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Verwaltungsrat Sparkasse lässt faule Kredite ruhen

Die Kreissparkasse Stendal verzichtet auf 1,7 Millionen Euro Schadensersatz. Die Rückzahlungsforderungen wurden zurückgezogen.

03.05.2016, 23:01

Stendal l „Der Verwaltungsrat hat beschlossen, die Widerklage, bezogen auf die Kreditgeschäfte, nicht weiter zu verfolgen“, bestätigte Verwaltungsratsvorsitzender Carsten Wulfänger (CDU) entsprechende Volksstimme-Recherchen. Das Gremium hatte den Beschluss auf seiner jüngsten Sitzung gefasst. „Natürlich wird die Aufklärung der Vorkommnisse auch weiterhin umfassend erfolgen“, erklärte der Landrat in der kurzen schriftlichen Erklärung auf mehrere Fragen.

Diese Entscheidung hatte sich abgezeichnet, nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zum Jahresende die Ergebnisse jener 25 Kredite vorgelegt hatte, die die von der Bankaufsicht eingesetzten Prüfer unter die Lupe genommen hat. In allen Fällen attestierte die BaFin „eine ordnungsgemäße Handhabung“.

Zwei dieser 25 Kreditengagements gelten indes in Bankenkreisen als fragwürdig. So ermittelte die Sparkasse bei ihrer eigenen Aufarbeitung der Burmeister-Ära, dass durch riskante Kreditvergaben an die Firmengruppe von Ex-Landrat Lothar Riedinger (CDU) dem Kreditinstitut ein Schaden von mehr als einer halben Million Euro entstanden sein soll.

Noch gravierender ist indes der andere Fall. Kredite in Höhe von 1,2 Millionen Euro für eine Stendaler Rohr- und Schachtanlagen-Firma muss die Sparkasse demnach in den Wind schreiben.

Wie die Volksstimme im Herbst 2014 berichtete, wirft das Kreditinstitut seinem Ex-Chef in der Widerklage hier „Untreue im besonders schweren Fall“ vor. So habe Bur­meister im Jahr 2005 Kredite ausgereicht, obwohl die Gesellschaft bereits als überschuldet eingestuft worden war. Die Kreditengagements seien zu keinem Zeitpunkt ausreichend gesichert gewesen. Doch selbst als 2008 die Reißleine gezogen worden war, habe der damalige Vorstandsvorsitzende noch unter Umgehung bankeninterner Regularien ein Darlehen über 400 000 Euro veranlasst, lautete der Vorwurf.

Dieter Burmeister und der damalige Generalbevollmächtigte der Rohr- und Schachtanlagenfirma kannten sich gut aus früheren Tagen: Dieter G. war zuvor Vorstandsvorsitzender einer Sparkasse in der Lüneburger Heide gewesen. Zu einer Zeit, als Burmeister noch im Wendland aktiv war.

Dass die BaFin-Prüfer hier eine „ordnungsgemäße Handhabung“ attestierten, hat bis in die Spitze der Stendaler Sparkasse für Verwunderung bis hin zu hellem Entsetzen gesorgt.

Offenbar haben die Prüfer nur die Zahlen, nicht aber die Vorgänge im Einzelnen betrachtet, vermutet ein Insider. So habe sich der damalige Vorstandschef der Empfehlung von Mitarbeitern widersetzt, die Engagements abzuwickeln und gegebenenfalls einen Insolvenzantrag zu stellen.

Die Sparkasse hatte den Fall beim Stendaler Landgericht als Widerklage eingereicht – in dem Verfahren, mit dem Dieter Burmeister gegen seine fristlose Entlassung und die Aussetzung seiner Altersbezüge klagt.

Mit dem Rückzug im Zivilfahren sind die fragwürdigen Kreditengagements aber noch noch nicht ganz vom Tisch. Die Unterlagen liegen auch bei der Magdeburger Staatsanwaltschaft, die die zahlreichen Vorwürfe gegen den langjährigen Vorstandschef strafrechtlich aufarbeitet.

Doch das zieht sich hin.