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Städte-Partnerschaft Museen wollen zusammenarbeiten

Zwischen den Landkreisen Stendal und dem litauischen Mazeikiai wird seit zwei Jahren die Partnerschaft belebt. Nun wurde Stendal besucht.

Von Thomas Pusch 29.11.2016, 11:52

Stendal l Landrat Carsten Wulfänger (CDU) unternahm einen Ausflug in die Geographie. Mazeikiai sei 1250 Kilometer von Stendal entfernt, mit dem Auto brauche man 14 Stunden dorthin. „Allerdings ist es näher als Rom, also doch gar nicht so weit weg“, stellte er fest. Nachdem im Sommer eine altmärkische Delegation angeführt vom Ersten Beigeordneten des Landrates, Denis Gruber, nach Litauen gereist war, stattete eine litauische Gruppe unter der Leitung von Dalia Grygolaitiene nun dem Landkreis einen Gegenbesuch ab. Nachdem er die Eckdaten wie Fläche, Einwohnerzahl, landschaftliche Gegebenheiten und wirtschaftliche Bedingungen aufgezählt hatte, stellte die Verantwortliche für internationale Kooperation und Leader-Projekte fest, dass sich die beiden Landkreise ziemlich ähneln.

„Unser Landkreis hat 55 000 Einwohner, die Kreisstadt 35 000“, sagte Grygolaitiene. Auch im Landkreis Mazeikiai müsse man mit dem demographischen Wandel leben, Wegzüge kompensieren. Symbolisch dafür ist die Raffinerie, die mittlerweile nur noch 1000 statt wie früher 2000 Menschen Arbeit bietet. Die beiden Landkreise könnten wohl am besten auf den Gebieten Tourismus und Kultur kooperieren. Beides verbindet sich im Stadtfest, zu dem der Landkreis Stendal im kommenden Jahr eingeladen ist. Am ersten Juniwochenende wird die litauische Stadt im Zeichen der Blechbläser stehen.

„Die Partnerschaft soll nicht nur in der Theorie und am grünen Tisch existieren, sondern auch praktische Ergebnisse haben“, betonte Gruber. So gab es am ersten Besuchstag verschiedene Workshops, unter anderem zu den Themen Energie, Öffentlicher Personennahverkehr, Klima und Demographie.

Zunächst einmal wurden aber kulinarische Spezialitäten ausgetauscht. Die Litauer hatten einen Geschenkebeutel für Wulfänger, Gruber und den Zweiten Beigeordneten Sebastian Stoll mitgebracht. Die Altmärker wiederum hatten heimische Spezialitäten aufgetafelt. Stoll erklärte die Herkunft der Tangermünder Nährstangen und erläuterte die Herstellung von Baumkuchen. „Der ist jedenfalls nicht aus Holz“, versicherte Wulfänger.

Das hatten die litauischen Gäste schon beim Kosten festgestellt, einige andere Fragen blieben aber noch offen. So wollten sie wissen, wieviele Ämter die Landkreisverwaltung hat. „Die Frage hat bislang noch niemand gestellt“, sagte Wulfänger, „es sind 16“.

Interessiert waren die Litauer auch daran, wie viele Anbieter es für Trinkwasser und Abwasserentsorgung gibt, waren über die Vielzahl im Landkreis ganz erstaunt, in ihrer Heimat ist das eine Monopolangelegenheit. Die Gäste wollten auch wissen, wie hoch die Arbeitslosigkeit im Landkreis ist, waren neugierig auf die Gründe der Entwicklung.

Schließlich wurde auch noch die Flüchtlingsfrage angesprochen. „Dazu muss man wissen, dass es in ganz Litauen 150 Flüchtlinge gibt“, sagte Gruber. Wulfänger blickte zurück ins vergangene Jahr, als zu den Höchstzeiten 85 Flüchtlinge pro Woche in den Landkreis Stendal kamen. „Derzeit sind es zwölf im Monat“, ergänzte er. Sehr erstaunt zeigten sich die Litauer darüber, wie die finanzielle Versorgung der Flüchtlinge geregelt ist und ihr Zugang zum Gesundheitssystem. Allerdings fehlt ihnen dabei auch die Erfahrung. „Wir haben keinen einzigen Flüchtling im Landkreis“, sagte Grygolaitiene.

Am zweiten Tag stand der Besuch der Berufsbildenden Schulen auf dem Programm. Die Litauer nahmen an einer Unterrichtsstunde teil, kamen auch mit Schülern ins Gespräch. Nachmittags besuchten sie das Prignitz-Museum und den Havelberger Dom. Schließlich gab es noch eine Besprechung darüber, wie im Rahmen des Leader-Projektes der LAG Elbe-Havel-Winkel eine Zusammenarbeit zwischen Prignitz und Mazeikiai-Museum auf die Beine gestellt werden kann. Zum Abschluss gab es noch eine Vorstellung des „Weißen Rössl“ im Theater der Altmark.