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Prozessauftakt Mann soll seine Familie verprügelt haben

Um häusliche Gewalt geht es in einem in Stendal begonnenen Prozess. Ein 47-Jähriger soll Frau und Kinder geschlagen haben.

Von Wolfgang Biermann 08.09.2016, 00:00

Stendal l Die Staatsanwaltschaft Stendal legt einem 47-jährigen türkischen Staatsbürger, der sich seit 2002 in Deutschland aufhält und im Stadtseequartier wohnt, fünf gefährliche Körperverletzungen sowohl gegen seine Ehefrau als auch seine minderjährigen Kinder zur Last.

In einem sechsten Anklagepunkt geht die Staatsanwaltschaft sogar von „einer das Leben gefährdenden Behandlung“ aus. Bis auf die letzte Tat sind laut Anklage die Tatvorwürfe zeitlich nicht genau einzuordnen. Als Tatzeitraum gilt der Zeitraum von Anfang 2010 bis zum 31. März 2014.

So soll der 47-Jährige auf eines seiner Kinder mit einem Ledergürtel auf Arme, Beine und Kopf eingeprügelt haben. Die Metallschnalle des Gürtels soll dabei das linke Ohr getroffen haben. Das Ohr sei angeschwollen, „blau geworden“, und das Kind habe mindestens eine Woche lang nichts hören können. Ein weiteres seiner Kinder soll er mit einem Verlängerungskabel förmlich ausgepeitscht haben, so dass es Striemen auf Rücken, Schulter und am Bein hatte.

Mit einem „großen Metalllöffel“, so heißt es weiter in der Anklageschrift, hat er seine Frau auf den Kopf geschlagen. Sie erlitt eine Platzwunde, die im Krankenhaus genäht beziehungsweise geklammert werden musste. Weil eine Tochter vergessen hatte, einen sogenannten Haarglätter auszuschalten, drückte er laut Anklageschrift erst seiner Ehefrau und sodann der Tochter das heiße Gerät jeweils auf den Unterarm. Beide erlitten Brandwunden.

Am 31. März 2014 soll der 47-Jährige Geld von seiner Frau gefordert haben. Als sie ihm dies verweigerte, habe er sie erst mit dem Wort „Hurentochter“ beleidigt, sie dann an den Haaren gezogen und mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Durch das Eingreifen der Tochter gelang der Frau die Flucht in ein anderes Zimmer. Der Angeklagte soll ihr gefolgt sein, sie an den Haaren zu Boden gezerrt und ihr sodann einen Tritt gegen das linke Auge verpasst haben. Dessen nicht genug, soll er sie mit Fäusten weiter traktiert haben. Einen Tag nach der letzten Tat erstattete die Frau Strafanzeige.

Inzwischen ist die heute 41-Jährige von ihm geschieden und lässt sich über eine Rechtsanwältin im Prozess als Nebenklägerin vertreten. Nach dem Verlesen der Anklage am ersten Prozesstag sagte der Angeklagte: „Ich werde mich dazu nicht äußern.“ Ab Freitag sollen in der Prozessfortsetzung die Ex-Ehefrau und die Kinder sowie weitere Zeugen aussagen.

Fünf Verhandlungstage hat das Gericht bislang für diesen Prozess angesetzt. Das Urteil ist für den 15. September geplant.