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Straßenbeleuchtung Wernigerode spart mit Dämmerlicht

Die Stadtverwaltung und die Stadtwerke wollen bei der Straßenbeleuchtung in Wernigerode sparen. Moderne Technik senkt den Stromverbrauch.

Von Katrin Schröder 19.05.2016, 01:01

Wernigerode l Wer nachts durch die Straße Am Tünnekenberg geht, dem fällt die Veränderung erst auf den zweiten Blick auf. Die Straßenlaternen verbreiten in dem Wernige­röder Wohngebiet nach 22 Uhr schummriges Licht, während sie nebenan Am Kastanienwäldchen heller scheinen. Das ist Absicht: Die Lampen sind heruntergedimmt und verbrauchen dadurch weniger Strom. Noch in diesem Jahr soll auch in Silstedts Oberdorf die Anlage umgestellt werden, wie der Ortschaftsrat kürzlich beschlossen hat.

Wie das funktioniert, erklären Uwe Dehn, beim städtischen Hochbauamt zuständig für die Straßenbeleuchtung, und Stefan Streichert, Leiter Stromnetz und Straßenbeleuchtung der Stadtwerke. Der Energieversorger kümmert sich im Auftrag der Verwaltung um Bau und Planung sowie Betrieb und Instandhaltung der städtischen Laternen.

Mit zwei neuen, vorgeschalteten Steuerschränken können die Techniker die Intensität des Lichtes regulieren. Bis 20 Uhr sollen die Laternen mit voller Kraft scheinen, danach um ein Drittel heruntergeregelt, und nach 22 Uhr können sie bis 5 Uhr früh um ein weiteres Drittel reduziert werden.

Das reiche gerade noch aus, um die Straße zu beleuchten, versichert Streichert. „Auch fußläufig kann man den Weg noch sehr gut sehen, ohne zu stolpern.“ Das sei eine Alternative zur sogenannten Halbnachtschaltung, bei der jede zweite oder dritte Straßenlaterne abgeschaltet wird. „Der Nachteil dabei ist: Wir haben immer wieder helle Stellen und dunkle Löcher“, sagt Uwe Dehn. Dies habe Am Tünnekenberg zu Diskussionen geführt: Während die einen über zu helle Lampen klagen, fordern die anderen mehr Licht vor dem Haus, um zum Beispiel Einbrecher abzuschrecken.

Mit dem Dämmerlicht sind bisher offenbar alle zufrieden. Beschwerden gibt es nicht, die Stadt spart Am Tünnekenberg knapp 40 Prozent Strom. Binnen vier Jahren hätte die Anlage die Anschaffungskosten wieder eingespielt, wie Stefan Streichert vorrechnet.

Sparen ist das Ziel: Rund 5400 Leuchten brennen nachts in Wernigerode und den Ortsteilen und verbrauchen rund zwei Millionen Kilowattstunden. Rund 650 000 Euro kostet dies laut Plan im laufenden Jahr. Um die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen, sollen die vorhandenen Anlagen besser genutzt werden.

In Silstedts Oberdorf könne ohne Probleme gedimmt werden, so Uwe Dehn. Dort bestehe eine neue Beleuchtungsanlage mit Halbnachtschaltung, die mit der neuen Dimmtechnik effektiver gefahren werden kann. Nach Anfragen der Einwohner und dem Ja des Ortschaftsrats soll bis Herbst das neue System installiert werden. Ob das auch im Unterdorf möglich ist, wird geprüft.

Nicht überall sind die technischen Voraussetzungen gegeben. Daher werden zum Beispiel an Ortsausfahrten und in Gewerbegebieten teils Lampen ausgeschaltet oder die Helligkeit auf andere Weise gesenkt. „Wir orientieren uns an den Schichtzeiten“, sagt Uwe Dehn. Etwas dunkler wird es dadurch zwischen 22.30 und 4.30 Uhr.

Allerdings seien die Natriumdampfhochdruckleuchten, die fast überall in der Stadt und den Ortsteilen leuchten, bereits recht effizient in puncto Energieverbrauch, sagen Uwe Dehn und Stefan Streichert. Seit der Sanierung der Fußgängerzone hat die Stadtverwaltung in die Lampen mit dem warmen, gelben Lichtschein investiert.

Seinerzeit steckte die LED-Technik noch in den Anfängen, erklärt Uwe Dehn. Das habe sich geändert. „Mittlerweile sind die Leuchten unheimlich effizient und preiswert geworden. Ab jetzt wird es richtig interessant, diese einzusetzen.“ Allerdings erst, wenn die Natriumlampen in die Jahre kommen. „Es hat keinen Sinn, jetzt umzurüsten, wenn ein bestimmtes Alter noch nicht erreicht ist“, so Dehn.

Anders sieht es in Schierke aus. „Fast der gesamte Ort ist mit Quecksilberdampflampen ausgestattet“, erklärt Stefan Streichert. Die wenig effizienten Leuchten werden nicht mehr vertrieben, weshalb mittelfristig LED-Lampen installiert werden sollen. Ebenso werde bereits im Zuge von Straßensanierungen die stromsparende Technik eingesetzt, zum Beispiel im Wohngebiet um Georgiistraße und Plemnitzstraße sowie in der Feldstraße.

Die verschiedenen Lampentypen sollten jedoch nicht nebeneinander leuchten – denn der Unterschied fällt ins Auge. „Die LED-Leuchten geben ein kühleres Licht ab“, sagt Uwe Dehn – auch in der warmweißen Variante, die in Wernigerode eingesetzt wird. Das hat für Diskussionen gesorgt, denn das Licht präge das Stadtbild – nicht zuletzt bei den Gästen. Urlauber finden Wernigerode gerade auch bei Nacht schön, sagt Uwe Dehn. „Viele freuen sich über die Art der Beleuchtung.“