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Neuer Kreisel Stendaler Kleingärtner fühlen sich abgehängt

Für die Kleingärtner an der Uenglinger Straße haben mit dem neuen Kreisel Probleme begonnen. Zwei Zufahrten sind gesperrt.

Von Thomas Pusch 12.12.2018, 00:01

Stendal l 104 Kleingärten liegen parallel zur Uenglinger Straße, die in Richtung Stendaler Ortstausgang zur Salzwedeler Straße wird. In den vergangenen Wochen und Monaten war das Gebiet durch die Arbeiten am neuen Kreisel von Interesse. Die Straße war gesperrt, es musste eine Umleitung gefahren werden, woran sich allerdings nicht alle hielten. Mehrmals wurde der Zeitplan gestört, weil auf der Baustelle Vandalen tobten. Am 30. November 2018 schließlich wurde der Bereich für den Verkehr freigegeben. Der fließt ohne Probleme. Die haben allerdings die Kleingärtner, seitdem durch den neuen Kreisel die Zufahrt zu ihren Grundstücken anders geregelt ist.

„Sehen Sie, dort konnten die Radfahrer und Fußgänger durch“, sagte Rolf Musielak beim Lokaltermin mit der Volksstimme, zu dem rund ein Dutzend Kleingärtner erschienen waren. Das Kleingartengelände an der alten Uenglinger Straße ist nun durch ein Geländer vom Kreisel abgetrennt, ein Durchkommen unmöglich. Da gebe es einige ältere Gärtner, die nun weite, beschwerliche Umwege in Kauf nehmen müssten.

Auch für die Autofahrer unter den Kleingärtnern hat sich die Lage durch den Kreisel kolossal verändert. Die Zufahrt über den Lehmkuhlenweg wurde dichtgemacht. Stattdessen wurde dort ein Fußweg angelegt. „Der ist mit 1,30 Metern eigentlich auch 20 Zentimeter zu schmal“, meinte Jörg-Peter Jahnke. Um zu verhindern, dass Autos die Straße dennoch nutzen, wurden Pollersteine in den Boden eingelassen.

Das hatte für Stefanie Logis, die mit ihrer Familie einen Garten hat, zur Folge, dass das Dach nicht neu eingedeckt werden konnte. „Der Zulieferer hat gesagt, dass er meinen Garten nicht anfahren kann, das war‘s“, erklärte sie. Die neue Zufahrt erfolgt über eine Verbindung von der Schillerstraße, die von den Kleingärtnern Pappelweg genannt wird, bei der Verwaltung als „Alte Promenade“ geführt wird. Die Straße ist nicht als solche ausgeschrieben, ein Winterdienst ist dort nicht vorgesehen.

„Und da sehen wir unsere Sicherheit gefährdet“, mahnte Jahnke. Wenn hoher Schnee liege, würden weder Rettungsfahrzeuge noch die Feuerwehr durchkommen. Vor fünf Jahren habe es einen Brand von mehreren Lauben gegeben. Einzig Ausweichbuchten sind angelegt worden, um den Einsatzfahrzeugen den Weg freimachen zu können. Fragwürdig sei auch, ob der Radius in die Anlage hinein groß genug für die Fahrzeuge wäre.

Und aus einem weiteren Grund möchten die Kleingärtner die neue Zufahrt nicht. „Entlang des Weges gibt es ganz viel Natur“, erklären sie. Da seien schon sehr viele Rehe und Fasane gesichtet worden. Das hätte dann sicherlich bald ein Ende.

In ähnlicher Stärke wie beim Termin mit der Volksstimme hatten sie in der vergangenen Woche die Bürgersprechstunde des Stadtratsvorsitzenden Thomas Weise (CDU) besucht. „Ich habe mich am nächsten Tag mit der Verwaltung in Verbindung gesetzt, und die zuständigen Abteilungsleiter aus dem Bauamt wollen sich heute in einer Runde mit der Thematik befassen“, sagte er gestern im Gespräch mit der Volksstimme. Eine Chance, die alte Zuwegung wieder zu öffnen, sah er wegen des Kreisels nicht. Eine bessere Zufahrt als das bestehende Provisorium könnte er sich sehr wohl vorstellen, erst recht eine Öffnung des Geländers, um Fußgänger und Radfahrer wieder über die alte Uenglinger Straße in die Anlage zu lassen. Grundsätzlich sei aber der Wille signalisiert worden, eine für alle Seiten praktikable Lösung zu finden.

Dies bestätigte auch die Antwort auf eine Anfrage der Volksstimme. „Die Hansestadt Stendal ist immer bestrebt, die Verkehrsführung, wo es geht, zu verbessern“, heißt es darin. Sollten sich also Alternativen auftun, gelte es natürlich, diese zu prüfen.