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Sanierung Im Heideviertel tut sich was

Das Heidemühle-Quartier ist eine der letzten Flächen in der Altstadt von Wernigerode, das auf eine Belebung wartet. Nun gibt es Hoffnung.

Von Regina Urbat 11.11.2015, 00:42

Wernigerode l Im Heidemühle-Quartier wird wieder gebaut. Das alte Nebengelass wurde abgerissen, die Sanierung fortgesetzt. Anfang 2014 hat der neue Eigentümer das 1800 Quadratmeter große Grundstück vis-a-vis der Harzsparkasse in der Gustav-Petri-Straße von der Stadtverwaltung gekauft. Darauf befinden sich eine Getreidemühle, eine alte Gerberei, die zuletzt jahrelang als Vulkanisierwerkstatt genutzt wurde, ein Wohnhaus, eine Getreidemühle und weitere historische Nebengebäude.

Der vordere Gebäudeteil wurde bereits vom vorherigen Investor weitgehend fertiggestellt. Der jetzige Eigentümer hat die Filiale der Friseur und Kosmetik eG „Charmant“ als Vermieter übernommen und will nebenan eine Gaststätte mit Küchentrakt einrichten. Im nächsten Vierteljahr will der aus Wernigerode stammende Bauherr seinen ersten Sanierungsabschnitt abschließen.

Dazu gehört die Komplettierung der Dachhaut für die Gerberei nach historischem Vorbild. Das gelbe, längliche Gebäude, das der Eigentümer selbst „Banane“ nennt, bekommt ein Harzer Doppeldach. Demnach wird unter den Ziegeln nicht die herkömmliche Folie, sondern Holz verwendet und mit Tonziegeln, sogenannten Linkskrempern, gedeckt.

Ebenso sollen die Sanierung der Fassade und der Innenausbau der Gaststätte erfolgen. „Die Gestaltung der Außenanlagen und die Bepflanzung werden bis zum nächsten Frühjahr warten müssen“, erläutert der Investor.

Für das kommende Jahr ist außerdem die Gestaltung des Innenhofes geplant. Für die alten Gebäude, die an der Mittelstraße angrenzen, „wird noch ein Nutzungskonzept erarbeitet.“ Gleiches gelte für das ehemalige Wohnhaus auf der Ecke Mittel-/Heidestraße.

Klare Vorstellungen hat der Geschäftsmann hingegen für die industrielle Mühle in der Heidestraße/Ecke Hinterstraße. Das große gelbe Backsteingebäude wurde 1901 errichtet und war als elektrisch betriebene Getreidemühle bis 1991 in Betrieb. Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen war sie nach der Wende nicht mehr rentabel und wurde stillgelegt.

25 Jahre später soll das denkmalgeschützte Gebäude nun zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut werden, wohlwissend, dass das unter Erhalt der Altbausubstanz ein ehrgeiziges Unterfangen ist. „Das Gesamtvorhaben hat einen erheblichen Umfang und ist anspruchsvoll. Leicht verrückt ist das schon“, sagt der Eigentümer. Doch er habe sich bewusst dazu entschlossen und möchte mit der Sanierung der historischen Immobilien einen Beitrag für die Verschönerung der Altstadt leisten. „Für mich steht nicht im Vordergrund, so schnell wie möglich Rendite zu bekommen; das wird sicherlich lange dauern.“ Vielmehr habe der gebürtige Wernigeröder Freude daran, wie aus einer Gewerbebrache „etwas Neues, Dauerhaftes entstehen kann“.

Die Sanierung im Heidemühle-Quartier ist der zweite Anlauf. Zunächst suchte man im Rathaus viele Jahre vergebens nach einem Investor für das Areal, bevor 2009 ein Wernigeröder den Zuschlag bekam. Dieser hatte die Erlebnisgastronomie als Schwerpunkt seines Konzepts und wurde den baulichen Auflagen, die an den Kaufvertrag gebunden waren, nach Einschätzung der Stadtverwaltung gerecht.

Wie die Volksstimme im April 2011 berichtete, hatte er das Grundstück und Gebäude gesichert und damit begonnen, Dächer und Fassaden auszubessern. In der Gerberei wurde elf Monate nach Unterzeichnung des Vertrages die Charmant-Filiale eröffnet. Nicht nachgekommen ist jedoch der damalige Eigentümer seiner Pflicht, zum vereinbarten Termin die Kaufsumme an das Rathaus zu zahlen.

So platzte letztendlich der Kaufvertrag, die Stadt holte sich ihr Eigentum zurück und vermietete den Friseursalon selbst, bis zum erneuten Verkauf an den neuen Investor.