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Straßenbau Weniger Parkplätze, weniger Bäume

Die Stadtverwaltung möchte im kommenden Jahr die Schönbeckstraße in Stendal grundhaft ausbauen. Die Hauseigentümer möchten es nicht.

Von Donald Lyko 23.06.2017, 02:00

Stendal l Da staunten die Hauseigentümer nicht schlecht, als sie Anfang des Monats Post von der Verwaltung bekommen haben. Inhalt des Schreibens: die Information, dass die Schönbeckstraße im kommenden Jahr ausgebaut werden soll. Die erste Reaktion: Was soll das denn? Das ist doch gar nicht erforderlich! Jedenfalls noch nicht, denn erst in den 1990er Jahren waren die Bäume neu gepflanzt und die Gehwege gemacht worden. Und noch etwas bringt die Anwohner auf die Palme, wenn seitens der Verwaltung von „einer Verbesserung“ gesprochen wird: Statt der bisher 55 bis 60 Parkflächen stehen nach der Sanierung nur noch 38 Stellflächen zur Verfügung. In der Einbahnstraße, von der Bahnhofstraße kommend in Richtung Nicolaistraße, stehen derzeit die Autos in Fahrtrichtung an der linken Fahrbahnseite hintereinander und auf der rechten Seite auf den Flächen zwischen den Bäumen. Geplant sind Stellflächen in gesetzlich vorgeschriebener Größe an beiden Straßenseiten.

Stichwort Bäume: Alle 50 jetzt stehenden sollen gefällt werden, geplant sind 22 neue Bäume (Rotdorn) sowie Ersatzmaßnahmen andernorts. Größere Freiräume sollen als Grünflächen angelegt werden.

Viele der Eigentümer und der ansässigen Gewerbetreibenden nutzten am Dienstagabend eine Informationsveranstaltung im Rathaus, um ihre Positionen deutlich vorzutragen. Als roter Faden zog sich eine Frage durch die Diskussion: Warum müssen die Gehwege denn schon wieder gemacht werden, die sind doch noch in Ordnung?

Jetzt sind sie das noch, räumte Annegret Schröder, Leiterin des Sachgebietes Tiefbau, ein, „aber der Gehweg wird bei den Arbeiten sowieso zerstört“. Und die Arbeiten müssten gemacht werden, erklärte Annegret Schröder, die auch Geschäftsführerin der Stendaler Abwassergesellschaft ist, die den Schmutzwasserkanal verlegen will. „Der jetzige Kanal stammt aus dem Jahr 1903. Er muss erneuert werden“, versicherte sie. In diesem einen Punkt findet das Vorhaben weitgehend Zustimmung der Anwohner.

Ein Streitpunkt zwischen Verwaltung und Hauseigentümern ist aber die Frage, ob es wirklich zu einer Verbesserung kommt. Aus Rathaussicht auf jeden Fall, aus Anliegersicht nicht. Denn weniger Autostellflächen und weniger Bäume seien für sie keine Verbesserung, wurde mehrfach geäußert. Interessant ist dieser Punkt darum, weil in der Satzung zum Erheben des Anliegerbeitrags konkret gefordert wird, dass die Arbeiten die bisherige Situation verbessern müssen. Allein der geplante frostsichere Untergrund „rechtfertige die Feststellung der Verbesserung“, erklärte Heike Jaeckel, Sachgebietsleiterin Bauverwaltung.

Hinzu kommt die Frage der Notwendigkeit, die gegeben sein muss. Und diese Notwendigkeit sehen die Hauseigentümer nicht. „Da gibt es in der Stadt andere Straßen und Gehwege, die dringender gemacht werden müssen“, sagte Arne Bergen während des Infoabends. In ihre Meinung schließen die Anlieger die Fahrbahn ein – nach ihrer Ansicht noch verkehrssicher und darum ebenfalls nicht sanierungsbedürftig. Einige sprechen schon von Steuergeld-Verschwendung, wenn das Vorhaben umgesetzt wird.

Die Entscheidung, ob die Schönbeckstraße im kommenden Jahr gemacht wird, steht noch aus. Derzeit läuft die Anliegerinformation und Bauplanung, danach muss sich der Ausschuss für Stadtentwicklung damit befassen. Dessen Mitglieder Birgit Köpke und Jörg-Michael Glewwe (beide Fraktion Linke/Grüne) waren am Dienstag zur Veranstaltung gekommen, um sich die Meinungen der Hauseigentümer anzuhören.