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Taubenplage Krüger: „Wir mussten handeln“

Pfarrer Thomas Krüger hat den Kampf gegen die Tauben, die mit ihrem Kot die Jacobi-Kirche in Stendal verschmutzen, aufgenommen.

Von Thomas Pusch 14.09.2016, 01:01

Stendal l Die Geschäftsfrau aus der nördlichen Breiten Straße kann es kaum fassen. „Die Brut verhungert doch, das hat doch mit Erhalt der Schöpfung nichts zu tun“, kann sie sich kaum beruhigen. Grund für die Aufregung: An der Jacobi-Kirche wurden in der vergangenen Woche von Handwerkern Löcher im Dach gestopft. Die waren die Einflugschneise für die Tauben, die derzeit in dem Gotteshaus brüten. Dieser Weg ist ihnen nun versperrt. Die Geschäftsfrau machte sich schlau, fand heraus, dass die Stadttaube im September brütet, die Brutzeit 16 Tage dauert und die Reparatur des Daches doch danach hätte vorgenommen werden können. „Das sah letzte Woche schlimm aus, wie verzweifelt die Tauben wieder hineinwollten“, erinnert sie sich. Der Mitarbeiter der Firma habe nur lässig gesagt: „Dann kommen die von ganz oben rein.“ Das könne aber wohl kaum sein, dann würde es ja reinregnen, fühlte sie sich verklappst.

Sie könne ja verstehen, dass die Kirche dem Taubendreck Herr werden wolle, aber dann hätte man doch von dem Geld auch eine Reinigungsfirma bezahlen können. „Was sollen die denn in Venedig sagen“, fragt sie schon wieder etwas ruhiger. So richtig ärgert sie eben die Art und Weise, dass ohne Rücksicht auf Verluste die Reparatur durchgezogen worden sei.

Dass keine Rücksicht genommen wurde, dem widerspricht Jakobi-Pfarrer Thomas Krüger. „Wir haben eine Firma beauftragt, die auf Taubenabwehr spezialisiert ist“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Mit Tierquälerei habe das nichts zu tun. In der Verantwortung stehe er aber vor allem gegenüber den Menschen. Und die würden durch den Taubenkot nicht nur belästigt, sondern auch gefährdet. In der Umgebung der Kirche gebe es Arztpraxen und gastronomische Betriebe, da erwarte man gewisse hygienische Voraussetzungen, auch im Umfeld. „Wir mussten handeln“, stellte er klar.

Die Anregung, statt des Stopfens der Löcher, eine Reinigungsfirma zu beauftragen, hält er für wenig hilfreich. Der Kot, laut Krüger Tonnen, werde erst beseitigt, wenn kein neuer hinzukomme, schließlich mache er eine Wohnung ja auch nicht vor dem Renovieren sauber. Und zu einem späteren Zeitpunkt wären die Arbeiten auch nicht sinnvoller gewesen. „Wir haben beobachtet, dass es das ganze Jahr über Tauben gibt“, sagte Krüger, „es musste gehandelt werden, hatte ohnehin schon zu lange gedauert“.