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VW-Treffen Wenn der Auspuff knallt und qualmt

Das 22. Internationale VW-Treffen auf dem Flugplatz Borstel bei Stendal ist nichts für zarte Gemüter.

Von Bernd-Volker Brahms 02.05.2017, 01:01

Borstel l Die meisten Autos, die man beim 22. Internationalen VW-Treffen auf dem Flugplatzgelände in Stendal-Borstel antrifft, sieht man sonst nicht. Und das hat einen guten Grund: Ein Großteil der Fahrzeuge sind zwar irgendwie noch VW, am Ende aber doch „Marke Eigenbau“ – und als solche für den Straßenverkehr nicht zugelassen.

Es sind die unterschiedlichen Typen und Autos, die das VW-Treffen in Borstel zu einer skurrilen Veranstaltung machen. Da gibt es Leute, wie den 21-jährigen Niklas Schneider aus Plön in Schleswig-Holstein, der mit einem Dutzend Kumpels angereist ist, um mit seinem sogenannten Fun-Car über das Flugplatzgelände zu rasen und es qualmen und krachen zu lassen. „Deswegen sind wir hier“, sagt Daniel Wirges, dem das Auto zusammen mit Schneider gehört. Er selbst hat daran geschraubt und getüftelt. Um es knallen zu lassen, muss die Zündung unterbrochen und Kraftstoff eingespritzt werden, erklärt der Kraftfahrzeugtechnikmeister.

Man kann das Auto – einen alten Passat – durchaus als Karre bezeichnen. Das Fahrzeug ist nicht mehr straßentauglich und an allen Ecken und Enden umgebaut. „Uns wollte jemand die Stoßstange abkaufen“, sagt der 21-jährige Daniel Wirges. „Da haben wir gesagt, das geht nicht, da musst Du schon den ganzen Wagen nehmen“, erzählt er mit einem Grinsen. 100 Euro haben sie am Ende dafür bekommen. Mit einigen Kumpels auf dem Dach und im Kofferraum cruisen Schneider und Wirges über das Gelände. Einige von ihnen haben schon mehr als ein Bierchen weg.

Den ganzen Tag über fahren die Fun-Cars kreuz und quer über das Gelände, gleichzeitig steigt einem der Geruch von Gegrilltem in die Nase. Nicht nur die Reifen und Auspuffe qualmen. Andererseits liegen überall gelehrte Flaschen herum, mancher schläft trotz Höllenlärm seinen Rausch aus.

Für Zeitvertreib sorgen Events wie das Viertel-Meile-Rennen, Burn-Outs oder Sexy Car Wash – am Abend gibt es Techno-Beats und GoGo-Girls.

Aber nicht alle Teilnehmer mögen es derart heiß. Da ist beispielsweise der 43-jährige Markus Licht aus Wittingen, er ist mit Sohn Marcel und seiner „Ratte“ dabei. Als „Ratte“ bezeichnen die Auto-Freaks Fahrzeuge, die absichtlich scheußlich gemacht werden. Bei den Auto-Treffen werden Pokale nicht nur für die größten Clubs, die weiteste Anreise und den besten Umbau, sondern auch für die „beste Ratte“ verteilt. Der gelernte Kfz-Mechaniker, der auch schon als VW-Testfahrer gearbeitet hat, hat einen 94er Golf III „umgestaltet.

Während andere mit Säure und Essig loslegen, hat er sein Auto eine Zeit bei Wind und Wetter „gleichmäßig rosten“ lassen. Während andere Fans eine Chaos-Ratte oder Stand-Ratte haben, versucht er es mit Konzept und Fahrtüchtigkeit. Bei allen Demontagen, Aufbauten und Innenausstattung vom Flohmarkt ist sein Auto noch vom TÜV zugelassen. „Manchmal holt mich die Polizei raus, Probleme gibt es aber nicht.“

Einen ganz anderen Blick auf sein Auto hat dagegen der 33-jährige Matthias Rumpf aus dem thüringischen Steinthaleben. Er hat seinen Polo 6N aus dem Jahre 1999 zu einem Gesamtkunstwerk der feinen Art umgebaut. In Anlehnung an den Schokoriegel Mars ist das Auto außen schwarz und innen weiß-braun. „Ich stecke jeden Cent dar rein“. Am teuersten ist die Ausstattung mit Alkantaraleder. Rumpf ist pingelig, wenn es um sein Auto geht, das er in Borstel nicht aus den Augen lässt. „Wenn es heute nass gewesen wäre, dann wäre ich gar nicht losgefahren.“