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Senioren-WG Zusammen ist man weniger allein

Weil sie im Alter nicht allein sein wollen, leben Stendaler Senioren in einer Wohngemeinschaft zusammen.

17.08.2015, 23:01

Stendal l Ursula Schmidt lebt in einer WG. Diese Wohnform ist schon lange nicht mehr nur Studenten und jungen Menschen vorbehalten, die sich aus Kostengründen mit anderen eine Wohnung teilen. Auch Senioren entdecken das Zusammenleben mit anderen Senioren mehr und mehr für sich, allerdings weniger aus Kostengründen, sondern aus Freude an Geselligkeit und dem Wunsch, im Notfall immer jemanden um sich zu haben, der sich um einen kümmert.

So ganz von allein sei sie allerdings nicht auf die Idee gekommen, in eine WG zu ziehen, erzählt sie, „aber vor knapp zwei Jahren habe ich meinen Sohn verloren. Das war ganz schlimm für mich, da bin ich seelisch zusammengebrochen. Meine Tochter und meine Enkelin haben mir dann geraten, doch in eine WG zu ziehen, damit ich auch mal auf andere Gedanken komme. Heute bin ich froh, dass ich das gemacht habe, wir machen uns das hier richtig lustig“, sagt die Senioren weiter.

Heute teilt sie sich eine Wohnung mit fünf weiteren Senioren. Es gibt ein gemeinsames Wohnzimmer mit Küchenzeile, einen Balkon und für jeden ein einzelnes Zimmer. „So können sich die Bewohner jederzeit entscheiden, ob sie ihre Ruhe haben oder doch lieber in Gemeinschaft sein wollen“, erklärt Alexandra Ohde, die gemeinsam mit Ehemann Thomas die Pflege-Wohngemeinschaft für Senioren betreibt. In einem Plattenbau, verteilt auf vier Hauseingänge, gibt es vier Wohngemeinschaften, die über vier Etagen verteilt sind. Pro WG gibt es eine Pflegekraft, die sich um die Senioren kümmert, die Hilfe benötigen.„Wir haben ja nicht nur rüstige Rentner hier, sondern auch Pflegebedürftige“, so Ohde. „Die wohnen alle gemischt. Das gleicht sich aber im Alltag gut aus, denn sie helfen auch einander.“

Auch eine Geschlechtertrennung gibt es nicht, und es ist auch nicht nötig. „Da ja jeder seinen eigenen Bereich für sich hat und sich zurückziehen kann“, sagt Alexandra Ohde. „Die Senioeren kommen mit der gemischten Form sehr gut klar. So, wie Klaus Berghoff und Brigitte Krüger, die beide seit etwa einem Jahr in der Senioren-WG leben, die nicht mehr ganz fit sind, aber auch noch nicht zum alten Eisen gehören wollen, kleinere Einkäufe noch selbst erledigen und einfach nicht allein sein wollen. „Warum auch“, sagt Klaus Berghoff, „hier habe ich doch alles, was ich brauche und immer jemanden zum Flirten“, sagt der 76-Jährige mit einem lauten Lachen.

Und die Umstellung vom Alleinsein auf ständige Gesellschaft? Wie klappt das so? „Prima, sagt Brigitte Krüger, „ich komme aus einer großen Familie, habe fünf Kinder und zwölf Enkel. Ich kann mit dem Alleinsein gar nicht umgehen. Dann lieber so, da ist immer jemand da ist, mit dem man sich unterhalten kann, der mit einem mal Karten oder Mensch-ärgere-dich-nicht spielt oder der einen daran erinnert, dass man täglich seine Tabletten nehmen muss – da bin ich nämlich leider sehr unzuverlässig“, sagt die 72-Jährige.