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Eiserne Hochzeit Ehepaar ereilt ein Brief aus Berlin

Auf 65 Jahre Eheglück haben am Mittwoch Ursula und Karl-Heinz Mollenhauer aus Seehausen angestoßen.

Von Sabrina Trieger 24.09.2015, 01:01

Seehausen l Der Bräutigam von einst, der heute seinen 87. Geburtstag feiert, erinnert sich noch gut daran, wie er seine Herzdame in Seehausen kennengelernt hat. „1946 beim Tanzen im Hopfengarten“, erzählt er. Und beide sind sich einig: „Es war Liebe auf den ersten Blick“.

Nach vier Jahren „wilder Ehe“ stellte der damals 21-Jährige seiner Liebsten dann in einer Eisdiele in Burg die alles entscheidene „Willst du mich heiraten?“-Frage, „die sie sofort mit Ja beantwortet hat“, erzählt Karl-Heinz Mollenhauer weiter. „Danach sind wir beide zusammen in ein Schmuckgeschäft gegangen und haben uns silberne Ringe gekauft, die wir auch heute noch im Schmuckkästchen liegen haben.“

Goldene Ringe hätte man sich zu der Zeit nur dann leisten und anfertigen lassen können, wenn man eigenes Gold beim Goldschmied abgegeben hätte, erzählt das Paar, dass sich am 23. September 1950 das Ja-Wort in der St.-Laurentius-Kirche vor Pfarrer Demmel gab.

„Vieles, was heute selbstverständlich ist, Einkaufen was das Herz begehrt, war fünf Jahre nach Kriegsende ein Wunschtraum. Damals hat man in den Geschäften kaum etwas bekommen, selbst Lebensmittel gab es zumeist noch auf Marken“, erzählt Ursula Mollenhauer (84). Und so borgte sie sich ihr Brautkleid sowie einen Zylinder für ihren Mann in der Bäckerei Silberborth. „Die Frau hatte glücklicherweise dieselbe Größe wie ich. Das Kleid saß wie angegossen und ich hatte eine ganz lange Schleppe“, erzählt die gebürtige Seehäuserin. Ihr Tipp für eine glückliche Beziehung: „Man muss sich verstehen und Vertrauen haben. Und viel gemeinsam unternehmen.“

Beide erinnern sich gern an ihre Urlaube in Königshütte im Ferienheim der Hydraulik zurück. „Selbst nach der Wende zog es uns immer wieder in den Harz“, erzählt Karl-Heinz Mollenhauer, der mit seiner Ursula auch gern das Erzgebirge, Tschechien, Ungarn und Polen bereiste. Ihre Liebe wurde 1953 mit der Geburt ihres Sohnes Klaus-Dieter gekrönt. Er und seine Frau Renate machten sie zu Großeltern von zwei Enkeltöchtern – Sandra und Stefanie.

Dass ihr Eisernes Hochzeitsjubiläum etwas besonderes und seltenes ist, macht auch der Brief aus Berlin, den die Mollenhauers gestern Morgen im Postkasten hatten, deutlich. Das an das Paar gerichtete Glückwunschschreiben ist von Bundespräsident Joachim Gauck unterzeichnet: „Es ist schön zu wissen, dass Menschen so lange durch viele Jahrzehnte glücklich zusammenleben, alles teilen und Verantwortung füreinander und andere übernehmen. Das besondere Glück, die Eiserne Hochzeit feiern zu können, wird nur wenigen zuteil.“

In diesem Jahr feiern in der Stadt Wanzleben - Börde insgesamt drei Paare Eiserne Hochzeit, 2014 waren es nur zwei.