammen, die alle das Gleiche wollen – Wirtschaft fördern (Hans-Jürgen Kaschade, Unternehmer und Wirtschaftswissenschaftler);

Bundesweite Vereinheitlichung der Netzübertragungsentgelte für Strom, denn: „Mit jedem neuen Windrad in der Altmark erhöht sich der Strompreis für uns (Uwe Fenn, Architekt).“