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Stendaler Firma Bohrer für Wasser auf dem Balkan

Einmal im Jahr hält der Stendaler Wirtschaftsförderungsausschuss seine Sitzung auswärts ab. Am Donnerstagabend bei der Firma Wellco-Drill.

Von Thomas Pusch 29.04.2017, 01:01

Stendal l So manchem Ausschussmitglied kam der Versammlungsort am Donnerstagabend wohlbekannt vor. Der Wirtschaftsförderungsausschuss tagte bei der Firma Wellco-Drill, Nachfolger des VEB Geologische Erkundung. Einmal im Jahr besuchen die Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeiter einen Betrieb, um sich vor Ort über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Vor 25 Jahren hatte Wellco-Drill die damalige Industrie- und Bohr GmbH übernommen. Nach dem Tod des Gründers 2004 und der Insolvenz, in die dessen Nachfolger das Unternehmen geführt hatte, wurde im Dezember 2015 der Betrieb Stendal aus der Insolvenzmasse mit dem Personalbestand von zehn Mitarbeitern aufgekauft. Am Donnerstag stellten Geschäftsführer Frank Lösche und Eigentümer Hans Joachim Schulz die Firma vor. „Wir haben uns auf die Wurzeln besonnen und produzieren in erster Linie Bohranlagen“, sagte Lösche. Zu einer Massenproduktion sei das Unternehmen nicht in der Lage, aber zur individuellen Fertigung. So habe man die passende Nische gefunden.

Mit seiner aktuellen Produktpalette hat sich das Unternehmen auf einem Gemeinschaftsstand von Unternehmen aus Sachsen-Anhalt erstmals auf der Hannover-Messe präsentiert. Dazu zählen Bohranlagen zwischen drei und 20 Tonnen, mit denen Grundwasser in bis zu mehreren hundert Meter Tiefe erschlossen werden kann. Schulz zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz in der niedersächsischen Landeshauptstadt. „Das hat Früchte getragen“, freute er sich.

Derzeit ist Wellco-Drill unter anderem mit der Konstruktion einer Bohranlage für einen Kunden aus Bayern beschäftigt. Für ein Wasserwerk in Zagreb, eine der größten Wasserförderungsanlagen auf dem Balkan, entwickelt das Stendaler Unternehmen eine ebenfalls maßgeschneiderte Bohranlage. „Wir stellen Anlagen her, mit denen bis zu 1000 Meter tief gebohrt werden kann“, sagte Schulz. Kontakte gebe es nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch nach Lateinamerika, Asien sowie Ost-und Südeuropa.

Da müsse man schon aufpassen, dass man sich nicht verzettelt. Dafür gebe es einen Stamm von hochmotivierten Mitarbeitern, wie Lösche versicherte. Mittlerweile ist deren Zahl auf 23 Beschäftigte angestiegen, dazu gehören drei Auszubildende.

Besonders beeindruckt waren die Ausschussmitglieder beim Rundgang von mehreren Panzern in der Werkshalle. „Wir nutzen die Panzertechnik für friedliche Zwecke“, sagte Schulz, der Geschäftsführer der Seehäuser Dibuka ist. Das Akronym steht für „Dienstleistungen im Brand und Katastrophenschutz“. Und Schulz hob noch eine Besonderheit hervor: „Wir haben hier Löschpanzer auf dem Gestell des russischen T 55 und auch dem Marder der Bundeswehr, Nato und Warschauer Vertrag sind hier friedlich vereint“.

Das Unternehmen ist in diesem Jahr für den Großen Preis des Mittelstandes nominiert. Am 2. Juni entscheidet eine Jury, welche der Unternehmen aus der Wettbewerbsregion Sachsen-Anhalt im Herbst als Finalist oder Preisträger ausgezeichnet werden. Die Preisverleihung findet am 9. September im Maritim-Hotel Dresden statt.