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Archäologie Ausgrabungen liegen auf Eis

Die Ausgrabungen in der Seehäuser St.-Laurentius-Kirche liegen auf Eis. Die Behörde fordert für weitere Arbeiten 9000 Euro.

Von Sabrina Trieger 30.07.2016, 01:01

Seehausen l Mitte Juli erst begonnen, haben die Archäologen ihre Arbeit in der St.-Laurentius-Kirche auch schon wieder niedergelegt. „Es liegt hier derzeit alles auf Eis“, bestätigt Seehausens Pfarrer Thomas Seiler.

Der Grund: Die 3500 Euro, die die Gemeinde allein für die in Vorbereitung auf die Fußbodensanierung notwendigen Ausgrabungsarbeiten eingeplant hat, sind bereits aufgebraucht. Der Denkmalschutz fordert nun laut Seilers Ausführungen weitere 9000 Euro von der Gemeinde, um die Arbeiten fortsetzen zu können. „Geld, das wir für diesen Zweck aber nicht haben“, merkt Seiler völlig ratlos an. „Solange wir die 9000 Euro nicht aufbringen, liegt die Baustelle brach.“

Die ursprünglich für die Ausgrabungen eingeplanten 3500 Euro sollen nun insgesamt mit 12500 Euro zu Buche schlagen. „Mit dieser zusätzlichen Ausgabe haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet. Bislang wurden ja auch nur alte Fundamente und Gräber gefunden, von denen wir schon vorher wussten. Denn das Gotteshaus war auf der Fläche, auf der einst auch ein Friedhof war, erweitert worden. Wir haben im Vorfeld wirklich alles gut geplant. So viele Menschen haben uns geholfen, um den Plan um die Fußbodensanierung endlich realisieren zu können. Allein schon Dank des Arbeitseinsatzes, bei dem im Juni 45 Helfer die alten Pflastersteine sowie haufenweise Kies aus dem rund 200 Quadratmeter großen Kirchenschiff gekarrt haben, konnten wir jede Menge Geld sparen. Eigentlich lief alles wie am Schnürchen. Und nun das“, sagt er.

Der Wunsch, die Kirche mit neuem Betonfußboden wieder für den Erntedankfestgottesdienst schmücken zu können, sei bereits in weite Ferne gerückt.

„Erst wenn wir die 9000 Euro zahlen, gibt der Denkmalschutz das Kirchenschiff wieder frei. Wir können nur hoffen, dass wir das Geld kurzfristig zusammen bekommen. Wie wissen wir allerdings noch nicht. Am Mittwoch werden sich die Kirchenräte treffen und darüber beraten, wie es weiter geht. Vielleicht hat ja irgendeiner eine Idee. Wenn nicht, kann es sein, dass wir nicht einmal Heiligabend in der Kirche feiern können. Denn die Archäologen rücken erst dann wieder an, wenn das Geld da ist. Wie lange sich ihre Arbeiten dann noch hinziehen könnten und ob nicht noch mehr Geld gefordert wird, ist unklar“, berichtet Pfarrer Seiler. 

Mitarbeiter des mobilen Archäologieteams hatten Mitte Juli damit begonnen den Boden des Kirchenschiffs zu untersuchen. Dabei waren sie auf ein Grab gestoßen, „das aber schon gestört gewesen ist“, hatte Jana Vogt, Archäologin vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, beim Vorort-Termin mit der Volksstimme erklärt. Vor den Stufen, die zum Altar führen, hatte sie zudem zwei Gruften entdeckt.  Näheres konnte sie dazu aber nicht sagen.

Erst wenn die Archäologen alles untersucht haben, kann der Fußboden begradigt und versiegelt werden.

Wann der Baustart für das rund 70 000 Euro teure Bauvorhaben erfolgen wird, steht damit vorerst in den Sternen.

Von der Ruine zur „offenen Kirche“ – so lautet das erklärte Ziel für die St.-Laurentius-Kirche. In die Restaurierung des Wahrzeichens sind so seit 2011 mittlerweile schon mehr als 600 000 Euro geflossen. Dem Einsatz der Seehäuser ist es zu verdanken, dass die im 14. Jahrhundert errichtete Kirche, die seit Beginn der siebziger Jahre ohne Dach und damit bereits als Ruine am Markt der kleinen Bördestadt stand, aus ihrem mehr als 40-jährigen „Dornröschenschlaf“ geweckt werden konnte.

Allein für die Sanierung des Fußbodens kommen 20 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, weitere 10000 Euro von der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler, 7500 Euro von der Hoffmann-Stiftung mit Sitz in Hamburg. Der Kirchenkreis Egeln unterstützt den Bauplan mit 12 500 Euro. „Die restliche Summe trägt die Kirchengemeinde zusammen mit dem Förderverein Seehäuser Kirchen“, fügt Seiler hinzu.

Komplett vor Wind und Wetter geschützt ist die Kirche Dank neuer Fenster erst wieder seit anderthalb Jahren. Im November 2012 war der Cabriokirche ein neues „Verdeck“ aufgesetzt worden.