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TierquälereiPferdebesitzer wehrt sich

Anfang Dezember sind einem Mann aus Ballerstedt Pferde fortgenommen worden. Der hat nun einen Anwalt eingeschaltet.

Von Thomas Pusch 20.01.2017, 00:01

Lichterfelde l 73 Pferde haben seit Anfang Dezember eine neue Heimat in einer ehemaligen Bullenzuchtstation des Rinderzuchtverbandes Sachsen-Anhalt in Lichterfelde. Insgesamt 77 Tiere waren ihrem Besitzer am 7. Dezember weggenommen worden, nachdem der mehreren Aufforderungen des Landkreises zur Veränderung der Situation der Tiere nicht nachgekommen war. So erklärten dies der zweite Beigeordnete des Landrates, Sebastian Stoll (CDU), und Dr. Thoralf Schaffer, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes, am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Die war ursprünglich anberaumt worden, um die für kommenden Freitag anberaumte Versteigerung der Tiere zu erläutern. Der Besitzer der Tiere habe nunmehr einen Rechtsanwalt eingeschaltet, vor Gericht solle geklärt werden, ob das Vorgehen des Landkreises rechtens war, die Auktion wurde zunächst einmal abgesagt.

„Wir hatten im März vergangenen Jahres festgestellt, dass die Herde in einem sehr schlechten Zustand ist“, blickte Schaffer zurück. Zwei Pferde seien gestorben, nachdem sie über Wochen jämmerlich zu Grunde gegangen seien und nie einen Tierarzt gesehen hätten. Pferde seien unterernährt und in einem schlechten Pflegezustand gewesen. Darauf sei eine Verfügung erlassen worden, die den Halter dazu verpflichtete, täglich zuzufüttern und den Pferden ausreichend Wasser zu geben. Beides sei nicht geschehen. Von den insgesamt 77 Pferden habe ein Großteil keine Pässe gehabt, auch diese seien nicht beschafft worden. Schließlich habe der Halter auch die Anweisungen ignoriert, die Tiere beim Tierarzt vorzustellen und einem Hufschmied vorzustellen. „Er ist all diesen Verfügungen nicht nachgekommen, sondern wollte es aussitzen“, sagte Schaffer gestern.

Schon im vergangenen Jahr habe er ihm zu anwaltlichen Beistand geraten, doch keinen Erfolg damit gehabt. Am 7. Dezember schließlich wurden in einer gemeinsamen Aktion von Verwaltung, Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft 77 Pferde fortgenommen. Vier Tiere wurden zwischenzeitlich von ihren Eigentümern übernommen. Das Quartier kostet täglich 1000 Euro, Stoll kündigte allerdings an, dass sich der Landkreis das Geld vom Besitzer zurückholen werde, wenn der Rechtsstreit gewonnen würde. Und daran hatten weder er noch Schaffer große Zweifel. Ende Februar, Anfang März könnte dann die Auktion nachgeholt werden, die bereits jetzt bis zu 100 Interessierte täglich in der Verwaltung anrufen ließ. Der Besitzer soll nie wieder Pferde halten dürfen.

„Für mich stand außer Frage, dass der vom Landkreis angesetzte Termin nicht haltbar war. Diese ganze Sache entbehrte jeglicher Rechtsgrundlage“, sagt der ehemalige Besitzer aus Ballerstedt, der einen Magdeburger Rechtsanwalt mit der Vertretung beauftragt hat. „Die Vorgehensweise des Landkreises bedeutet ein Berufsverbot und vernichtet die wirtschaftliche Existenzgrundlage meines Mandanten“, äußert sich Rechtsanwalt Michael Moeskes in einer Presseerklärung. Die Todesursache der beiden Pferde, die „in tierärztlicher Behandlung waren“, so der Rechtsanwalt, sei eine bei Jungpferden häufig vorkommende Krankheit gewesen. „Mein Mandant hat sich nichts vorzuwerfen. Die Pferde befanden sich in Freilandhaltung. Die jetzige Einstallung schadet den Tieren.“

Außerdem hätte der Landkreis nicht beachtet, dass sich viele Pferde gar nicht in Eigentum des Ballerstedters befanden. „Diese Eigentümer werden ebenfalls die erforderlichen juristischen Schritte gegen den Landkreis einleiten.“