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Für Zivilcourage ausgezeichnet

Dass Menschen Zivilcourage zeigen, ist nicht üblich. Kommt es doch mal vor, haben sie sich eine Auszeichnung verdient. So wie Fabian Brückner und René Dressel.

Von Dennis Lotzmann 28.07.2015, 17:12

Wernigerode l Der Fall hatte vor einigen Wochen in Wernigerode für einiges Aufsehen gesorgt. In der Nacht zum 27. Juni hatten gegen 1.30 Uhr die beiden Mitarbeiterinnen eines Gasthauses die Bareinnahmen im Geldautomaten einer Bank in der Nähe des Nicolai-Platzes einzahlen wollen. Dabei wurden sie laut Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck von einem maskierten, 36 Jahre alten Mann, überrascht. „Er schubste sie laut den Aussagen zur Seite und versuchte, rund 3000 Euro aus dem Einzahlungsfach des Automaten zu stehlen.“

Und hier kommen der 23-jährige Fabian Brückner und der 24-jährige René Dressel ins Spiel. Brückner, der mit Freunden auf einer Bank am Nico saß, hatte erst die beiden Kellnerinnen in den Kassenraum der Bank gehen sehen. Dann den Tatverdächtigen. „Er hat sich vor der Tür die Maske übergezogen und ist rein.“ Brückner hinterher. Im Kassenraum warf der kräftige junge Mann den mutmaßlichen Räuber zu Boden. René Dressel, der kurz darauf in die Bank kam, half ihm dabei. Währenddessen hatten Freunde der Beiden die Polizei gerufen, die den mutmaßlichen Täter verhafteten.

„Prima Sache“, kommentierte Tilo Schott, der Leiter der Wernigeröder Polizeidienststelle, das Eingreifen der beiden jungen Männer. Als Anerkennung für ihre Zivilcourage überreichte er den Beiden am Donnerstagnachmittag ein kleines Präsent und eine Urkunde, mit der ihre „wertvolle Mitarbeit“ bei der Verhinderung eines Verbrechens gewürdigt wird. Ihr Verhalten sei vorbildlich gewesen.

Aber auch nicht ganz ungefährlich, wie den Beiden im Nachhinein klar wurde. „Er hätte auch ein Messer haben können“, sagt Dressel über den Täter. Auch Brückner, der ohne viel nachzudenken eingegriffen hat, rät anderen Menschen für solche Fälle: „Erst mal vorher überlegen, was man tut.“ Doch Beide sind auch sicher, dass sie in einer ähnlichen Situation genauso wieder handeln würden. René Dressel will sich zwar nicht als Vorbild bezeichnen, glaubt aber auch über seinen Einsatz: „Das macht nicht jeder.“ Und Fabian Brückner hält sein Handeln für selbstverständlich: „Ich würde das wieder tun.“

Für die beiden Wernige­röder war ihr Verhalten vielleicht eine Selbstverständlichkeit, viele andere würden aber nicht so reagieren. Dienststellen-Leiter Schott hat zumindest „subjektiv das Gefühl“, dass solche Fälle von Zivilcourage im Laufe der Jahre abgenommen haben. Doch Polizeisprecher Uwe Becker kann ein wenig Hoffnung machen: In den vergangenen Monaten sei die Zahl solcher Auszeichnungen für Zivilcourage angestiegen.

Aber auch der Polizeisprecher weist daraufhin, dass sich niemand selbst in Gefahr bringen sollte. Zivilcourage bedeute auch, nicht einfach wegzusehen, sondern die Polizei rufen und andere dazu auffordern, ebenfalls mitzuhelfen und im Notfall einzugreifen.

Den beiden Frauen, die überfallen wurden, gehe es mittlerweile wieder, sagt Brückner. Und die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft gegen den 36 Jahre alten Tatverdächtigen aus Wernigerode liefen in den vergangenen Tagen auf Hochtouren, berichtet Oberstaatsanwalt Roggenbuck. Die Ermittlungen sind binnen drei Wochen abgeschlossen worden und münden nun in die Anklage. „Wir haben den Beschuldigten wegen versuchten Raubes angeklagt.“

Der Mann sei im Rahmen der Ermittlungen voll geständig gewesen, obendrein gebe es eine sehr eindeutige Videoaufzeichnung vom Tatort. Auch der Staatsanwalt lobt Brückner und Dressel.„Mit diesem couragierten Eintreten haben sie diesen Raubüberfall ganz klar vereitelt.“, lobte Roggenbuck.