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Theater Mit dem Kunstkoffer auf Reisen

Immer mittwochs fährt Eva Vogel mit dem Kunstkoffer des Theaters nach Klietz. Dort lädt sie die Flüchtlingskinder zum Kreativsein ein.

Von Donald Lyko 16.07.2016, 01:01

Stendal/Klietz l Für Stendaler Kinder wird der Kunstkoffer – genaugenommen sind es sogar mehrere Koffer voller Kreativ-Utensilien – immer freitags auf dem Theatervorplatz aufgeklappt. Doch schon zwei Tage zuvor, am Mittwochnachmittag, werden die Koffer ins Auto gepackt – und damit geht es dann nach Klietz. Am Steuer sitzt Eva Vogel, Studentin der Rehabilitations-psychologie. Mit dem Kunstkoffer- Projekt hält sie dem TdA die Treue. Denn während eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) hatte sie die Kultureinrichtung intensiv kennengelernt.

Im Dezember vergangenen Jahres hat sie damit angefangen, mit dem Kunstkoffer nach Klietz zu fahren. „Damals war es ein Pilotprojekt mit vorerst sechs Terminen“, erinnert sich Eva Vogel. Doch das Angebot kam so gut an, dass es mittlerweile wöchentliche Fortsetzungen findet. Für zwei Stunden ist die Studentin mittwochs in der Landesaufnahmeeinrichtung. Finanziell unterstützt wird der TdA-Kunstkoffer vom Förderverein des Theaters.

„Es gefällt den Kindern echt gut“, sagt die 28-Jährige über das Angebot, das in der Regel – wie auch in Stendal – im Freien stattfindet. Denn die Mädchen und Jungen können unter anderem ganz frei mit Farben arbeiten, und das könnte in Räumen mitunter nichtgewünschte Folgen haben. Doch nicht nur Farben hat Eva Vogel im Kunstkoffer dabei, sondern auch Stoffe, Malpappe, Bastelpapier, Scheren, manchmal Perlen zum Basteln und anderes. Und noch etwas gehört dazu, wenn sie losfährt: ihre orangefarbene, farbbekleckste Latzhose, mittlerweile das Markenzeichen der Kunstkoffer-Akteure. Die Kinder bekommen dann Kunstkoffer-Hemden an, um die eigene Kleidung zu schützen.

„Ich lasse die Kinder alles ausprobieren“, erklärt Eva Vogel. Wenn die Koffer geöffnet sind, kann sich jeder aussuchen, was er machen möchte. Manchmal macht sie Vorschläge und bereitet etwas vor. Masken zum Beispiel, die die Kinder selbst gestalten können. „Aber die Kinder sind auch echt kreativ. Manche machen alles sehr selbstständig, andere brauchen noch etwas Hilfe. Aber alle haben richtig viel Spaß“, beschreibt die Studentin die Situation.

Etwa 20 bis 30 Mädchen und Jungen im Alter von 4 bis 13 Jahren sind es bei jedem Treffen. „Das ist echt anders als in Stendal. Es sind mehr Kinder, und sie haben keine Berührungsängste. Sie warten immer schon, wenn ich komme“, sagt die Studentin, die an manchen Mittwochnachmittagen von einem der jetzigen FSJ-ler begleitet wird. Auch einige Erwachsene, meist Mütter, kommen manchmal dazu, um selbst zu malen.

Und wie läuft es mit der Sprache? „Viele können schon etwas Deutsch, ansonsten verständigen wir uns eben mit Händen und Füßen“, erklärt die 28-Jährige und macht, um es zu verdeutlichen, mit Zeige- und Mittelfinger die wohl jedem bekannte Scheren-Bewegung.