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Ausstellung Verschiedene Furniere im Einklang

In der Wanzleber Bibliothek werden Intarsienbilder gezeigt. Der ehemalige Tischlermeister Gerhard Weihe aus Seehausen hat sie gestaltet.

Von Constanze Arendt-Nowak 10.02.2016, 00:01

Seehausen / Wanzleben l Wenn Gerhard Weihe in der Veranda sitzt, genießt er nicht nur den Blick in den Garten hinein, sondern ist besonders in der kalten Jahreszeit zumeist hochkonzentriert. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt den Intarsienbildern, die der Senior mit viel Liebe zum Detail anfertigt. An der Wand hinter ihm fallen einige kahle Stellen auf, Nägel verraten, dass hier auch Bilder hingen.

Die sind jetzt in der Wanzleber Stadt- und Kreisbibliothek. Denn dort hat Gerhard Weihe bereits vor ein paar Tagen eine Ausstellung seiner Intarsienbilder aufgebaut, die am Donnerstag, 11. Februar, um 15 Uhr offiziell eröffnet wird. Bis in den Mai hinein werden die Bilder dann zu den Öffnungszeiten im frisch renovierten Lesesaal betrachtet werden können.

Doch es ist längst nicht die erste Ausstellung des Seehäusers. Bereits im November 2011 hat er hier in der Bibliothek einen Einblick in sein Hobby gegeben. „Da ich in den vier Jahren nicht untätig war und eine Menge neuer Bilder gestaltet habe, werde ich auch vor allem Bilder neueren Datums zeigen“, erklärt Gerhard Weihe, der seine Kunstwerke zudem auch schon mehrmals in Remkersleben, Ampfurth und im Tischlereimuseum der Familie Timme in Eilsleben zur Schau gestellt hat.

Sein Interesse für die Intarsien hat sich schon vor Jahrzehnten entwickelt. Bereits als er als Lehrling einen Ausflug zu einem Möbelwerk in Dresden unternahm, erregte die dortige Intarsienschneiderei bei ihm besondere Aufmerksamkeit. Und er hatte Glück: Da sich der Meister in seinem Lehrbetrieb ebenso für solche Arbeiten interessierte, brachte er ihm nach Feierabend so manche Tricks bei. So wusste Gerhard Weihe auch gleich, dass man in dieses Hobby viel Zeit investieren muss.

Diese Zeit – die ihm während der Dienstjahre oft fehlte – fand er im Rentenalter. Nun ist er häufiger, wenn nicht gerade die Gartenarbeit ruft, mit den Furnieren zugange. „Der Maler kann sich die Farben mischen, die er braucht, ich muss mir aus den Furnieren das raussuchen, was passt“, so Gerhard Weihe. Das ist auch bei seinem aktuellen Werk so, das er schlicht und einfach mit „Geometrie 4“ betitelt. Geometrische Figuren schweben darauf im Raum.

Seine Motive findet Gerhard Weihe zumeist in Büchern und Zeitschriften. Die Entwürfe, die er danach anfertigt, werden dann kopiert und vergrößert. „Zu Weihnachten hat er ein Buch bekommen, in dem er lesen sollte, in den Abbildungen, die da enthalten sind, hat er aber gleich was gefunden, was er nacharbeiten wollte“, verrät Ehefrau Helga, die seine größte Kritikerin ist. Lesezeichen, in dem Buch verraten, dass Gerhard Weihe noch einiges vorhat. Manchmal, so fügt er hinzu, würde er sich aber auch selbst Motive ausdenken und sie dann mit Motiven kombinieren, die er woanders findet.

Die Kleinteiligkeit der Bilder lässt erahnen, wie viel Fingerfertigkeit der Senior aufbringen muss, wenn er die Elemente aus verschiedenen Furnierarten zusammensetzt. Mal ein Teil aus dunklem Furnier, das daneben in ganz hellem Furnier und ein anderer Teil des Bildes wieder in einer anderen Struktur. Manchmal sind die einzelnen Teile, wie beispielsweise Augen, nur wenige Millimeter groß. Und sie begeistern den Betrachter dennoch, wie Helga Weihe aus Erzählungen weiß.

Jedes Bild ist ein Unikat, auch wenn Gerhard Weihe das Motiv schon einmal verwendet hat. „Das Furnier ist immer anders, die Struktur unterscheidet sich“, erklärt er.

Wer in die Historie guckt, erfährt, dass die Technik der Intarsia schon über 3000 Jahre alt ist. Funde, die aus Ãgypten stammen, sind ein Beweis dafür. Wie viel Zeit eine Arbeit in Anspruch nimmt, kann Gerhard Weihe vorher nicht genau sagen. Es gibt kleine Arbeiten, die aufgrund der kleinen Elemente zeitraubend sind, aber auch große Arbeiten, die ebenso viel Zeit in Anspruch nehmen, weil sie aus einer Vielzahl von Elementen bestehen. Gerhard Weihe hat sich an beides schon herangewagt. Die Motive sind dabei vielfältig – mal sind es biblische Motive, mal Stillleben oder auch mal ein tanzendes Paar oder eine Sehenswürdigkeit aus der Heimat.