Podiumsdiskussion Ein Aufruf zum Reden

Bei einer Diskussion im Theater der Altmark soll auf Initiative von Renan Demirkan nicht über, sondern mit der AfD gesprochen werden.

Von Bernd-Volker Brahms 03.11.2016, 00:01

Stendal l „Lasst uns reden – über Alles – was uns bedrückt und ängstigt!“ so beginnt die „Bittschrift“, die die Kölner Schauspielerin und Schriftstellerin Renan Demirkan im September unter dem Schlagwort „Checkpoint Demokratie“ veröffentlichte und schnell mehr als 130 Unterstützer aus dem Bereich der Kulturschaffenden bekam. Dazu gehören Prominente wie der Schauspieler Heiner Lauterbach, die Journalistin Antonia Rados, Modedesigner Guido Maria Kretschmer und der Theologe Friedrich Schorlemmer. Mit dabei auch der Stendaler Theater-Intendant Alexander Netschajew.

Letzterer hat Renan Demirkan nun beim Wort genommen, wenn sie fordert, „über alles und mit jedem“ zu diskutieren. Am Freitag, 11. November, wird es ab 19.30 Uhr eine Podiumsdiskussion und gleichzeitig den Auftakt der bundesweiten Initiative „Checkpoint Demokratie“ geben.

Und es liegt einiges Knistern in der Luft. Als Mitdiskutierender hat sich der AfD-Landeschef André Poggenburg angesagt. „Es bringt nichts, über andere zu sprechen, man muss schon miteinander sprechen“, sagt Intendant Alexander Netschajew zur Auswahl der Gäste.

Obgleich es vielleicht eine Provokation für den einen oder anderen darstellt, sich in diese Diskussion zu begeben, soll sich der Abend keinesfalls eindimensional mit der AfD und den führenden Protagonisten befassen, sagt Netschajew.

Es gehe „um einen neuen, wertschätzenden Blick auf die demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft“, sagt der Intendant. Die 61-jährige Initiatorin Renan Demirkan, die mit sieben Jahren mit der Familie aus der Türkei nach Deutschland kam, hat einen Wandel bemerkt. „Es ist kaum auszuhalten, wie hemmungslos die Sprache geworden ist und wie mehrheitsfähig Islamophobie. Und Antisemitismus. Wie Demokratie verhöhnt wird und als Lügenpresse bespuckt und ausgepfiffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird“, sagt Demirkan. „Deshalb müssen wir reden – gemeinsam über uns!“

Die Schauspielerin, die aus dem Fernsehen mit Serien wie „Dr. Klein“ oder „Mordkomission Istanbul“ bekannt ist, legt Wert darauf, dass die Unterstützer ihres Aufrufes bereit sind zu reden, mit jeder und jedem, wo auch immer, wann auch immer.

Der Auftakt dazu ist in Stendal.