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Stadtsanierung Viele Lücken werden geschlossen

In den vergangenen zwei Jahren wurden in der Stendaler Innenstadt derart viele Baulücken geschlossen wie seit Mitte der 1990er Jahre nicht.

Von Bernd-Volker Brahms 08.09.2016, 01:01

Stendal l Wer derzeit durch die Stendaler Innenstadt fährt, hat den Eindruck, dass in jeder Straße gebaut wird. Wenn nicht die Straße selbst erneuert wird, dann werden Häuser saniert und Baulücken geschlossen. In den vergangenen Jahren sind jeweils mehr als 200 Bauanträge bei der Verwaltung eingegangen. In diesem Jahr sind es zum jetzigen Zeitpunkt bereits 143 Bauanträge, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt.

„Der Zeitpunkt zum Bauen ist immer günstig“, sagt Architekt Matthias Krug, der zusammen mit seinen drei Brüdern gerade erst ein großes Bauprojekt in der Bruchstraße abgeschlossen hat. Es wurden zwei Häuser saniert und eine Lücke mit einem Neubau geschlossen.

Besonders augenfällig ist der Bauboom derzeit im Karnipp, wo bis vor kurzem kein Haus stand und nun sowohl links als auch rechts mit Hochdruck gebaut wird. Auch in der angrenzenden Rohrstraße wurden mehrere Lücken geschlossen. In dem Bereich waren kurz vor der Wende zahlreiche alte Häuser weggerissen worden, damit die hochtrabenden Pläne der DDR-Stadtplaner verwirklich werden konnten. Es war seinerzeit die Verlängerung der Grotewohl-Allee (heute Stadtseeallee) bis in die Innenstadt hinein vorgesehen. Es sollten viele Plattenbauten im Stadtkern errichtet werden.

Heute geht es dagegen darum, ursprüngliche Straßenfluchten wieder herzustellen und Baulücken zu schließen, wie Georg-Wilhelm Westrum als Leiter des städtischen Amtes für Stadtumbau und Sanierung sagt. Historische Bausubstanz soll erhalten werden. „Wir haben Grundstücke gekauft, beräumt und vermarktungsfähige Grundstücke geschaffen“, sagt Westrum.

Dabei ist es gerade in Stendal in der Innenstadt nicht einfach zu bauen. Zum einen ist der Untergrund durch die Uchte sehr weich und feucht, so dass zumeist nur mit Gründungspfählen Stabilität hineingebracht werden kann, was kostspielig ist. Andererseits sind Bauherrn auch verpflichtet, archäologische Grabungen zu bezahlen. Und im Innenstadtgebiet sind die Archäologen bei allen Bauvorhaben zunächst beteiligt.

Um Grundstücke überhaupt loswerden zu können, verpflichtete sich die Stadt oft zur Übernahme der Kosten für die archäologischen Arbeiten. Auch die Förderung von Fassaden sollte es Bauherrn leichter machen, in Stendal überhaupt alte Objekte in Angriff zu nehmen.

Schon 2011 gehörte Stendal bei der Architektenkammer Sachsen-Anhalt zu einer von sechs Städten des Wettbewerbs „Mut zur Lücke“. Mit Förderung des Landes konnten dort Vorschläge für bestimmte Stendaler Baulücken eingereicht werden. Aus Stendaler Sicht war das Grundstück Bruchstraße 18 vertreten sowie das Grundstück an der Ecke Brüderstraße 10-11 / Wüste Worth, das lange Zeit als Parkplatz genutzt wurde. Beide Lücken sind noch heute vorhanden.

Für das Eckgrundstück an der Brüderstraße, für das das Stendaler Architekturbüro Bach/Schwarzbrunn/Zabries einen zweiten Platz gewann, geht es allerdings voran. Wie die Verwaltung mitteilt, wurde das dreiparzellige Grundstück verkauft und soll bebaut werden. Zwei Flurstücke gehörten der Stadt und wurden veräußert.

Ebenfalls erste Bauvorbereitungen gibt es bei einer markanten Lücke in der Karlstraße gegenüber dem Theater. Das Grundstück wurde 2015 von der Stadt an einen Stendaler Arzt verkauft, der dort einen Praxis- und Wohnkomplex errichten möchte. Den Sommer über fanden auf dem Grundstück umfangreiche archäologische Arbeiten statt.

„Die Nachfrage nach Wohnungen für Familien und zunehmend auch für Senioren ist vorhanden“, sagt Architekt Krug. „Der Zenit ist noch nicht überschritten.“