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Wahlskandal Ein Teufel mit Neujahrsbotschaft

Vor Jahren schon hat Lothar Hinz seinen Teufel von Vinzelberg geschaffen. Eine Aufgabe hat er aber erst jetzt bekommen.

Von Donald Lyko 05.01.2017, 02:00

Vinzelberg l Brennholz sollte aus dem Baumstamm werden, den Lothar Hinz im Wald gefunden hatte. Doch nachdem er ihn sich in seiner Vinzelberger Holz-Design-Werkstatt etwas genauer angeschaut hatte, blieb dem Stamm der Ofen erspart. „Vieles sieht man ja erst, wenn die Borke ab ist“, sagt der heute 70-Jährige, der in Gardelegen geboren wurde, später in Berlin lebte und dann zurück in die Altmark kam. Heute wohnt er in Stendal. Wieder in Sachsen-Anhalt, ging er mit einer Werkstatt in Vinzelberg als Kunstdesigner in die Selbstständigkeit.

Also machte er sich damals an die Arbeit, entfernte die Borke und stellte für sich fest: Da kannst du was draus machen. Denn für den Künstler war eine der wichtigsten Eigenschaften seines Arbeitsmaterials gegeben: „Das Holz muss schon interessant sein.“ Mit dem Stechbeitel ging er ans Werk, haute erst das Gesicht heraus, bearbeitete den 1,40 Meter großen, 50 Zentimeter breiten und etwa 70 Kilogramm schweren Akazienstamm. „Und was sehe ich da: Einen Stamm mit lauter Pestbeulen, wie die schwarze Pest im Mittelalter. Plötzlich kam mir der schreckliche Gedanke, das kann nur der Teufel sein. Und auf einmal höre ich eine quälende leise Stimme, die zu mir sagt: ‚Du bist ein guter, weiser Mann, und ich bin der Teufel, der dem Tode geweiht ist, durch die schwarze Pest, die mich befallen hat“, erklärt Lothar Hinz dem Betrachter auf einer Hinweistafel, wie die Figur zu ihrer Form und ihrem Namen kam. Und dann erzählt er eine kleine Geschichte:

„Den wahren Teufel findet man nicht in der Hölle, sondern auf der Erde in Menschengestalt. Ich als Teufel der Hölle muss alle großen und kleinen Bösewichte, die gar nicht hören wollen, in die Hölle holen, wo sie über dem Fegefeuer geschmort werden. ... Wie du siehst, habe ich schon hunderte Jahre zu tun gehabt. Die Menschen haben sich zum Guten gewandt. Es gibt aber immer noch einige mit schlechten Eigenschaften, und die müssen noch in die Hölle gebracht werden.“

Was für Lothar Hinz bis jetzt eher eine allgemeine Arbeitsplatz-Beschreibung seiner Figur war, wird nun konkret. „Bisher stand der Teufel immer in der Werkstatt, ohne einen richtigen Verwendungszweck“, sagt der 70-Jährige, der sehr interessiert ist an der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt Stendal – und darum auch den Wahlskandal aufmerksam verfolgt. Seine Meinung: „Die kommen doch nicht raus mit der Wahrheit, die verschaukeln die Leute.“ Kurz vor dem Jahreswechsel, als er sich beim Lesen über den Skandal mal wieder sehr über die Machenschaften der Beteiligten geärgert hatte, stand für ihn fest: „Jetzt hat der Teufel doch die richtige Aufgabe, jetzt wird er wieder interessant.“ Und der 70-Jährige machte sich an die Arbeit, um eine Sprechblase anzufertigen für den aktuellen Text, den er als „Neujahrsbotschaft ans Rathaus“ verstanden wissen möchte. Ein Text, der ins Gewissen reden, der mahnen und an Werte wie Ehrlichkeit erinnern soll (siehe Infokasten).

Mit seiner neuen Botschaft und Aufgabe bekommt der Teufel von Vinzelberg auch einen neuen Stellplatz. Vorerst wird er aus der Werkstatt an die Straße im Ortsteil ziehen. „Er soll aber nach Stendal kommen, wenn ich einen geeigneten Standort finde“, sagt Lothar Hinz. Interessenten können sich gern melden.