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Am Regenstein Neue Schule ohne Sporthalle

Die Grundschule "Am Regenstein" in Blankenburg ist neu. Dennoch gibt es Ärger. Es fehlt eine Sporthalle.

Von Jens Müller 24.01.2016, 08:00

Blankenburg l Er fördert Koordinationsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit, Ausdauer, Kraft, aber auch soziales Verhalten und die geistige Entwicklung von Kindern: der Sportunterricht. Doch seit dem Einzug in ihre neue Schule im Sommer 2015 können die Mädchen und Jungen aus dem Regenstein nur noch sehr eingeschränkt Sport treiben. Denn die benachbarte Sporthalle ist wegen gravierender Mängel seit Jahren gesperrt. Ein Neubau noch nicht in Sicht.
Die von der Stadtverwaltung angebotene Lösung, den Sportunterricht in einem Saal des nahegelegenen Sportforums abzuhalten, rief bereits zu Schuljahresbeginn Lehrer und Elternvertreter auf den Plan. Ihre Frage: Warum können die Grundschüler nicht in der Halle des Sportforums unterrichtet werden, die ja der Stadt gehört? Stattdessen wird die Halle in den Vormittagsstunden vom Gymnasium "Am Thie" (Träger ist der Landkreis Harz), der Bundeswehr und Polizei genutzt.
Immerhin, so informierte Schulleiterin Petra Gruhn vor Jahresfrist die Mitglieder des Sozialausschusses, gebe es ein sehr kollegiales Einvernehmen mit dem Gymnasium. So konnte erreicht werden, dass vier Klassen in der großen Halle ihren Sportunterricht abhalten können. Um die Zeit, unter anderem wegen des längeren Weges zur Halle, effektiver zu nutzen, sei der Stundenplan umgebaut worden. Dadurch wurde zwar die reine Sportzeit erhöht, "wir können den Lehrplan aber nur minimal erfüllen", erklärte Petra Gruhn vor den Ausschussmitgliedern. Das bestätigte auch Sportlehrerin Ute Gebhardt. "Turnen ist nur auf Sparflamme möglich. Es ist schwierig, Geräte zu bewegen", schilderte sie.
Der Ausweichraum sei außerdem sehr laut und biete keinen Prellschutz. Der Fußboden ist nicht geeignet", schätzte Petra Gruhn ein. Trotz aller Einschränkungen sei sie trotzdem dankbar, dass die Räume genutzt werden können.
Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) sagte der Schulleitung zu, die offenen Punkt mit dem Technischen Eigenbetrieb und dem Fachbereich Soziales im Rathaus abzuklären. "Es ist zwar ein Provisorium, aber mögliche Mängel müssen wir abstellen", erklärte das Stadtoberhaupt.
Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte sich die Stadtratsfraktion Pro Blankenburg/Grüne des Themas angenommen. Nach Akteneinsicht beim Technischen Eigenbetrieb, der das Sportforum bewirtschaftet, wird in erster Linie die Vertragsgestaltung zum Vermieten der Sporthalle an Kreisverwaltung, Bundeswehr und Polizei kritisiert. "Als einziges Interesse der Stadt ist abzulesen, einen Deckungsbetrag für die im Sportforum entstehenden Kosten zu erzielen", heißt es in dem abschließenden Bericht der Ratsfraktion. "Vertragliche Regelungen, die der Stadt eine Nachsteuerung ermöglichen würde, ohne die Vereinbarung selbst kündigen zu müssen, sind nicht ablesbar", heißt es weiter. Somit fehle ein geeignetes Instrument, die Grundschule im Zuge eines Interessenausgleichs in die Hallennutzung einzubeziehen."Der Vertrag ist schlichtweg phantasielos", urteilten Ulrich-Karl Engel und seine Fraktionskollegin Annekatrin Wagner.
Sie weisen außerdem darauf hin, dass die schlechten Bedingungen für den Sportunterricht in der Regenstein-Schule nicht neu seien. Trotz dieses zeitlichen Vorlaufs sei aus der Aktenlage nicht ersichtlich, dass es seitens der Verwaltung Initiativen gegeben habe, "in den Prozess einzugreifen und im Sinne eines Interessenausgleichs zwischen den Vertragspartnern und einer lehrplangerechten Unterrichtsversorgung in der Grundschule tätig zu werden." Stattdessen habe es persönliche Absprachen zwischen den Schulleitern und Lehrern der Grundschule und des Gymnasiums gegeben.
Aus ihrer Sicht werde die "Ausweichlösung" trotz aller Bemühungen um einen Hallenneubau wohl noch Jahre anhalten. Sie hoffen derweil, dass aus dem "Provisorium" kein Dauerzustand wird.
Immerhin hatte der Blankenburger Stadtrat in einer Sondersitzung im November Grünes Licht gegeben, sich am Bundesprogramm "Soziale Infrastruktur" zu beteiligen. Darüber soll versucht werden, den Neubau einer Turnhalle für die Regenstein-Schule zu realisieren. Nach derzeitiger Kostenschätzung betrage die Bausumme 2,37 Millionen Euro, die Förderung würde aber 90 Prozent betragen.