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Report Immer mehr Doping am Arbeitsplatz

Doping am Arbeitsplatz hat zugenommen. Das belegt ein Gesundheitsreport.

Von Thomas Pusch 20.10.2015, 01:01

Altmark l In den vergangenen sieben Jahren hat bundesweit das Doping am Arbeitsplatz zugenommen, die Altmark bildet da keine Ausnahme. Das geht aus dem DAK-Gesundheitsreport hervor, den Mathias Eckstein gestern in der Stendaler Geschäftsstelle vorstellte. Rund zehn Prozent der Arbeitnehmer haben wenigstens einmal sogenanntes Hirndoping betrieben. Hirndoping bedeutet die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit. So sollen beispielsweise Medikamente, die beim Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom eingesetzt werden, die Gedächtnisleistung verbessern und die Wachheit erhöhen, Pillen gegen Bluthochdruck beim Stressabbau, gegen Nervosität und Lampenfieber helfen.

53,8 Prozent besorgen sich die Medikamente mit einem Rezept vom Arzt. „Da müsste man doch denken, dass der Arzt anders handelt“, meinte Eckstein. Zweithäufigster Beschaffungsweg sind Kollegen, Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder (14,1 Prozent), dann folgt das Privatrezept (13 Prozent). Als Gründe geben die Betroffenen an, dass ihnen mit die Arbeit leichter von der Hand geht oder sie dann mit weniger Schlaf auskommen. Andere nehmen die Substanzen, um nach der Arbeit noch Energie und gute Laune für Privates zu haben oder auch weil sie ohne sie häufig nicht in der Lage wären, ihre Arbeit zu machen.

Die große Mehrheit (83 Prozent) der Erwerbstätigen steht laut Gesundheitsreport solchen Eingriffen allerdings ablehnend gegenüber. Etwa zehn Prozent sind diesen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossen.

„Die Altmark liegt dabei im negativen Trend“, sagte Ewald Kittner, Leiter der Sucht- und Drogenberatung des Caritasverbandes Stendal. Knapp 400 Menschen nehmen die Beratung jährlich in Anspruch. Allerdings sind dabei nicht die Medikamente Suchtmittel Nummer eins, sondern der Alkohol. Seit über 30 Jahren ist er in der Suchtberatung tätig und hat festgestellt, „dass Kinder oftmals das falsche Beispiel der Eltern nachleben“. Positiv bewertet er hingegen Präventionsangebote.

Der Gesundheitsreport beleuchtet auch den Krankenstand und die häufigsten Krankheitsursachen. Der Krankenstand ist in der Altmark um 0,2 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent gesunken. Damit liegt die Region unter dem Landesschnitt von fünf Prozent, negativer Spitzenreiter ist der Landkreis Mansfeld-Südharz (5,7 Prozent), der geringste Krankenstand wurde im Jerichower Land verzeichnet (4,6 Prozent).

Am häufigsten erkrankten die Beschäftigten mit 24,2 Prozent am Muskel-Skelett-System. Danach folgten die psychischen Erkrankungen (13,6 Prozent) und das Atmungssystem (12,5 Prozent). Besonders frappierend ist der Anstieg der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen. 2000 waren es 72, im vergangenen Jahr 257. Das bedeutet eine Steigerung um mehr als das Dreifache.