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Theater Preisgeld wird in Träume investiert

Das Stendaler Theater initiiert das Projekt "Traumfabrik" - Schüler drücken aus, wie sie sich eine lebenswerte Altmark vorstellen.

Von Bernd-Volker Brahms 02.09.2016, 01:01

Stendal l Demografischer Wandel, strukturschwache Region, zu wenig Perspektiven – nur allzu oft sind diese Schlagworte in Verbindung mit Stendal und der Altmark zu hören. Ein neues Großprojekt des TdA mit drei Schulen und unterschiedlichen Kooperationspartnern aus der Region regt dazu an, die Perspektive zu wechseln und gemeinsam den Fragen nachzugehen: Wovon träumen junge Menschen, wenn sie an die Stendaler Zukunft denken? Wie stellen sie sich ein gelungenes Zusammenleben aller Generationen und Kulturen vor?

Um Ideen für diese „Traumstadt“ zu kreieren, soll das kreative Potenzial von zehn Schulklassen des Winckelmann-Gymnasiums, des Hildebrand-Gymnasiums und der BBS sowie von Regisseuren, Theaterpädagogen, Filmemachern, Bühnenbildnern, Musikern und Tanzpädagogen genutzt werden und für die Dauer eines Jahres die Zukunftswerkstatt „Traumfabrik – Träume für Stendal!“ gegründet werden.

„Wie soll Stendal aussehen, dass es sich lohnt zu bleiben“, umschreibt Theater-Intendant Alexander Netschajew das abstrakte Ziel des Projektes. Insgesamt sollen 40 000 Euro dafür investiert werden – die Hälfte des Preisgeldes, das das TdA im vergangenen Jahr für den Gewinn des Theaterförderpreises des Bundes gewonnen hatte. Um den Einsatz der Mittel, gab es Anfang 2016 im Zuge der Haushaltsdebatte der Stadt einiges Theater (siehe Info-Kasten).

In dieser Woche trafen sich die Akteure, die die jungen Menschen beim Träumen professionell begleiten sollen, um am Ende ein künstlerisches Produkt präsentieren zu können. Ein Termin dafür steht auch schon: Am 6. Mai 2017 ist die Premiere. Das Ergebnis des Projektes sei offener, als es sonst bei künstlerischen Produkten der Fall sei, sagte Intendant Netschajew bei der Zusammenkunft. Es stehe noch nicht einmal der Ort der Vorstellung fest. „Wir suchen noch ein leer stehendes Gebäude, es können gerne noch Vorschläge kommen“, sagte der Theater-Chef. Anderseits solle auch den jungen Menschen kein zu enges Korsett angelegt werden, wie sie die „Traumfabrik“ umsetzen wollen.

Projektleiter Ulrich Thon versteht sich als Koordinator und Übersetzer der Ideen der Schüler, die in eine künstlerische Dimension übertragen werden sollen. „Wir wollen den professionellen Rahmen schaffen“, sagte Thon. Er hat in Stendal auch schon die Projekte „Angstfrei“ und „Traumfrauen“ umgesetzt.

Das Stendaler Theater als Organisator der „Traumfabrik“ hat verschiedene externe Experten engagiert, um dies Projekt umsetzen zu können, das zusätzlich zum ohnehin schon vollen Arbeitsplan der Theaterschaffenden hinzu kommt. Da kommen die externen Akteure gerade recht, dazu gehören Filmemacher Holger Metzner, Tanzpädagogin Janine Haufe, Ausstatterin Kerstin Junge und auch Andreas Bredow als Chef des Offenen Kanals in Stendal. Vom TdA sind die Theaterpädagogen Robert Grzywotz und Johanna Becker, Schauspielerin Claudia Tost und Cordula Jung als Leiterin des Jungen TdA dabei.

„Eigentlich funktioniert so ein Projekt mit Schulen gar nicht“, sagte Schulleiterin Anke Bollmann vom Winckelman-Gymansium. Sie verwies auf Rahmenlehrpläne und auch Lehrermangel. Stück für Stück habe man doch Möglichkeiten gefunden, um fächerübergreifend daran mitzuwirken. Das Projekt habe gerade deshalb seinen Charme, weil Schüler als Gestalter auftreten. „Zu oft kriegen sie nur etwas vorgesetzt“, so Bollmann.

Intendant Alexander Netschajew wünscht sich, dass im kommenden Jahr möglichst viele Politiker, die sonst gerne über demografischen Wandel reden, das Ergebnis der Schülerträume erleben.