1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Sonne sinkt, Hunger verschwindet

Ramadan Sonne sinkt, Hunger verschwindet

Derzeit dürfen Muslime auch in Stendal erst nach Sonnenuntergang essen und trinken. Es ist der Fastenmonat Ramadan.

Von Thomas Pusch 01.07.2016, 01:01

Stendal l Mit dem Fasten sollen Muslime für einen Monat im Jahr nachempfinden können, wie es Menschen geht, die nicht genügend zu essen und zu trinken haben. Der Fastenmonat Ramadan ist für sie die wichtigste Zeit des Jahres. Erst nach Sonnenuntergang darf gegessen und getrunken werden. Am Mittwochabend erlebten Mitglieder Islamischen Gemeinde Stendal und des Gesprächskreises Christen und Muslime am Krankenhaus gemeinsam das Fastenbrechen in der Moschee an der Lucas-Cranach-Straße. Vorher führte Gemeindevorsitzender Mohamed Msaik durch die fast schon fertig renovierten Räumlichkeiten.

Bis zu 45 ehrenamtliche Helfer sind seit Dezember dabeigewesen, aus der ehemaligen Diskothek ein neues Gemeindezentrum für die Muslime aus Stendal und Umgebung zu schaffen. Bis zum Mai konnten allerdings nur Innenarbeiten ausgeführt werden, es fehlte noch eine Baugenehmigung. Dafür war noch eine zweite Fläche für die Feuerwehr notwendig. Mit dem Kauf von 100 Quadratmetern Grundstück wurde auch dieses Problem aus der Welt geräumt. Pünktlich zu Beginn des Ramadan am 6. Juni war der Gebetsteppich verlegt, hatte die Stendaler Gemeinde nach ihrem Auszug aus der Friedrich-Ebert-Straße wieder eine Moschee. Darin gibt es neben dem Gebetsraum, auch mehrere Unterrichts- und Ruheräume. Im Keller sollen Fitness- und Schlafräume entstehen, dafür steht allerdings noch die Baugenehmigung aus.

So kann ein offizieller Eröffnungstermin noch nicht genannt werden, ihren Nachbarn aus Stadtsee und allen anderen Interessierten macht die Gemeinde die Moschee aber schon am kommenden Dienstag, 5. Juli, bekannt. Dann endet die Fastenzeit mit dem Zuckerfest und dafür haben sich die Organisatoren einiges einfallen lassen. Mehrere Hüpfburgen werden vor der Moschee aufgestellt, es wird einen Eisstand ebenso geben, wie einen Falafel-Wagen und andere arabische Imbisse. Los geht es um 9 Uhr.

Vorher gibt es das traditionelle Gebet, bei dem Msaik mit 1000 Teilnehmern rechnet, zum Freitagsgebet seien es derzeit bis zu 600. Am Mittwochabend mögen es drei Dutzend gewesen sein, die nach dem Rundgang den Sonnenuntergang herbeisehnten. Auf der Tafel standen bereits Datteln und Milch. Drei Datteln und kalte Milch, so hat es der Prophet Mohammed gelehrt, nimmt man zu sich, betet drei Minuten und darf sich dann dem Fastenbrechen hingeben.

Stück für Stück füllte sich das Buffet, exotische Düfte lagen in der Luft. Der Appetit bei vielen der Muslime, von denen manche das Letzte um 2 Uhr morgens zu sich genommen hatten, wurde immer größer. Dann endlich kam der befreiende Ruf zum Gebet. „Allahu akbar“ – „Allah ist groß“.

Die Auswahl an Speisen war es auch. Reis stand in verschiedenen Variationen auf dem Tisch, es gab Hühnchen, Wachteln, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen. Zahlreiche Süßigkeiten wurden ebenfalls angeboten. „Jeder hat etwas mitgebracht“, erklärte Abdul Saeed, stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde. So kamen die Speisen aus unterschiedlichen Ländern: Marokko, Jemen, Ägypten, Syrien. Ähnlich sah es bei den Getränken aus: Wasser aus dem Libanon, Saft aus Ägypten, „und die Cola kommt aus Polen“, meinte Mohammed Nassar und hielt eine rote Dose mit Lewandowski-Porträt in die Luft.