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Städtebauförderung 400 Millionen für attraktives Stendal

Ein Vierteljahrhundert Städtebauförderung in Stendal. Was ist dabei herausgekommen? Bei einem Stadtrundgang gab es Antworten.

Von Egmar Gebert 24.05.2016, 01:01

Stendal l Seit dem vergangenen Jahr gibt es den „Tag der Städtebauförderung“. Von der Bauministerkonferenz gemacht, damit Kommunen Projekte öffentlichkeitswirksam präsentieren und mit den Bürgern auf sehr direktem Weg dazu kommunizieren können.

Nach der 2015 gelungenen Premiere des Tages in Stendal – einem von derzeit deutschlandweit rund 1800 Städtebau-Fördergebieten – stand die zweite Auflage dieses Tages am Sonnabend dem in nichts nach. Im Gegenteil.

Mehr als 100 Stendaler versammelten sich am Morgen am oder besser gesagt rund um den aufgegrabenen Marktplatz, an dem sie Susanne Friederich, Abteilungsleiterin im sachsen-anhaltischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, einlud, mit Grabungsleiter Manfred Böhme eine Reise ins Jahr 1188 zu unternehmen.

In jenem Jahr wurde in Stendal das nachweislich erste Kaufhaus – der erste Backsteinbau dieser Art hierzulande – errichtet. Das und viele weitere Details, die von den Grabungen in den vergangenen Wochen ans Tageslicht gefördert worden waren (Volksstimme berichtete), erläuterte der Archäologe, während er durch das Grabungsfeld wanderte. Das soll übrigens in dieser Woche wieder geschlossen werden, damit die Stendaler an dieser historisch bedeutsamen Stelle ihr Rolandfest feiern können. Hernach geht es dann an die Umgestaltung des Marktplatzes, mit der eines der aktuellen Stendaler Städtebau-Förderprojekte seinen Abschluss finden wird.

Über diese zu berichten, blieb dem Leiter des Amtes für Stadtumbau und Sanierung, Georg-Wilhelm Westrum, auf dem sich nun anschließenden Rundgang durch die südliche Altstadt vorbehalten. Vier Programme seien es in den vergangenen 26 Jahren gewesen, mit denen städtebauliche Maßnahmen und Sanierungen in der Stendaler Altstadt unterstützt wurden, erfuhren die Rundgangsteilnehmer vom Amtsleiter. Rund 79 Millionen Euro Fördergeld seien in die Altstadtsanierung geflossen. Rechne man die fünf Euro Nachfolge-Investitionen hinzu, die statistisch auf jeden Euro Fördergeld fließen, sei man bei rund 400 Millionen Euro, die in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten in der Stendaler Altstadt verbaut wurden, so Westrum.

Auf vier Millionen Euro bezifferte Westrum die Kosten für die Umgestaltung des Areals, das sich vom Winckelmannplatz, der ersten Station des Rundgangs, bis zum Marktplatz erstreckt. Mit seiner Umgestaltung werden die Arbeiten in diesem Areal noch 2016 abgeschlossen. Investiert wird in der Stendaler Innenstadt allerdings auch danach noch beziehungsweise parallel dazu. So erfuhr die Stadtrundgänger-Gemeinschaft, jetzt etwa noch 30 Stendaler stark, dass in diesem Jahr Straßenbaumaßnahmen unter anderem in der Deichstraße, Priesterstraße, Rohrstraße und Mühlenstraße anstehen. Bis zum Jahr 2020/2021, so das Ziel der Stadt, sollen so viele Straßen wie möglich saniert werden, nannte Westrum einen Schwerpunkt.

Ein Beweggrund dafür: Irgendwann werde das Land auf den Abschluss der Sanierungen beziehungsweise der Förderung dieser Maßnahmen drängen, bei deren Realisierung die Bürger nicht mit den ohne Förderung verbundenen Straßenausbaubeiträgen belastet werden.

Die Sanierungen der Rathenower Straße und des Schadewachten seien bereits beantragt, verriet Amtsleiter Westrum beim nächsten Halt auf dem Sperlingsberg. Der soll übrigens optisch auch von der Sanierung der Rathenower Straße profitieren. Den Hochbord, der Straße und Platz von einander trennt, werde es nach der Sanierung nicht mehr geben. „Der Verkehr wird sich dann hier einordnen müssen“, nannte Westrum eine Konsequenz. Fakt sei: „Die Mittel dafür sind für 2018 beantragt und dann werden wir auch bauen.“

Weiter führte der Weg über den sanierten Abschnitt zwischen Schadewachten und Südwall. Ein städtisches Innenquartier, das zu entwickeln längere Zeit gebraucht habe, schlussendlich heute aber (auch dank städetbaulicher Förderung) ein attraktives Bild bietet.

Ein solches stellte Georg-Wilhelm Westrum auch für die Baulücke in der Karlstraße gegenüber dem Theater in Aussicht. Der Amtsleiter hierzu: „Gut Ding will manchmal Weile haben. Irgendwann findet sich eine Lösung.“ Die hier gefundene ist eine Zahnarztpraxis, deren Bau noch in diesem Frühjahr beginnen soll.

Der Stadtteilrundgang anläßlich des Tages der Städtebauförderung 2016 endete an der alten Post in der Hallstraße. Die Sanierung dieses denkmalgeschützen Hauses habe sich als sehr kompliziert und vor allem statisch anspruchsvoll herausgestellt. So seien zusätzliche Sicherungsmaßnahmen nötig gewesen, um die alten Fundamente zu stabilisieren. Sie wurden mit neuen Betonfundamenten unterfangen.

Risse im Mauerwerk werden mit Spiralankern gesichert, erfuhren die Rundgangsteilnehmer vom für die Statik dieses Bauvorhabens zuständigen Dirk Hofer. Auf drei Wohnetagen sollen bis zum Jahresende 14 oder 15 Wohnungen entstehen, so Hofer weiter. Annerkennender Kommentar von Georg-Wilhelm Westrum: „Das nenne ich ein sportliches Ziel.“