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Flüchtlinge Junge Migranten mit Träumen

Zwölf minderjährige Flüchtlinge leben derzeit in Wanzleben. Sie haben zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

Von Sabrina Trieger 14.10.2016, 01:01

Wanzleben l In Wanzleben haben mittlerweile zwölf unbegleitete minderjährige Migranten aus fünf verschiedenen Ländern ein neues Zuhause gefunden. Und zwar in jenem Fachwerkhaus, das hinter der evangelischen Kita „Regenbogen“ liegt. Die Wogen, die Anfang des Jahres gegen die Wohnstätte für minderjährige Flüchtlinge seitens einiger Bürger hochgeschlagen waren, sind längst geglättet.

Um sich und ihr Heim der Öffentlichkeit vorzustellen, hatten die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Betreuern Mittwochnachmittag erstmals zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

Zur Eröffnung des Festes, bei dem es auch landestypische Kuchenspezialitäten wie beispielsweise Bananenfladen gab, hatten sie unter dem Titel „I have a dream“ (übersetzt: Ich habe einen Traum) ein kleines Theaterstück einstudiert. Hierfür hatten alle Zwölf ihren Traum kurz und knapp auf ein Plakat geschrieben. „Chefkoch werden“, „Meine Mutter wiedersehen“, „Reporter werden“ oder „Glück, Erfolg und Hoffnung“ war hier in Großbuchstaben zu lesen.

Betreut werden die jungen Männer, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind, vom Diakonie-Burghof-Team um Daniel Schulz und Kerstin Kaluza-Riecke. Und zwar rund um die Uhr. „Von den acht pädagogischen Fachkräften ist immer jemand vor Ort“, merkt Schulz als Leiter der Wohnstätte an. Die 15- bis 17-Jährigen kommen aus Syrien, Afghanistan, Mali, Tunesien und Albanien.

„Bei uns sollen sie ein Zuhause finden“, betonte Pfarrerin Annett Lazay vom Diakonieverein Heimverbund Burghof, der die Wohnstätte vom evangelischen Kirchenkreis für die nächsten drei Jahre angemietet hat. Sie konnte zum Tag der offenen Tür zahlreiche Besucher begrüßen. „Hier sollen alle zusammenkommen. Freunde und Einheimische. Wir wollen informieren und die Normalität zeigen. Denn die Jugendlichen, die hier wohnen, kommen nur aus einer anderen Ecke der Welt. Sie haben sich mutterseelenallein auf den Weg gemacht und sind auch so hier angekommen. Wenn man keine Familie hat, tut das der Seele nicht gut. Die Jugendlichen aufzufangen, dafür sind wir als christlicher Verein da“, sagt sie.

Den ersten Jugendlichen hatte Daniel Schulz hier in Wanzleben bereits am 10. Februar in Empfang genommen. „Derzeit besuchen zehn von zwölf Jugendlichen die berufsbildende Schule in Oschersleben. Für den elften haben wir den Schulantrag gestellt. Der zwölfte und mit 15 Jahren der jüngste im Bund geht in Wanzleben auf die Sekundarschule“, berichtet Schulz, der bereits seit Jahren in der Jugendhilfe tätig ist. Maximal 15 Plätze bietet das einst vom Kirchenkreis als Bildungshaus genutzte Objekt. „Wichtig ist uns zu vermitteln, dass wir keine Gemeinschaftsunterkunft sind. Bei uns sollen die Jugendlichen zur Ruhe kommen, sich sicher fühlen und Vertrauen gewinnen“, erklärt die pädagogische Leiterin Kerstin Kaluza-Riecke, die sich mit den Jungen auf Deutsch verständigt. „Durch die Schule lernen sie von Tag zu Tag mehr und mehr Deutsch. Sie sind alle sehr bemüht, unsere Sprache zu erlernen.“

In der Unterkunft, die neben Aufenthaltsräumen und einer Gemeinschaftsküche insgesamt acht Schlafzimmer mit Bad bietet, können die Minderjährigen bis zum 18. Lebensjahr dauerhaft wohnen. „Wir nehmen Jungen ab dem 14. Lebensjahr auf. Mit dem 18. Geburtstag können sie dann entweder in eine Gemeinschaftsunterkunft oder in eine Wohnung wechseln“, erklärt Daniel Schulz.