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Umzug Neuer Kulturtreff in Stadtsee

Die Islamische Gemeinde Stendal will in ein Haus umziehen, das derzeit eine Disko werden soll. Ein Interessenkonflikt.

Von Thomas Pusch 29.09.2015, 10:42

Stendal l Heute hat Mohamed Msaik einen Notartermin. „Ich unterzeichne den Kaufvertrag für unser neues Kulturzentrum“, sagte der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Stendal gestern im Gespräch mit der Volksstimme. Durch die zahlreichen Flüchtlinge in Stendal seien die Mitglieder der islamischen Glaubensgemeinschaft wesentlich mehr geworden. Allein dies war für die Stendaler der Grund sich nach einem neuen Objekt umzusehen. Die Räumlichkeiten an der Friedrich-Ebert-Straße wurden ihnen langsam zu eng. Auch einen finanziellen Grund gibt es. „Wir sind dort zur Miete, wollen das Objekt nun kaufen, das ist am Ende günstiger“, erklärte Msaik.

Das Objekt ist an der Lucas-Cranach-Straße und war seit 2005 Vickis Szene Club. Einige Zeit war es ruhig um die Diskothek geworden. Doch nun sollte sie wieder eröffnet werden. Gestern demonstrierten ein paar Stammgäste auf dem Gelände mit Transparenten für ihren Erhalt. „Es geht nicht gegen die Moslems, ganz und gar nicht, die sind hier auch willkommen, wir wollen nur unseren Treffpunkt behalten“, sagten sie. Sie verstehen sich als große Familie, in der Betreiberin Vicki Gast-Hajdini so etwas wie die Mutterrolle übernommen hat. Und die will sie behalten. „In den vergangenen Monaten haben der Eigentümer und ich an einem neuen Konzept gearbeitet und die Disko renoviert“, erklärte sie im Gespräch mit der Volksstimme. Nun habe der Eigentümer ihr zum 8. Oktober den Pachtvertrag gekündigt, und sie fühlt sich hintergangen. „Er konnte sich auf mich verlassen, aber ich mich nicht auf ihn“, fasste sie zusammen und hofft nun auf einen juristischen Erfolg.

Für den Eigentümer gibt es allerdings kein Zurück mehr. „Die Zusammenarbeit mit Frau Gast-Hajdini war mir zu riskant, da kam das Angebot der Islamischen Gemeinde genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagte er auf Nachfrage der Volksstimme, ohne genannt werden zu wollen.

Einen Treffpunkt, den hat die Islamische Gemeinde für die Adresse auch geplant. Dort soll weit mehr entstehen als eine Moschee. „Wir planen ein Kulturzentrum, in dem sich alle Glaubensrichtungen und Nationen wohlfühlen können“, kündigte Msaik an. Spezielle Angebote für Neuankömmlinge wie Sprachkurse oder die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen gehören dazu. 150 000 Euro werden für den Kauf investiert, für den Umbau werde wohl nochmal die gleiche Summe fällig sein. Der Umzug soll spätestens im kommenden Frühjahr über die Bühne gegangen sein.