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Hotel Am Anger Kleines Hotel gewinnt großen Preis

Das Wernigeröder Hotel Am Anger ist mit einem Mittelstands-Preis ausgezeichnet worden - sehr zur Freude der Mitarbeiter.

Von Regina Urbat 15.10.2015, 01:01

Wernigerode l Der Herr mit dem hoch ausgestrecktem Arm fällt sofort ins Auge. „Es ist der große Preis des Mittelstandes“, sagt Kerstin Nagy und nimmt die Metallfigur aus dem Regal. Nach kurzem Schweigen, das sympathisch zurückhaltend wirkt, berichtet die Chefin vom Hotel Am Anger über die Hintergründe der Auszeichnung.

Für den Wettbewerb vorgeschlagen wurde das Wernigeröder Hotel von der Kreisverwaltung. Deutschlandweit waren es 5009 Unternehmen, überwiegend aus der Industrie und dem Handwerk. Eine Jury nominierte dann 400 Bewerber und wählte davon die Besten. „Und wir haben einen großen Preis als Finalist bekommen, was soviel wie Zweitplatzierter bedeutet“, sagt Kerstin Nagy, ohne zu verhehlen, dass sie darauf stolz sei.

Die Statue, die kein dotierter Preis ist, steht für die Anerkennung des Mittelstandes. Somit werden kleinere Unternehmen ins Rampenlicht gehoben, was oftmals nur den Konzernen vorbehalten ist. „Und dass es unser kleines Hotel mit 40 Zimmern und 85 Betten geschafft hat, freut mich besonders“, sagt die 53-Jährige. Bislang sei gerade die Hotellerie bei der Mittelstands-Preisvergabe wenig vertreten gewesen. „Die Bedeutung ist scheinbar bei der Politik angekommen“, so die Wernigeröderin und fügt hinzu: „Es sagt sich schnell, der Mittelstand ist das Rückgrat der Gesellschaft.“

Doch die Kleinen müssen ebenso viel wie die Großen tun, um sich am Markt zu behaupten. Für Kerstin Nagy, die seit 19 Jahren das Hotel leitet, und ihre zehn Beschäftigten bedeutet das, sieben Tage in der Woche ein ganzes Jahr über den Betrieb aufrecht erhalten und dabei die Familie unter einen Hut bekommen. „Wenn dann der Mann noch in Schichten arbeitet, wird die Dienstplanung ein echtes Puzzlespiel.“ Dennoch, Kerstin Nagy setzt wie für die Gäste auch beim Personal auf Familienfreundlichkeit und Zufriedenheit. Dass die verheiratete Mutter einer 22-jährigen Tochter in dieser Hinsicht nicht falsch liegt, beweise ihr die geringe Mitarbeiterfluktation und die sehr gute Auslastung des Drei-Sterne-Hotels sowie die neunmalige Ehrung mit dem TUI-Tourismuspreis.

Das allein hat den Preis aber nicht ausgemacht. Andere Kriterien wie Entwicklungsgeschichte des Hauses, Wirtschaftskennzahlen, Innovation und Modernisierung, Sicherung der Arbeitsplätze sowie Engagement in der Region, Kundennähe und Service wurden mit großer Zufriedenheit erfüllt. Deshalb, so Kerstin Nagy, „ist die Auszeichnung nicht allein mein Verdienst“.

Allen voran sei es Uwe Steinmann und seiner Familie zu verdanken, dass das Hotel so erfolgreich ist. 1994 habe die Erbengemeinschaft das alte Bauerngehöft in der unteren Breiten Straße gekauft, es unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu einem Hotel umgebaut und es zwei Jahre später eröffnet. Außen historisch erhalten, im Inneren modern und individuell eingerichtet, das macht den Reiz für viele Gäste aus, sich Am Anger nicht nur einmal einzumieten.

In den Umbau haben die Steinmanns damals über eine Millionen D-Mark investiert und auch anderenorts in Wernigerode erfolgreich Hand angelegt. Beispielsweise bei ihrem ersten Projekt, als sie 1991 den Kleiderwerk-Komplex zum Angerzentrum mit Wohn- und Geschäftshäusern umgebaut haben. Uwe Steinmann und sein Bruder Klaus waren auch Planer und Bauherrn des Hasseröder Ferienparks und des Wohnparks Holtemme. „Und sie haben durchaus weiter Interesse, etwas in Wernigerode für die Stadt zu tun“, sagt Kerstin Nagy.

Die Hotelchefin will sich mit ihrem Team ebenfalls weiter für die Belebung der Stadt engagieren. Wie in den Vorjahren beteiligt sich das Hotel Ende Oktober mit dem Auftritt des Schokoladenmädchens wieder am Schokoladenfestival und richtet erneut einen Adventsmarkt auf dem Hof in der Vorweihnachtszeit aus.

Im Blick ist außerdem eine Jubiläumsfeier zum 20. Bestehen des Hotels im kommenden Jahr. „Wir planen ein Sommerfest im Juni, für unsere Gäste und für die Wernigeröder“, sagt die Hotelchefin, während sie den „Herrn mit hoch ausgetrecktem Arm“ behutsam zurück ins Regal an der Rezeption stellt.