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Theater der Altmark Wandler zwischen den Musikwelten

Andreas Dziuk ist der neue musikalische Leiter des Theaters der Altmark.

Von Donald Lyko 12.07.2016, 03:00

Stendal l Offiziell tritt er erst mit der neuen Spielzeit die Nachfolge von Jacob Brenner an, doch erste Zeichen hat Andreas Dziuk schon gesetzt. Für „Cyrano“, das derzeit im Gerberhof-Sommertheater gezeigt wird, hat er einen Song geschrieben. Musik für Stücke komponieren, vorhandenes Material für TdA-Inszenierungen arrangieren, mit Musikern und Schauspielern ihre musikalischen Auftritte einstudieren, selbst bei Revuen auf der Bühne agieren – es gibt viel zu tun für einen musikalischen Leiter. Neuland ist das für Andreas Dziuk nicht. Von 2000 bis 2006 war er dies am Hans-Otto-Theater Potsdam und von 2007 bis 2010 am Stadttheater Ingolstadt. Und nun das Theater der Altmark in Stendal. Und wieder etwas Festes nach Jahren der Freiberuflichkeit.

„Zürich, Heilbronn, Saarbrücken, in den vergangenen drei, vier Jahren war ich wahnsinnig viel unterwegs. Ich möchte jetzt mal wieder etwas in der Region zu tun haben“, sagt der 52-Jährige und meint mit „Region“ die Nähe zu Berlin. Denn dort lebt er mit seiner Frau und den zwei Kindern.

Seine ersten Schritte hin zum Vollblutmusiker ist er in seiner Geburtsstadt Moers (Nordrhein-Westfalen) gegangen. Als Siebenjähriger hat er mit dem Schlagzeug-Unterricht begonnen, mit elf sein erstes Schlagzeug bekommen. „Ich habe das mit Leidenschaft gespielt.“ Parallel lernte er klassisches Klavier. Und das öffnete ihm die Türen zur ersten Schülerband. „Ich wollte als Schlagzeuger einsteigen, aber die haben einen Keyboarder gesucht“, erinnert sich An­dreas Dziuk, selbst ein Fan von Bob Dylan und Tom Waits. Im Probenraum, auch bei späteren Bands, hat sich der Musiker immer mal wieder ans Schlagzeug gesetzt – es ist eben seine Leidenschaft. Auf der Bühne spielt er aber Keyboard.

Nach dem Abitur zog es den jungen Mann nach Köln, er begann ein Studium der Musikwissenschaften, schaute in die Tontechnik rein. „Aber so richtig war nichts für mich dabei. Ich wollte immer Musik machen.“ Er spielte zu dieser Zeit in mehreren Bands, hatte Preise gewonnen. Dann kam das Angebot, mit der Band Pearls at swine in die USA zu reisen. Zwei Jahre blieben sie dort.

„Es war großartig, die Musikkultur war dort sehr geerdet“, erzählt er und erinnert sich an Auftritte in Clubs, in denen die Bee Gees und Ramones aufgetreten waren. Der Traum vom ersten Plattenvertrag war zum Greifen nah, platzte aber. Platten, die hat Pearl at swine dann in Deutschland aufgenommen, „mäßig erfolgreich“, kommentiert es Dziuk.

Zurück aus Amerika, zog er nach Berlin, in eine Stadt mit sehr guter Livemusik-Kultur. Dort traf er André Herzberg, Gründungsmitglied von Pankow, machte eine Soloplatte mit ihm. Seit 1993 ist Dziuk als Keyboarder mit Pankow unterwegs. Er gehört zwar noch zur Band, aber zur geplanten Tournee Anfang 2017 steht er nicht zur Verfügung – er ist ja jetzt angestellt am Theater der Altmark.

Fest in einem Ensem­ble, das kennt der 52-Jährige. Denn nach Jahren auf Tour mit Bands „wurde es mir irgendwann langweilig, mir fehlte die Kreativität“. Immer, wenn er das Gefühl hatte, beruflich etwas verändern zu wollen oder zu müssen, hat sich eine Tür aufgetan. Er bekam das Angebot, die Inszenierung „Horror“ am Magdeburger Theater musikalisch zu verantworten. Bei der Kritik fiel das Stück durch. „Ich habe gedacht, ich mache nie wieder Theater.“

Dann aber brachte er mit einer tollen Band „Das kalte Herz“ in Potsdam auf die Bühne, die Lust war richtig geweckt. Er blieb dort am Theater, machte Musik beim Weihnachtsmärchen. „Da ging so richtig die Sonne auf, da hat sich die ganze Magie die Theaters entfaltet.“ In dieser Zeit war er weiterhin mit Pankow unterwegs, von 2010 bis 2013 zudem Dozent für Liedgestaltung an der Universität der Künste Berlin.

Mit einem Intendantenwechsel in Potsdam endete seine Zeit dort, wenig später ging er nach Ingolstadt, wo er mehrere Musicals arrangierte und dirigierte. Dann kam wieder so ein Veränderungsgefühl. „Ich wollte wieder live spielen, wollte kreativ sein.“ Er wurde Freiberufler, stand mit Bands auf der Bühne, komponierte Film- und Bühnenmusiken. „Das hat gut funktioniert“ ... bis er Lust auf ein festes Engagement hatte. Da passte es ganz gut, dass für das TdA ein neuer musikalischer Leiter gesucht wurde. Er bewarb sich, hatte schon beim Vorspiel „ein gutes Gefühl“. Jetzt ist er da.

Aktuell schreibt Andreas Dziuk die Musik für die Lieder im Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ und auch die musikalischen Übergänge. „Rocksongs zu schreiben, ist ganz anders als Stücke für die Bühne. Das hat eine ganz andere Dynamik.“ In der kommenden Spielzeit wird er zudem mit einer Drei-Mann-Band in der Revue „Café Zeitlos“ zu erleben sein. Und wenn er selbst mal nicht arrangiert, komponiert oder auf der Bühne steht, wenn er sich zurücklehnt, um Musik zu genießen, dann gern die von Bach und Debussy. „Und italienische Opern höre ich sehr gern.“