1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. THW hilft nach Unwetter in Leegebruch

THW-Einsatz THW hilft nach Unwetter in Leegebruch

Das Unwetter der vergangenen Woche tobte heftig über dem brandenburgischen Leegebruch. Auch der THW-Ortsverband Stendal war vor Ort.

04.07.2017, 23:01

Stendal/Legebruch l Der erste Hilferuf erreichte den Stendaler THW-Chef Norman Gelbke am Freitag um 9 Uhr. Er kam aus der Magdeburger Geschäftsstelle des Technischen Hilfswerks: Wäret ihr in der Lage, mit einem Führungstrupp und einer Bergungsgruppe nach Oranienburg auszurücken?

Was wie eine Frage klang, interpretierte Gelbke richtig: Voralarm. Zwei Stunden später hatte Norman Gelbke das offizielle Papier auf dem Tisch. Die Brandenburger baten um Hilfe. THW-Kräfte, die seit dem Tag zuvor im Einsatz waren, sollten abgelöst werden. Gelbke informierte seine Leute. Von der Arbeit nach Hause, ein paar persönliche Sachen packen, los geht's.

Gegen 13 Uhr brach die 13-köpfige Truppe auf, eingerichtet darauf, dass ihr Einsatz 24 Stunden dauern wird. Zwei weitere Mitglieder, die in Berlin arbeiten, kamen per S-Bahn nach Oranienburg. Am Ziel waren sie allerdings noch nicht. Das hieß, wie sie von der Oranienburger Einsatzleitung erfuhren, Legebruch, eine Viertelstunde Autofahrt entfernt und in einer Senke liegend.

Diese Tatsache und mehr als 250 Liter Wasser pro Quadratmeter, die im Laufe des Donnerstags auf den Ort niederprasselten, hatten eine Flutwelle nach Leegebruch hineinrollen lassen. Erschwerend kam hinzu, dass die Böden durch den Regen an den Tagen zuvor nahezu gesättigt waren, daher kaum noch Wasser in ihnen versickern konnte.

Norman Gelbke ist vorsichtig mit Vergleichen, gibt aber dennoch zu Protokoll, sich bei den Bildern, die er in diesem brandenburgischen Ort sah, an ganz ähnliche nach dem Deichbruch der Elbe bei Fischbeck im Sommer 2013 erinnert zu haben. Allein in dem etwa zwei Kilometer langen Einsatzgebiet seiner Truppe im Norden der Gemeinde waren mehr als 100 Häuser vom Hochwasser geschädigt. Bis zu 40 Zentimeter hoch hatte das Wasser darin gestanden.

Inzwischen, am Freitagnachmittag, waren die Straßen, die in der Nacht zuvor zu Bächen geworden waren, wieder trocken, doch sie liegen höher als die angrenzenden Grundstücke.

So war es Aufgabe der Stendaler THW-Truppe, eine in der Nacht zuvor von THW-Kräften aus Quedlinburg aufgebaute Schlauch-Pumpen-Strecke weiter zu betreiben. Schläuche, die in der Nacht zuvor auf der noch überfluteten Hauptstraße durch den Ort Richtung Norden verlegt worden waren. Sie schlängelten sich die Fahrbahn entlang, lagen teils übereinander. Alles Dinge, die sich negativ auf die Durchflussmenge auswirken, die beim nächtlichen Verlegen im Wasser aber nicht zu vermeiden waren. Also war es eine der ersten Aufgaben für die Stendaler, diese Schlauchstrecken zu begradigen und in den Gehwegbereich zu verlegen, um die Fahrbahn für Einsatzfahrzeuge frei zu bekommen.

„Wir haben Übergabepunkte eingerichtet“, schildert Gelbke, was seine Truppe quasi parallel dazu in Angriff nahm. Gullys, in die Feuerwehren das Wasser aus der Umgebung pumpten und aus denen die THW-Pumpen es per Schlauchleitung weiter Richtung Norden aus dem Ort heraus in einen um Legebruch herum fließenden Graben drückten. Die Besonderheit hier: Dieser Graben fließt nach Süden, also wieder zurück, an Legebruch vorbei und durch einen verrohrten Bereich unter die B 96 und den Berliner Autobahnring hindurch, der eine Engstelle bildet und den Wasserabfluss behindert.

Nach 24 Stunden, am Sonnabendnachmittag, wurden die Stendaler von Potsdamer THW-Kräften abgelöst. 24 Stunden, in denen sie mehr als sechs Millionen Liter Wasser aus dem Ort herauspumpen konnten. Längst noch nicht alles, was aus der Legebrucher Senke heraus muss.

„Da haben die noch eine Weile zu tun“, sagte Norman Gelbke am Montag auch angesichts der Tatsache, dass die Schäden an den Häusern noch längst nicht beseitigt sind, Mobiliar zu ersetzen sein wird, Stromanschlüsse repariert werden müssen, Keller noch immer unter Wasser standen. Nicht in solchen Dimensionen wie nach dem Hochwasser 2013 im Landkreis Stendal, aber für, die Betroffenen in Legebruch mit ähnlich dramatischen Folgen.

Man merkt es dem Stendaler THW-Chef an: Der Einsatz im Brandenburgischen wirkt nach. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen beeindruckt Norman Gelbke, wie freundlich und trotz aller Sorgen hilfsbereit die Menschen in dem überfluteten Ort die THW-Helfer aufnahmen. „Da war zum Beispiel dieser Mann“, erzählt Gelbke, „der kam und fragte, ob wir Kaffee möchten. Wir haben dankend abgelehnt. Und dann hat der mir sein Fahrrad geliehen, damit ich auf der langen Einsatzstrecke schnell hin und her kam. Toll.“

Was ihn allerdings auch nachdenklich macht: „Wir waren 15 Leute, gut. Hat mal wieder funktioniert. Aber personell waren wir damit bei insgesamt 27 einsatzbefähigten Mitgliedern auch an der Grenze. 44 Mitglieder wäre unsere Sollstärke als Ortsverband. Wären wir so viele, hätten wir mit zwei Bergungsgruppen und einem Lkw mehr nach Brandenburg fahren können.“