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Projekt „Stille Reserve“ zurück in den Job bringen

Ein Projekt soll gut Qualifizierten den Weg zurück in einen Job erleichtern. Es startet jetzt in Stendal.

Von Volker Langner 08.09.2015, 01:01

Stendal l Die beiden Kinder kamen kurz nacheinander, die junge Mutti – gut qualifiziert im Beruf – war mit ihrer Betreuung gut ausgelastet, hing ihren Job an den Nagel. Nach mehr als einem Jahr möchte sie nun wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Ganz leicht ist das nicht: Die beruflichen Kenntnisse sind nicht mehr auf dem neuesten Stand, Familie und Arbeit wollen auch zeitlich unter einen Hut gebracht werden ...

Diese „Stille Reserve“, nämlich gut qualifizierte Wiedereinsteiger, die ihre Erwerbstätigkeit für mindestens ein Jahr unterbrochen haben, will das Institut für berufliche Bildung in Stendal (IBB) bei der Rückkehr in einen Job unterstützen und begleiten. Dazu nutzt es das vom Bundesfamilienministerium aufgelegte Programm „Perspektive Wiedereinstieg – Potenziale erschließen“. In der Förderperiode bis zum Jahr 2020 ist das IBB Stendal eines von 23 Modellstandorten bundesweit und das einzige in Sachsen-Anhalt. Nachdem IBB-Bereichsleiterin Isolde Kuntze im Frühsommer die Urkunde erhielt, die das Institut als Teilnehmer ausweist, hat die Arbeit am Projekt begonnen.

Derzeit will das IBB das Programm und seine Möglichkeiten bekannt machen. Mit Informationsveranstaltungen wie in der nächsten Woche in Stendal, mit Flyern, über Gespräche bei Vereinen, Gleichstellungsbeauftragten in den Kommunen oder auch der evangelischen Stadtgemeinde sowie mit Unterstützung der Kooperationspartner Arbeitsagentur, Jobcenter und Landkreis.

Mit dem Programm, das vornehmlich, aber nicht ausschließlich Frauen im Visier hat, wollen das IBB und seine Partner nicht allein gut qualifizierte Wiedereinsteiger ansprechen, die familienbedingt eine berufliche Auszeit genommen haben. Es gehe auch um gut qualifizierte Alleinstehende und Erwerbstätige, die wegen der Pflege von Verwandten verkürzt arbeiten. Zudem wird angestrebt, Beschäftigte mit einem Minijob in eine versicherungspflichtige Tätigkeit zu führen.

Dafür möchte das IBB Lösungswege anbieten. „Erst einmal möchten wir motivieren, wieder in einen Job einzusteigen“, erklärt Projektcoach Kathleen Kramer. In Einzelgesprächen werde dann die Familiensituation besprochen, die Ausgangslage und vor allem Hindernisse auf dem Weg zurück ins Berufsleben. Die Palette der Angebote reiche von Qualifizierungsmaßnahmen über Bewerbungstraining bis zur betrieblichen Erprobung, sprich: Praktika in Firmen „zum Schnuppern“, wie Kramer sagt. Bei der Weiterbildung setzt das Projekt übrigens aufs Internet. So finden sogenannte Webinare online statt, ist auch ein Austausch der Kursteilnehmer übers Netz möglich.

Katrin Schmalenberg-Laukert vom Jobcenter Stendal sieht im Programm eine gute Möglichkeit, Wiedereinsteiger zu fördern. Sie macht darauf aufmerksam, dass die Teilnahme freiwillig ist. „Gut ist, dass auch Frauen das Projekt nutzen können, die keine sozialen Leistungen beziehen. Ich hoffe, dass viele von ihnen diese Gelegenheit ergreifen“, sagt Jennifer Emmrich von der Agentur für Arbeit in Stendal.