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Gerätehausbau Ein Vorhaben mit viel Wenn und Aber

Neubau - aber wo? Diese Frage schwebt über dem Vorhaben, in Eilsleben ein modernes Feuerwehrgerätehaus zu errichten.

Von Ronny Schoof 26.10.2016, 22:03

Eilsleben l Es mutet fast wie Handeln auf dem Basar an: Die eine Seite möchte etwas bauen, benötigt dafür aber von der anderen Seite ein Grundstück. Das von der einen Seite ins Auge gefasste Bauland mag die andere aber nicht hergeben und versucht also, dem Interessenten andere Flächen schmackhaft zu machen.

Auf der einen Seite steht die Verbandsgemeinde Obere Aller als Trägerin der Feuerwehr, auf der anderen die Gemeinde Eilsleben, die damit hadert, dass ihre Feuerwehr aus der Ortsmitte verschwinden soll. Dazwischen steht sie, die Ortsfeuerwehr Eilsleben mit einem veralteten Gerätehaus und mehr als 30 Mitgliedern, unter denen sich angesichts des Hickhacks um ihre künftige Einsatzzentrale zunehmend Frustration ausbreitet.

„So langsam wissen wir nicht mehr weiter“, sagt Ortswehrleiter Johannes Erben. Insbesondere nach der jüngsten Sitzung des Eilsleber Gemeinderats sei „der Unmut bei den Kameraden sehr groß“ gewesen. Statt des Grundsatzbeschlusses zur Veräußerung des gewünschten Grundstücks hat sich der Rat für einen Aufschub unter Verweis auf „weiteren Klärungsbedarf“ entschieden. „Das war sehr unbefriedigend für uns, und irgendwie kommt es uns so vor, als ob die Gemeinde Eilsleben der Verbandsgemeinde auf unsere Kosten zeigen will, wer am längeren Hebel sitzt“, kommentiert Erben das Gezerre. Er räumt auch offen ein, dass es aufgrund dieser Situation „an der Basis derzeit gehörig rumort“.

Der Frust sitze mittlerweile tief, Erben befürchtet, dass daraus Wut und bittere Konsequenzen resultieren könnten: „Wir fühlen uns vom Gemeinderat wenig wertgeschätzt, und einige Aussagen in der Sitzung waren für uns ziemlich erschreckend, obwohl wir als ehrenamtliche Helfer immer für die Gemeinde da sind. Da stellt sich die Frage, wofür wir eigentlich unsere ganze Freizeit opfern und ja auch unsere Gesundheit aufs Spiel setzen. Was ist, wenn wir die Handbremse ziehen, weil wir keinen anderen Ausweg mehr sehen?“

Erben verweist auf die objektive Dringlichkeit in der Angelegenheit: „Die Feuerwehr Eilsleben platzt aus allen Nähten. Die Spinde der Einsatzkräfte stehen nicht nur zwischen den Fahrzeugen, nein, wir müssen auch schon ein Einsatzfahrzeug in einer anderen Halle im Gewerbegebiet unterstellen. Wenn das Tanklöschfahrzeug demnächst ersatzbeschafft werden muss, wird es leider auch nicht mehr im aktuellen Gerätehaus stationiert werden können, denn es passt einfach nicht durch das Tor.“

Umgezogen wird sich also in der Fahrzeughalle, Duschen und WC stehen nur unzureichend zur Verfügung, und im ganzen Abmaß ist das bisherige Objekt in der Thälmannstraße schlicht zu klein für den elementar wichtigen Feuerwehrstandort Eilsleben und seine künftigen Zwecke. Anders ausgedrückt: Das Gerätehaus erfüllt in jeglicher Hinsicht längst nicht mehr die Anforderungen, seien es die versicherungstechnischen, die bedarfs- oder die DIN-gerechten. All das kommt auch in der Risikoanalyse der Verbandsgemeinde zum Ausdruck und hat zu den Neubauplänen geführt, die 2018/19 realisiert werden sollen, untermauert von der Absicht der Ortswehren Eilsleben und Ummendorf zum freiwilligen Zusammenschluss.

Die umstrittene Standortfrage jedoch blockiert seit Monaten das weitere Vorgehen. Folgend ein Überblick zu den diskutierten Optionen:

Damit ist der von der Verbandsgemeinde und den beiden Feuerwehren favorisierte Standort an der Verbindungsstraße zwischen Eilsleben und Ummendorf (B 245) gemeint: ortseingangs rechterhand, neben der Sekundarschule, wo sich derzeit ein Schotterparkplatz befindet. Benötigt werden rund 3000 Quadratmeter des gut viermal so großen Grundstücks der Gemeinde Eilsleben. Vorteile: Standort auf halber Strecke zwischen beiden Wohnorten, der Raum für alle fünf geplanten Fahrzeugstellplätze bietet und die Ausrückzeiten nicht beeinträchtigt. Nachteil: zusätzliche Kosten durch die Erschließung.

Laut der auf Eilsleber Wunsch hin in Auftrag gegebenen Wirtschaftlichkeitsanalyse ist es dennoch die geeignetste Variante. Was die Gemeinde Eilsleben noch anzweifelt – und auch deshalb zögert, weil sie die Fläche für eine eventuelle Erweiterung der Schule und des Schulsportgeländes in der Hinterhand behalten will. Der hierfür zuständige Landkreis hat allerdings bereits schriftlich versichert, dass Maßnahmen in dieser Größenordnung nicht geplant seien. Die Feuerwehr argumentiert zudem, dass genügend Fläche für die Sportanlage übrig bliebe.

Ein weiterer Punkt: Eilsleben mag nicht auf die Parkfläche verzichten, die insbesondere bei Veranstaltungen in der Sporthalle zum Tragen kommt. Befürchtet wird, dass womöglich dann die Feuerwehr zugeparkt werde. Verbandsgemeindebürgermeister Frank Frenkel hält dagegen: „Wir könnten im Zuge des Neubaus zusätzliche befestigte Parkflächen auch dergestalt schaffen, dass die Feuerwehr beim Ausrücken nicht behindert wird. Das kann man doch alles regeln.“

Ein jüngst von der Gemeinde Eilsleben ins Spiel gebrachter, aber noch nicht auf Realisierung abgeklopfter Vorschlag, der daher auch nicht in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung berücksichtigt worden ist. Standort an fast selber Stelle, nur auf der anderen Straßenseite der B 245, in der bestehenden Schrebergartenanlage. Hier handelt es sich um Pachtflächen der evangelischen Kirche. Einzelne Parzellen müssten noch leergezogen oder umgesiedelt werden. Ungeachtet seiner Vermutung, dass es „wohl schwierige Verhandlungen“ werden würden, hat Frank Frenkel in Aussicht gestellt, bei der Kirche vorzufühlen, ob eine Einigung grundsätzlich erzielt werden könnte. Einzelheiten und Ergebnis also offen.

Die von Eilslebens Bürgermeister Manfred Jordan favorisierte Variante – das Gerätehaus in der Thälmannstraße würde an selber Stelle neu hochgezogen werden, so entstünde auch kein verwaistes Objekt in der Ortslage. „Die Feuerwehr gehört doch auch eigentlich bürgernah in den Ort“, sagt Jordan. Nachteil: Adäquat zur Erschließung der „Grünen Wiese“ schlagen hier die Abriss- und Entsorgungskosten zusätzlich zu Buche. Ferner würde der fünfte Stellplatz wegfallen – unterm Strich sozusagen weniger Qualität fürs annähernd gleiche Geld.

Die Sorge um die Nachnutzung im Fall des Umzugs ohne Abriss hält die Verbandsgemeinde für übertrieben, es habe sogar schon eine Anfrage eines Gewerbetreibenden gegeben, der dort eine Werkstatt einrichten wolle. „Das Objekt ist für die Feuerwehr nicht mehr ausreichend, aber für andere Zwecke sicherlich interessant und in guter Lage“, meint Frank Frenkel.

Die freiwillige Feuerwehrfusion Eilsleben/Ummendorf wäre bei dieser Variante wohl vom Tisch, das haben beide Wehren deutlich gemacht.

Weitere Alternativen, die die Gemeinde Eilsleben nach dem Aufschub des Grundsatzbeschlusses vor zweieinhalb Wochen nun der Verbandsgemeinde unterbreiten will. Eine sei im Gewerbegebiet verortet, erklärte Manfred Jordan auf Volksstimme-Nachfrage, was allerdings seinem Wunsch nach der „Feuerwehr im Ort“ widerspräche.

Die Ortswehrfusion bliebe wohl auch hier unvollzogen – zu weit weg von Ummendorf, was sich auch negativ auf die Ausrückzeit auswirken würde. Ein weiteres Grundstück käme laut Jordan aus Sicht der Gemeinde infrage, ohne dazu konkret zu werden.

Die Paukenschlag-Variante, die nach Volksstimme-Informationen tatsächlich ernsthaft geprüft wird. Frank Frenkel bestätigte, dass Ummendorfs Bürgermeister Reinhard Falke in Anbetracht der zähen Verhandlungen bisher mit einem entsprechenden „Da könntet ihr sofort loslegen“-Angebot auf die Verwaltung zugekommen sei und man sich das „zumindest mal genauer anschauen“ werde.

Der Träger könnte in diesem Fall also an der Gemeinde Eilsleben vorbei den Neubau forcieren. Durchaus bestehenden Animositäten zwischen beiden Orten wäre dieser Schritt zuträglich – im negativen Sinne. Fraglich ist auch, ob die Ortswehr Eilsleben hier mitziehen würde; der Grad der Frustration und des Gefühls der Geringschätzung müsste schon enorm sein. Letztlich scheint diese Variante eher ein politisches Mittel zu sein, um den Entscheidungsdruck auf den Gemeinderat Eilsleben zu erhöhen.