1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Unheimliche Brandnacht in der Börde

Brandserie Unheimliche Brandnacht in der Börde

In Klein Wanzleben soll ein Brandstifter zwei Wohnhäuser angezündet haben. Die Polizei ermittelt.

15.01.2021, 04:50

Klein Wanzleben l Der Schock und die Bestürzung sitzen am Freitagmorgen noch immer tief bei den Einwohnern des Wanzleber Ortsteils Klein Wanzleben. Hier war in der Nacht ein Großbrand ausgebrochen, welcher viele Fragen aufwirft. Zwei weitere Brände lassen kaum Platz für Interpretationsspielraum. Zwei Jungen werden hingegen zu heimlichen Helden. Die Kurzfassung zum Großbrand gibt es im Video.

Es ist 0.16 Uhr als in einigen Wanzleber Ortsteilen die Sirenen ertönen. Schon nach kurzer Zeit steht fest, dass die Lage ernst ist. In der Alten Hauptstraße steht der Dachstuhl eines Wohngebäudes in Flammen. Schnell breiten sich das Feuer aus, ebenso schnell haben die Einsatzkräfte aber auch einen massiven Löschangriff mittels Drehleiter gestartet. Sie können den Schaden am Brandort begrenzen, trotzdem wird die halbe Dachkonstruktion ein Raub des Brandes. Darunterliegende Wohnungen werden durch das Löschwasser unbewohnbar.

„Glücklicherweise gab es bisher keine Verletzten", erklärt Polizeieinsatzführer Uwe Wege vom Polizeirevier Börde. „Die Anwohner haben noch vor Eintreffen der Feuerwehren das Haus verlassen können." Diese waren durch zwei aufmerksame junge Männer gerettet worden. Joel Flügel und Kumpel Alexander sind um die Uhrzeit noch wach. Als sie den Brand bemerken, reagieren sie geistesgegenwärtig. „Wir haben die Bewohner wach gemacht und ihnen gesagt, dass sie sofort rausmüssen", erklärt Flügel. Anschließend hatten die Jungs den Notruf gewählt. Als Helden betrachten sich die beiden trotzdem nicht. Für sie sei es wirklich sehr aufregend gewesen, mehr aber auch nicht.

Während die Löscharbeiten in der Alten Hauptstraße laufen, kommt plötzlich Hektik in den Reihen der Einsatzkräfte auf. Nur 200 Meter entfernt, in der Rabbethgestraße, soll ebenfalls der Dachstuhl eines Wohnhauses brennen. Polizisten die bereits vor Ort sind, unternehmen mit einem Feuerlöscher erste Löschversuche und verhindern somit einen zweiten Großbrand. Auch hier kommen Kräfte der Feuerwehr zum Einsatz und löschen die letzten Glutnester. Allerdings ist es nicht der erste Brand an diesem Tag. Wie ein Anwohner berichtet, war bereits am späten Nachmittag Feuer in dem Gebäude gelegt worden. Hier hatten die Bewohner den Brand noch selber löschen können.

„Natürlich prüfen wir aktuell eventuelle Zusammenhänge", erklärt Polizist Uwe Wege noch am Brandort. Mehr wolle er dazu vorerst nicht sagen, auch nicht zur Brandursache. Nach Volksstimme-Informationen hat die Polizei bereits einen Tatverdächtigen im Visier, welcher möglicherweise alle drei Brände gelegt haben soll. Noch in der Nacht laufen in Klein Wanzleben die Fahndungsmaßnahmen der Polizei an. Dabei kommt unter anderem auch ein Spürhund der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau zum Einsatz. Jedoch verläuft dessen Suche ohne Ergebnisse. Auch die Prüfung mehrerer Adressen, wo sich der Tatverdächtige regelmäßig aufhalten soll, bleibt ohne Erfolg. Das mögliche Tatmotiv soll nach unbestätigten Informationen ein eskalierter Beziehungsstreit sein.

Durch die Brände ist nach ersten Einschätzungen ein Sachschaden von mehr als 100.000 Euro entstanden. Noch in der Nacht nahmen Ermittler der Kriminalpolizei die Spurensuche auf. Im Einsatz waren neben einem Dutzend Polizisten auch 65 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst. Die Hauptstraße war am frühen Freitagmorgen noch immer vollgesperrt.