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Standortfrage Händler wollen nicht zum Markt

Am 10. Mai soll Stendals Wochenmarkt erstmals seit über einem Jahr wieder auf dem Marktplatz stattfinden. Das stößt auf viel Ablehnung.

Von Thomas Pusch 11.04.2017, 01:01

Stendal l Bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates nutzte Steffen Roske in der Einwohnerfragestunde die Gelegenheit, ein Thema anzusprechen, das schon längst abgehakt schien. „Steht es fest, dass der Wochenmark wieder auf dem Marktplatz stattfindet oder kann er auch auf dem Sperlingsberg bleiben“, wollte er wissen. „Der Sperlingsberg war von Anfang an nur als zeitweilige Lösung vorgesehen“, antwortete Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU). Ihm sei aber auch bekannt, dass es mittlerweile eine Mehrheit der Markthändler gebe, die sich für den Verbleib auf dem Sperlingsberg ausspricht. Gründe dafür seien beispielsweise die bessere Anbindung an den ÖPNV, ein gestiegener Umsatz und bessere Parkmöglichkeiten.

Allerdings gebe es auch Nachteile: die Zufahrten, keine öffentlichen Toiletten, die Schaufenster würden zugestellt, Strom- und Wasseranschlüsse seien nicht perfekt wie am Markt. Zudem sei die Sanierung von Sperlingsberg und Schadewachten geplant, da sei fraglich, ob beides gehe. Fest stehe, dass der Marktplatz am 4. Mai wieder freigegeben, der erste Wochenmarkt dort am 10. Mai stattfinden werde.

Zwischenzeitlich hatte die Stadt eine Umfrage unter den Marktbeschickern vorgenommen. Auf einem Fragebogen wurde zunächst die Frage gestellt, ob der Markt auf dem Marktplatz oder dem Sperlingsberg stattfinden solle. Darunter wurde auf die bevorstehenden Bauarbeiten am Sperlingsberg hingewiesen. Die zweite Frage lautete: „Der Wochenmarkt wird zukünftig auf dem neugestalteten Marktplatz stattfinden. Halten Sie trotzdem an den für das Jahr 2017 geschlossenen Verträgen fest?“ „Das setzt doch die Markthändler unter Druck“, meinte Stadträtin Gesine Seidel im Gespräch mit der Volksstimme. Die haben sich schon im November vergangenen Jahres an den Oberbürgermeister gewandt. Darin baten sie, bei der Standortwahl auch ihre Interessen und vor allem sie als Gesprächspartner einzubeziehen. Etwa drei Viertel sind für den Sperlingsberg. Anfang März hatte Michael Siebert, der die Initiative für den Sperlingsberg anführt und den Stand „Jurken-Micha“ betreibt, ein Gespräch mit Vize-Oberbürgermeister Axel Kleefeldt.

Im Nachhinein wurde angeboten, einen Antrag auf Sondernutzung zu stellen, allerdings nur Siebert und dem benachbarten Käse-Rudi. „Das hieße, wir hätten dann zwei Marktplätze, das geht doch gar nicht“, meinte Siebert gegenüber der Volksstimme. Manchmal werde er das Gefühl nicht los, die Städte wollen die Wochenmärkte abwürgen. „Wir Marktkaufleute beleben doch aber die Innenstädte“, hätte er dafür kein Verständnis. Er sieht den Grund in der Sonderbehandlung darin, dass die beiden nicht an der Umfrage teilgenommen haben.

Für Gesine Seidel ist das Thema noch nicht ausdiskutiert. Es solle jetzt noch einmal in den Ausschüssen behandelt werden. Gut möglich, dass es derzeit im Stadtrat keine Mehrheit für den Sperlingsberg gebe, „aber am Anfang sollten auch 850 Jahre Stendal nicht gefeiert werden“, hofft sie auf einen erneuten Sinneswandel.