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SpendenaufrufGebürtiger Wanzleber kämpft gegen Krebs

Matthias Kunkel ist an einem Gehirntumor erkrankt. Ehemalige Mitschüler aus Wanzleben sammeln Spenden für eine erfolgreichen Therapie.

Von Constanze Arendt-Nowak 11.04.2017, 01:01

Wanzleben l „Helft Matthias!“ steht in dicken Lettern in einer der oberen Ecken eines Plakates, das derzeit an einigen Stellen in Wanzleben zu sehen ist. Aufgehängt haben die Plakate einige junge Frauen und Männer, die einst mit Matthias Kunkel in Wanzleben zur Schule gegangen sind und deshalb besonders an seinem Schicksal teilhaben. Sie wollen dem Slogan nicht nur persönlich folgen, sondern noch weitere Mitstreiter finden, die Matthias Kunkel finanziell unter die Arme greifen.

Der 36-Jährige lebt seit November des vergangenen Jahres mit der Gewissheit, an einem sehr bösartigen Gehirntumor erkrankt zu sein. Nachdem er von Symptomen wie starken Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Sehbeeinträchtigungen und völliger Schwäche geplagt wurde, wurden ihm in einer riskanten Operation große Teile eines Tumors entfernt. Er saß tief im Stammhirn und konnte wegen seiner Nähe zu neurologisch lebensnotwendigen Arealen nicht vollständig entfernt werden. „Die Operation habe ich soweit gut überstanden und es grenzt schon an ein Wunder, dass ich lebe“, schreibt Matthias Kunkel auf seiner Internetseite.

Als er anschließend von der Bösartigkeit des Tumors erfuhr, war sein Kampfgeist geweckt. Er begann seinen persönlichen Kampf gegen den Krebs. Doch allein mit der sechswöchigen Strahlen- und Chemotherapie war es nicht getan. „Man muss immer etwas gegen den Tumor tun, da er sehr aggressiv ist und immer weiter wächst“, sagt Matthias Kunkels Lebensgefährtin Sandra Könning. Den besten Weg zu einer erfolgreichen Behandlung müssen beide ganz allein finden, denn der Erfolg einer Standardbehandlung wird nicht sehr hoch eingeschätzt, wie sie weiter erklärt.

Um zu gesunden und den Krebs langfristig zu verdrängen, setzt Matthias Kunkel jetzt seine ganze Hoffnung in eine Immuntherapie mit dem Medikament Nivolumab. Regelmäßig jede zweite Woche nimmt er dafür den strapaziösen Weg von Laatzen bei Hannover, wo er heute seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat, zu einem Arzt in Darmstadt auf sich. Die Behandlung kostet ihn viel Kraft, momentan ist er nicht arbeitsfähig.

Doch in diesem Zusammenhang musste der junge Mann auch begreifen, dass nicht alle seinen Kampf gegen den Krebs mitgehen. Seine Krankenkasse, zum Beispiel, hat die Kostenübernahme für die Therapie mit Nivolumab abgelehnt. Wie Sandra Könning berichtet, wird das Medikament in Deutschland zwar bereits für die Behandlung von schwarzem Hautkrebs und Lungenkrebs erfolgreich eingesetzt und wird so auch von der Krankenkasse getragen, für die Behandlung eines Gehirntumors ist es aber noch nicht genug erforscht. Selbst teilweise überforderten Ärzten sahen sie und Matthias Kunkel sich gegenüber. Besonders vor dem Hintergrund des geringen Heilungserfolges durch die einzig und allein anerkannte Strahlen- und Chemotherapie ist das für das Paar unfassbar.

„Um leben zu können und zu dürfen, muss man als Patient selbst nach alternativen Therapien suchen und seinen eigenen Weg leider alleine finden“, sagt Matthias Kunkel, der es auch bedauert, dass in Deutschland Therapien erst bezahlt werden, wenn der Standard versagt. „Auch wenn Ärzte um die Gefährlichkeit des Tumors wissen“, fügt er traurig hinzu.

Die Therapie kostet etwa 100.000 Euro pro Behandlungsjahr, und muss, wenn sie anschlägt, dauerhaft alle zwei Wochen fortgesetzt werden. Mit allergrößtem Überlebenswillen möchte Matthias Kunkel die Therapie trotzdem durchziehen. Über die Internetseite www.helft-matthias.de hat er eine Spendenaktion ins Leben gerufen. „Das Geld wird ausschließlich für meine Behandlung verwendet. Sollte es nicht mehr für Behandlungen verwendet werden können, wird es der Krebsforschung oder der Hirntumorhilfe gespendet“, erklärt Matthias Kunkel, der dankbar ist, dass Familie, Freunde und Bekannte in der schweren Zeit hinter ihm und seiner Lebensgefährtin stehen. „Wir glauben an unseren gemeinsamen Weg“, gibt er sich optimistisch.

Zu den Bekannten, die hinter ihm stehen, gehören auch seine ehemaligen Schulkameraden in Wanzleben. Und sie hoffen, dass genügend Spenden zusammenkommen, um die komplette Therapie zu finanzieren. Mitten in den Vorbereitungen für ihr Klassentreffen, das am 6. Mai stattfindet, traf sie die Nachricht von Matthias‘ Schicksalsschlag. „Ich habe es über einen gemeinsamen Freund erfahren“, berichtet Michaela Nannke. Und ein Entschluss war schnell gefasst: Es werden Plakate verteilt, um auf die Spendenaktion hinzuweisen, und beim Klassentreffen selbst wird für Matthias, den sie früher immer nur „Paul“ nannten, gesammelt.