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Umfrage Das Fahrrad-Stendal wird benotet

Stendal macht beim ADFC-Fahrradklima-Test mit. Hier kann man die Fahrradfreundlichkeit von Städten bewerten.

Von Nora Knappe 05.11.2016, 00:01

Stendal l „Fahrradklima-Test“ – hier kommt es definitiv auf die Platzierung des Bindestrichs an. Denn bei der bundesweiten Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) geht es nicht etwa um auf wundersame Weise entstehende Abgas-Emissionen von Fahrrädern, wie es ein Klimatest suggerieren würde, sondern um das Klima, das in Sachen Fahrradfahren herrscht. Die Bürger der Städte können mit Schulnoten von 1 bis 6 bewerten, wo Stärken und Schwächen im Radverkehr liegen.

Bei den sechs bisherigen Klimatest-Umfragen war Stendal noch nicht vertreten gewesen, da sich nie die geforderten 50 Teilnehmer fanden. Dadurch, dass der ADFC-Kreisverband Jerichower Land nun mit Werner Hartig aus Birkholz auch in der Altmark einen engagierten Streiter für die Radfahrer-Interessen hat, der für diese Sache energisch und beharrlich Klinken putzt, Anfragen stellt und das Gespräch sucht, geht Stendal diesmal mit in die Bewertung ein.

Auch bei Oberbürgermeister Klaus Schmotz war er und konnte ihn von der Bedeutung des Anliegens überzeugen. Schmotz sagt: „Fahrradfreundlichkeit ist ein echter Standortfaktor und ein Synonym für Lebensqualität geworden. Deshalb haben wir in der Hansestadt Stendal für den Radverkehr in letzter Zeit eine Menge getan. Jetzt geht es um die Frage: Kommen die Verbesserungen auch bei den Bürgerinnen und Bürgern an?“ Darum bittet Schmotz die Hansestädter, bei der Abstimmung mitzumachen und so kundzutun, was aus ihrer Sicht gut läuft und was nicht.

Mehr als 60 Stendaler haben bis Ende Oktober schon ihre Einschätzung abgegeben, per Papierfragebogen oder online. Eine von ihnen ist Traudel Kallender. Die 61-Jährige ist ADFC-Mitglied und viel mit dem Fahrrad unterwegs, nicht nur zu ausgedehnten Touren an Wochenenden oder im Urlaub, sondern auch für kurze Wege in der Stadt. „Stendal“, findet sie, „ist eine schöne Radfahrerstadt.“ Man komme überall gut durch und lang, und Radfahrer untereinander erlebe sie so gut wie immer freundlich. Und doch gibt es auch in ihrer Bewertung des Stendaler Fahrrad-Klimas ein paar Negativpunkte. So fühlt sie sich insbesondere in Kreisverkehren von Autofahrern bedrängt oder ärgert sich, wenn sie als Radfahrer nach der Rechts-vor-links-Regel Vorfahrt hätte, dies aber von Autofahrern ignoriert wird.

Und da es nun mal kaum noch benutzungspflichtige Radwege gibt, fahre sie wie empfohlen und erlaubt im Mischverkehr auf der Fahrbahn. „Ich fahre zügig, aber nicht ängstlich“, sagt sie und doch fühlt sie sich da manchmal unsicher, „weil Autofahrer oft so ungeduldig sind“. Traudel Kallender ärgert sich zwar darüber, hält es aber in solchen Situationen doch für besser, nachsichtig zu sein und lieber zu warten. Wenn es nach ihr ginge, würde sie auch immer bevorzugen, vom Autoverkehr getrennt zu fahren. „Für mich ist es eine Sicherheit, wenn man einen Radweg nutzen kann.“

Weil sie als passionierte Radfahrerin aus eigenem Erleben weiß, wo gefährliche oder auch unsicher machende Stellen in Stendal lauern, hat sie sich in diesem Frühjahr gemeinsam mit Werner Hartig auf eine Dokumentationstour durch die Stadt begeben. „Seither fahre ich viel bewusster durch die Stadt“, sagt Kallender. So fiel ihr denn auch erst auf, dass man als Radfahrer viele Einbahnstraßen in der entgegengesetzten Richtung befahren darf. „Das ist super.“

Genauso bekommen die Fahrradabstellanlagen rund um die Marienkirche und am Winckelmannplatz ihr Lob. „Diese Rahmen sind gut, da kann man das Rad gut dran anschließen.“ Sie hofft, dass nach Abschluss der Bauarbeiten am Markt auch in Rathausnähe solche Gestelle montiert werden.

Was ihr bei ihren Fahrten durch Stendal negativ auffällt, ist die Beschilderung für Radfahrer. „Als Stendaler weiß man ja, wo es langgeht, aber für Touristen sind die Wegweiser sehr dürftig und unlogisch, manchmal gibt es ein Schild und an der nächsten Weggabelung schon wieder nicht mehr. Und am Bahnhof bekommt man gar keinen Hinweis, wie man nun am besten ins Stadtzentrum kommt.“ Das könnte verbessert werden, meint sie, denn von ihren Urlaubsfahrten weiß sie, dass andere Städte und Länder da sehr vorbildlich sind und es Radtouristen einfacher machen. „Ich fände es schön, wenn die Stadt durch weitere Verbesserungen dazu beiträgt, dass man sich als Radfahrer willkommen fühlt.“