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Bürgerhaus Im Einsatz gegen den Stillstand

Das Remkersleber Bürgerhauses muss dringend saniert werden. Doch derzeit herrscht absoluter Stillstand.

Von Sabrina Trieger 03.08.2016, 01:01

Remkersleben l „Seit bereits acht Jahren hoffen wir auf Fördermittel, um das Remkersleber Bürgerhaus endlich sanieren zu können“, sagte Ortsbürgermeister Christian Becker Montagabend gleich zu Beginn der Ortschaftsratssitzung, zu der er auch die Mitglieder des Bauausschusses eingeladen hatte.

Der anschließende Rundgang durch das im 17. Jahrhundert erbaute Bürgerhaus sowie der Anblick des mehr als maroden Saals, in dem sich zu DDR-Zeiten ein Konsum mit Fleischerei befand, machte allen Anwesenden ohne große Erklärungen schnell klar, worum es Becker ging.

„Das Denkmal ist in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Wir wissen wie die Haushaltslage ist und kennen auch die Situation, wenn es um Fördermittel geht. Solch eine Sanierung gehört zu den freiwilligen Aufgaben der Kommune. Und so kommt es, dass man das Bauprojekt mittlerweile schon gar nicht mehr im Haushalt findet. Es wäre mehr als nur schade, wenn man unser Bürgerhaus irgendwann zuschließen müsste“, fasste der Ortschef den Stand der Dinge kurz und knapp zusammen.

Er stellte auch klar, dass, wenn von der Sanierung des Bürgerhauses die Rede ist, es nicht nur allein um den alten Saalanbau gehen würde. Und so zeigte er den Bauausschussmitgliedern die jüngste Flickarbeit, die im denkmalgeschützten Fachwerkhaus erledigt werden musste. „Im Flur vor den Toiletten mussten wir ein Loch im Fußboden, das sich ungewöhnlich tief abgesenkt hatte, um einen halben Meter ausheben und neu verfüllen“, erklärte er. Der Grund hierfür sei vermutlich ein Feuchtigkeitsproblem. Die geflickte Stelle im sonst gefliesten Flurstück wird derzeit mit einem Teppichläufer kaschiert. Denn für diese und weitere Schönheitskorrekturen fehlt nunmal das Geld.

Genauso wie für die Restaurierung des rund 100 Quadratmeter großen Saalanbaus. „Deshalb würden wir gern mit freiwilligen Helfern Arbeitseinsätze organisieren wollen, um die Decke, die Zwischenwände und den Fußboden herauszureißen. Doch hierfür stellt sich vorab die Frage, was ist vom Denkmalschutz erlaubt?“, fragt sich Becker.

Und das zurecht, meint Bauausschussmitglied Norman Aris. „Empfehlenswert wäre, alle in Eigenleistung geplanten Maßnahmen für das Bauamt aufzulisten und diesen Plan dann der Denkmalschutzbehörde zukommen zu lassen.“

Die letzte Kostenschätzung für die Sanierung des Fachwerkhauses und des Saals, habe vor acht Jahren bereits bei knapp 300 000 Euro gelegen, räumte Bürgermeisterin Petra Hort (Linke) bei der Begehung ein. Derzeit steht das Sanierungsvorhaben für das Jahr 2021 im Haushaltsplan, „mit einem Gesamtvolumen von 330 000 Euro“, erklärt die Rathauschefin. „Es könnte dann auch sein, dass sich die Remkersleber entscheiden müssen, ob sie das Haus oder den Saal saniert haben möchten“, erklärt sie. Hoffnung darauf, dass die Stadt für das Bauprojekt vor dem Jahr 2021 Gelder zur Verfügung stellen könnte, ließ die Bürgermeisterin nicht aufkommen. „Vorher bekommen wir den Haushalt nicht gedeckelt“, meinte Petra Hort.

Das große Ziel der Remkersleber ist, im Ort wieder einen eigenen großen Saal zu haben, „ohne für jede Veranstaltung immer gleich ein Zelt mieten zu müssen“, erklärte Ortsrat Steffen Hochsieder. „Sinnvoll wäre es den Saal Stück für Stück, erst einmal als kalten Raum mit Hilfe der Bürger und Betriebe, wieder herrichten zu lassen, bevor er bis 2021 gänzlich verfallen ist. Wir wollen ja keinen Prunkbau“, erklärte Hochsieder weiter. Nicht nur für Konzerte und Feiern, auch die Kita könnte den Saal dann für Sport und Spiel nutzen.

Die Bereitschaft mit anzupacken, sei da, betonte Ortschef Christian Becker immer wieder. Denn die Remkersleber wollen nicht länger warten und tatenlos mit ansehen, wie der Zahn der Zeit ungehindert am Denkmal nagt. „Und genau dieses Engagement der Remkersleber sollte man jetzt nicht ausbremsen, in dem man immer wieder sagt, was alles nicht geht. Deshalb sollten wir die Fragen, welche Arbeitsschritte in Eigenleistungen im alten Saal bewerkstelligt werden können, so schnell wie möglich an den Denkmalschutz schicken“, brachte es Norman Aris kurzum auf den Punkt.

Denn lang und zäh hat sich hier ja schon die Odyssee um die Antragstellung auf Fördermittel gestaltet. Die letzte Absage für das Projekt hatte es laut Angaben der Bürgermeisterin erst 2014 gegeben. Aufgrund des millionenschweren Haushaltsdefizites fehlt der Stadt auch weiterhin das nötige Kleingeld, um solch ein Bauprojekt in Angriff nehmen zu können.