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Schnelles Internet Bürgermeister gegen politische Vorgaben

Tangerhüttes Bürgermeister Andreas Brohm ärgert sich über fiktive Grenzen beim Ausbau von schnellen Datenleitungen.

Von Bernd-Volker Brahms 10.02.2017, 19:35

Tangerhütte l Tangerhüttes Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) hält eine schnelle Datenautobahn für genauso wichtig für die Region wie den Ausbau der A 14. „Wir können mit Technologie die Geografie überwinden“, sagt der 36-Jährige.

In dieser Woche hatte er von sich Reden gemacht, als in Magdeburg die Digitale Agenda aufgerufen wurde und 250 Vertreter aus Politik und Wirtschaft zusammenkamen, um über die Strategie des Landes beim Ausbau von schnellen Datenleitungen zu sprechen. Schon vor Beginn der Konferenz hatte Brohm deutliche Kritik daran geäußert, dass man sich mit Technologien zufrieden geben wolle, die schon in ein paar Jahren nicht mehr ausreichen könnten.

Ziel der Landesregierung ist es, bis Ende 2018 alle Privathaushalte mit 50-Megabit-Leitungen zu versorgen. Bei Unternehmen sollen es 100 MBit pro Sekunde sein. „Wir müssen wegkommen von politischen Vorgaben“, sagte Brohm. Netze, die eine Übertragungsgeschwindigkeit von maximal 100 Mbit/s zulassen, seien nicht sinnvoll. Sie seien Verschwendung von Geld.

„Es ärgert mich, wenn begrenzte Vorgaben gemacht werden“, sagte Brohm der Volksstimme. Man wolle nur einen Haken hinter das Thema machen, interpretiert er das Vorgehen. Das verkenne, welches Potenzial es gerade auch für den ländlichen Raum durch schnelle Leitungen gebe.

Man stehe bei der digitalen Entwicklung noch am Anfang, es sei noch nicht vorstellbar, welche Möglichkeiten es zukünftig geben könne. Von daher brauche es eine Technologie, die unbegrenzte Datenmengen zulässt.

Eine Vorreiterrolle – nicht nur für Sachsen-Anhalt – sieht Brohm in der Altmark durch den Zweckverband Breitband Altmark (ZBA). Hier werden Glasfaserleitungen bis an die Häuser der Menschen gelegt. In Wulkau sei im Dezember mit einem Gigabit Datengeschwindigkeit gestartet worden. „Das gibt es nicht mal in Berlin und München“, sagt der Bürgermeister. Das sei ein Standortvorteil.

Mit Weitsicht sei bereits vor vier Jahren durch die Landräte der beiden Altmark-Landkreise der Zweckverband auf den Weg gebracht worden. Dieser eröffne für die Zukunft alle Möglichkeiten. Insgesamt würden mehr als 100 Millionen Euro über Kredite finanziert, die dann durch Pacht und Nutzer­entgelte in den kommenden 25 Jahren refinanziert werden. Mit dem Netz, das nicht nur einem Betreiber zur Verfügung stehen soll, ergebe sich eine Konkurrenzsituation bei den Anbietern. „Die Menschen können aus mehreren Anbietern auswählen“, so Brohm.

Das Gegenmodell ist, wenn ein privater Anbieter eigene Leitungen verlegt, so wie dies auch in der Altmark an mehreren Orten passiert.